Aus der Rubrik der Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle ist mit dem "Blick auf Meran" ein Aquarell/Gouache von Edward Theodore Compton zu nennen. Vom Standpunkt des Malers aus, geht der Blick zunächst rechterhand zum Schloss Tirol und von dieser Anhöhe mit Weinberg schließlich auf Meran bis ins Etschtal hinein, das von der Etsch durchzogen wird. Compton, auch bekannt für seine Skizzen und Gemälde aus der Hochgebirgswelt, die er selbst als Bergsteiger erlebt und erklommen hat, zeigt hier eine naturgetreue südtiroler Landschaftsdarstellung. Als Bergmaler hat er damit den Schritt von einer romantischen Wiedergabe der Gebirgs- und Alpenregion hin zu einer realistischen Darstellungsweise bereits vollzogen. Dies ist eine Entwicklung, die sich im Zuge der fortschreitenden Erschließung und Erlebbarkeit der Bergwelt seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch in der Malerei niedergeschlagen hat. Comptons direkt vor der Natur entstandener "Blick auf Meran" kann zum Mindestgebot von 700 € ersteigert werden. Eine Federzeichnung in blauer Tinte von Marc Chagall, die sich auf einem Plakat zu einer Ausstellung zu den von ihm entworfenen und ausgeführten Glasfenstern für die Kathedrale in Metz befindet, wird zu einem Limitpreis von 2.500 € in der Auktion angeboten. Der französische Künstler jüdisch-russischer Herkunft hat sich auf dem Plakat für die Ausstellung vom 22. Mai bis 15. September 1964 im Musée des Beaux-Arts in Rouen mit einem Selbstportrait verewigt und dieses "Brigitte und Charles" gewidmet, womit das Künstler-Ehepaar Brigitte Simon und Charles Marq gemeint ist. Brigitte Simon ist die Tochter des Glasmeisters Jaques Simon, in Zusammenarbeit mit dessen Werkstatt Marc Chagall die Glasfenster in Metz verwirklichte. Brigitte Simon und Charles Marq sind und waren selbst in der Glaskunst tätig. Mit einer Bleistift-/Kreidezeichnung ist desweiteren der kolumbianische Künstler Fernando Botero vertreten. Boteros Figuren, auch in Skulptur und Plastik, sind von fülliger und voluminöser Gestalt, wobei seine figuralen Motive ein breites Spektrum aufweisen. Zirkusleute, Geistliche und Klosterschwestern, Musiker und Toreros treten auf seinen Bildern und Werken auf. Zu letzterem Themengebiet gehört die in Bleistift und Kreide auf rötlich gesprenkeltem Papier ausgeführte Zeichnung "Bullfight" (41 x 56 cm). Sowohl der Stier als auch der Torero weisen runde und üppige Formen auf. Sie befinden sich als Protagonisten im Bildvordergrund, das Publikum in der Arena ist nur in Form von kleinen Kreisen angedeutet. Boteros Stierkampfszene kommt zum Startpreis von 8.000 € unter den Hammer.
Zu den Hauptwerken unter den Gemälden zählt ein Damenportrait des aus München stammenden und zunächst dort tätigen Malers Louis Neustätter. Nach seinen Studienreisen nach Frankreich und Italien geht er ab 1854 für die folgenden 10 Jahre nach Wien und widmet sich dort überwiegend der Portraitmalerei. Mit der Datierung 1860 fällt auch die Entstehung des Gemäldes "Portrait einer eleganten Dame mit Rose im weißen Umhang" in diese Zeit. Neben der anmutigen Dame ist auf dem Bild auch die Ausführung des Gold- und Silberbrokatstoffes auffällig. Diese Art Hintergrundgestaltung mit wertvollen Stoffen und Materialien findet sich bereits ab dem 15. Jahrhundert auf religiösen Gemälden als Alternative zum Goldhintergrund, um die Besonderheit der dargestellten Person bzw. Heiligendarstellung zu kennzeichnen. Mit dem Brokatstoff beabsichtigte Neustätter vermutlich, die Bedeutung der portraitierten Dame in besonderer Weise hervorzuheben. Bei diesem Gemälde liegt der Startpreis bei 800 €.
