Der Württembergische Kunstverein versteht sich als ein Ort der offenen Auseinandersetzung mit den vielfältigen Ansätzen und Praktiken der zeitgenössischen Kunst – und ihren weit reichenden gesellschaftlichen Bezugsfeldern. Offen heißt hier vor allem, dass wir die Vermittlung von Kunst nicht als deren Festschreibung verstehen, sondern als das Aktivieren mehrschichtiger und auch widersprüchlicher Lesweisen.
Fokus zeitgenössische KunstZeitgenössische KünstlerInnen haben ihre Praktiken längst auf weit verzweigte gesellschaftliche Bereiche ausgedehnt und dabei die klassischen institutionellen Rahmenbedingungen auf äußerst kreative Weise überfordert. Sie arbeiten heute zwischen den Rollen von KünstlerInnen, KuratorInnen, ZeitschriftenherausgeberInnen, DesignerInnen, ArchitektInnen, DokumentaristInnen, ForscherInnen, ProgrammiererInnen, BetreiberInnen von Webforen oder unabhängigen Institutionen – und vielem mehr. "Klassische" Medien wie die Zeichnung, Malerei, Skulptur, Fotografie und Videokunst werden von KünstlerInnen einer permanenten Neubestimmung unterzogen. Sie haben sich überdies das Internet, Software, Computerspiele oder das Mobiltelefon als künstlerische Experimentierfelder angeeignet.
ArbeitsweisenFür eine Institution, die sich wie der Württembergische Kunstverein als Schnittstelle zwischen den sich permanent verschiebenden Praktiken der zeitgenössischen Kunst und ihren vielfältigen Öffentlichkeiten begreift, bedeutet dies zu allererst, die eigenen Funktionen und Vermittlungsformen zu erweitern. So laden wir zum Beispiel regelmäßig externe KuratorInnen dazu ein, Ausstellungen oder Veranstaltungen für den Kunstverein zu konzipieren. Auf dieser Basis entsteht ein Programm, das die Heterogenität der zeitgenössischen Kunst ebenso wie die Heterogenität kuratorischer Ansätze spiegelt.
Die Auseinandersetzung mit und Erprobung von prozesshaften und kollaborativen Arbeitsformen zählen für uns zu den besonderen Möglichkeiten, die ein Kunstverein bietet. Dies galt für Einzelausstellungen wie Muntadas. Protokolle (2006), Anna Oppermann (2007) und Postcapital (2008) ebenso wie für das zweijährige Projekt On Difference (2005-2006), den dreiwöchigen Workshop Spektakel Stadt (2006) oder Ausstellungen wie Subversive Praktiken (2009) und Re-Designing the East (2010).
SchwerpunkteDer Kunstverein hat sich in den letzten Jahren als Ort einer nachhaltigen und differenzierten Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Kontexten und Potenzialen zeitgenössischer Kunst positioniert, die von konzeptuellen und performativen über dokumentarische und aktivistische bis zu poetischen Ansätzen reichen. Auf der Basis der Zusammenarbeit mit internationalen KuratorInnen und KünstlerInnen wird dabei auch der Blick für sogenannte nicht-westliche Positionen geschärft.
Zeitgenössische Kunst beruht in hohem Maße auf Fragestellungen, die spätestens in den 1960er Jahren im Umfeld konzeptueller Ansätze und der Institutionskritik aufgeworfen wurden. In diesem Sinne beschäftigt sich der Kunstverein regelmäßig mit künstlerischen Positionen der 1960er bis 1980er Jahre, die einer Neubetrachtung unterzogen und/oder im Kontext aktueller Kunst reflektiert werden.
Der Kunstverein versteht sich überdies als Ort der Produktion zeitgenössischer Kunst, die von konkreten Werken bis hin zur Ausstellungsarchitektur reicht. So werden für die Ausstellungen in enger Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen jeweils individuelle Architekturen entworfen.
MitgliederausstellungDas Experiment der jährlichen Mitgliederausstellung besteht darin, künstlerische Positionen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, über kommunikative Prozesse zur „Sichtung“ zu bringen – und dabei Differenz nicht zu negieren, sondern produktiv wie kreativ damit umzugehen.
VermittlungDer Kunstverein führt jährlich rund 100 Veranstaltungen durch – Vorträge, Workshops, Seminare, Podien, Filmprogramme, Konzerte, Performances, Führungen, Künstlergespräche, Mitglieder Jour Fixe etc. –, die sowohl im Kontext der Ausstellungen als auch unabhängig davon stattfinden. Da zeitgenössische Kunst in hohem Maße auf interdisziplinären Arbeitsweisen beruht, reicht das Programm regelmäßig in benachbarte beziehungsweise scheinbar fremde Bereiche hinein.
Die mobile Werkstatt im Foyer des Kunstvereins umfasst verschiedene Archive, einen Kopierer und Internetzugang. Für jede Ausstellung wird ein spezieller Handapparat zusammengestellt, der hier eingesehen werden kann und oftmals nur schwer zugängliche Literatur umfasst. Darüber hinaus stehen hier internationale Kunstzeitschriften sowie die Neuzugänge des Kunstvereins, darunter aktuelle Kataloge aus dem Schriftenaustausch, zur Verfügung. Ein fester Bestandteil ist zudem das Archiv der Künstlermitglieder sowie seit 2009 die Expanded Cinema Study Collection und das Postcapital-Archiv. Auf der Website des WKV finden sich schließlich Audiomitschnitte von Vorträgen sowie frei herunterladbare Texte, Reader und dergleichen.
Der Württembergische Kunstverein Stuttgart liegt im Zentrum von Stuttgart direkt am Schlossplatz. Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus (Ausgang Königstrasse) ist der WKV zu Fuß in ca. 10 Minuten zu erreichen.