Der gebürtige Frankfurter Maler Carl Morgenstern präsentiert sich in der Auktion mit der Ölstudie "Die Schleuse der Dammwiese am Rebstöcker Wald bei Frankfurt". Nach einem Aufenthalt in München und Studienreisen nach Italien in seinen frühen Jahren als Maler, kehrt er im Jahr 1837 nach Frankfurt zurück, wo er sich, abgesehen von weiteren Reisen, auch endgültig niederlässt. Die Studie, die zum Mindestgebot von 1.500 € zum Aufruf kommt, ist somit ein Motiv aus Morgensterns heimatlicher Gegend. Auf dem Versteigerungsprogramm steht auch eine Landschaftsszene von Camille Jean Baptiste Corot. Corot war Mitglied der Schule von Barbizon, die Künstlergruppierung um Théodore Rousseau, die sich im Wald von Fontainebleau den Studien direkt vor und nach der Natur widmete und damit die Entwicklung der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert maßgeblich beeinflusste. Corots "Flusslandschaft mit Fischer im Boot" zeigt ein Landschaftsmotiv bei gedämpftem Licht und wird zu einem Limitpreis von 4.500 € angeboten.
Mit einer winterlichen Szene ist der Autodidakt Anton Windmaier vertreten. Auf dem Ölgemälde "Dorf in weiter Winterlandschaft mit Personen auf dem Eis" arbeitet Windmaier flächig mit breit gesetzten Pinselstrichen. Mit der bereits niedrig am Horizont stehenden Sonne und der vorherrschenden bläulich-grauen und violetten Farbgebung im Bild, kündigt sich bereits der Abend dieses Wintertags an. Wie schon auf zahlreiche seiner Künstlergenossen, hatte in dieser Zeit vor allem die Dachauer Gegend eine große Anziehungskraft auf Windmaier, woher vermutlich auch das Motiv dieses Gemäldes stammt, welches zum Mindestgebot von 1.800 € ersteigert werden kann.
Unter den Hammer kommen desweiteren zwei Altmeister-Gemälde. Der Augsburger Maler Georg Philipp Rugendas d.Ä. zeigt eine Schlachtenszene. Von den Kämpfen und Geschehnissen des Spanischen Erbfolgekriegs und insbesondere von der Belagerung Augsburgs beeinflusst, findet sich diese Thematik häufig auf Rugendas’ Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken. Die "Schlacht- und Vertreibungsszene mit Reitern" kommt zum Startpreis von 2.600 € zum Aufruf. Bei dem zweiten zu erwähnenden Altmeister-Gemälde handelt es sich um ein religiöses Motiv, das dem Niederländer Jan Symonsz. Pynas zugeschrieben wird. Das kleinformatige, in Öl auf Holz gemalte Bild "Auferweckung des Lazarus" ist mit dem Startpreis von 2.000 € dotiert.
Ein weiteres religiöses Bildmotiv findet sich in dem Gemälde "Loreto-Madonna, umgeben von zwei Engeln", das in der Zeit um 1700 entstanden ist. In dieser Art der Darstellung umhüllt das Mariengewand, ähnlich einem Schutzmantel, Maria selbst mitsamt dem Jesuskind, das in seiner Linken den Reichsapfel hält. Der Legende nach sollen Engel das Haus der Heiligen Familie von Nazareth in den italienischen Ort Loreto getragen haben. Das Heilige Haus von Loreto zählt in der christlichen Ikonographie zu den sog. Marienreliquien. Das Bild mit der Darstellung der Loreto-Madonna wird zum Mindestgebot von 3500 € angeboten.
In der diesjährigen Frühjahrs-Auktion sind darüber hinaus auch drei namhafte Allgäuer Künstler vertreten. Zum Limitpreis von 1.200 € kann das "Stubeninterieur mit Gartenblumenstrauß auf Tisch" des einst in Kaufbeuren ansässigen Malers Paul Kauzmann ersteigert werden. Hauptmotiv ist dabei der Blumenstrauß, der den Großteil des Bildes einnimmt. Die Gartenblumen in hellen, leuchtenden Farben überbringen somit die sommerliche Atmosphäre der Natur im Freien, die nur durch einen Blick durch einen Fensterausschnitt am linken Bildrand ihren Ausdruck findet, ins Hausinnere.
Den "Vorfrühling im Allgäu" mit einer bereits blühenden Blumenwiese am Bachlauf, der vor einer Allgäuer Bergkulise in einen See mündet, hat der aus Ammendingen bei Memmingen stammende Josef Madlener in Bildform gebracht. Auf dem Gemälde, das in der Auktion zum Mindestgebot von 2000 € zum Aufruf kommt, überwiegen sowohl im Vorder- als auch Hintergrund violette und grüne Farbtöne. Der zeitgenössische Künstler Kilian Lipp, 1953 in Vorderhindelang geboren, präsentiert sich ebenfalls mit einem Frühjahrsmotiv, jedoch sowohl in Stil als auch im Sujet unterschiedlicher Art. Auf dem großformatigen Ölgemälde "Bauer mit Kuhherde an der Bergkapelle" ist in Form von Schneeresten der Winter in den Allgäuer Bergen noch spürbar. Lipp zeigt hier, wie häufig auf seinen Bildern, eine Szenerie aus seiner Allgäuer Heimat, für deren malerische Wiedergabe er seine eigene Sprache gefunden hat. Im flächigen Aufbau in breiten und locker gesetzten Pinselstrichen entdeckt der Betrachter sowohl impressionistische als auch expressionistische Züge, womit sich Lipp mit seiner individuellen Interpretation der Bildmotive in die Nachfolge der Kunst der Klassischen Moderne stellt. Mensch und Tier erscheinen silhouettenhaft und entindividualisiert ohne charakterliche Züge, werden eins mit Umgebung und Natur. Unter den Hammer kommt das Gemälde zum Startpreis von 3.500 €.
Unter den Objekten religiöser Kunst und Volkskunst mit insgesamt knapp 170 Positionen, ist eine Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jahrhundert aus braun gebeiztem Holz herauszugreifen. Unter dem Kreuz Christi befinden sich auf einem Sockel mit Blatt- und Blumenornamenten Maria, Maria Magdalena und Johannes. Das geschnitzte Werk kann zum Limitpreis von 600 € ersteigert werden. Die Rubrik Skulpturen, Figuren und Schnitzereien ist in der Auktion mit rund 120 Positionen vertreten. Darunter befinden sich drei dunkel patinierte Bronzefiguren aus China und dem sinotibetischen Sprachraum vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Eine sitzende Buddha-Figur auf einem Lotusthron mit Resten von Vergoldung und roter Bemalung aus China (H= 31 cm) wird zum Mindestgebot von 900 € angeboten. Zum Startpreis von 1000 € kann ein sitzender Amitayus auf Lotusthron (H= 26 cm), ebenso aus China stammend und mit Resten von Vergoldung und roter Bemalung versehen, ersteigert werden. Amitayus ist die Emanation des Buddhas Amitabha, der Buddha des unendlichen Lebens. Die sinotibetische Figur "Sitzender Gelupga Lama auf Lotusthron" mit Resten von Vergoldung wird zum Limitpreis von 900 € versteigert. Desweiteren kommt zum Mindestgebot von 1.500 € ein sitzender Jambupati-Buddha auf Lotusthron unter den Hammer. Der aus Burma stammende Buddha, mit den Maßen von 130 x 95 x 55 cm, ist aus weißem Marmor gearbeitet und partiell vergoldet.
Zu den Besonderheiten unter dem vielseitigen Angebot an Porzellan mit insgesamt rund 260 Positionen gehört ein Fischreiher auf Sockel der Marke Schwerter Meissen. Die farbig gefasste Figur, von Max Esser entworfen, wird zum Limitpreis von 800 € angeboten. Darüber hinaus finden sich in dieser Kategorie zahlreiche Objekte bekannter Marken wie Nymphenburg, KPM Berlin, Rosenthal und Herend.
Zum Aufruf kommen desweiteren rund 80 Positionen antike Möbel. Darunter befindet sich ein besonderes Möbelstück aus China, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Das Chinesische Hochzeitsbett mit geschlossenem Baldachin und Vorraum ist mit reliefierten Szenen sowie figuralen und floralen Ornamenten verziert und kann zum Mindestgebot von 2.000 € ersteigert werden. Auf dem Programm stehen außerdem zwei Schränke aus Kirschbaum. Der zum Teil ebonisierte Biedermeierschrank auf vier Sockelfüßen wird zum Limitpreis von 2.400 € angeboten. Der Startpreis für den Schrank aus Kirschbaum massiv mit zwei geschwungenen Türen mit eingelegten Kassettenfüllungen, profiliertem Sims und der Datierung "1795" liegt bei 500 €. Desweiteren wird ein Klappsekretär aus der Biedermeierzeit aus Obstholz angeboten. Das Möbelstück, das mit diversen Schubladen, Ablagen und Geheimfächern versehen ist, kommt zum Midestgebot von 600 € zum Aufruf. Ein Schrägklappensekretär mit Aufsatz aus Nussbaum aus dem 19. Jahrhundert, im barocken Stil gefertigt, wird zum Limitpreis von 2.200 € versteigert.
Allgäuer Auktionshaus Kühling e.K.
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