Lempertz Köln bietet in diesem Herbst drei Kataloge mit unterschiedlichen Programmen für Liebhaber von Kunstkammerobjekten und Kunstgewerbeobjekten von der Gotik bis zum frühen 20. Jh. Von herausragender Bedeutung ist eine niedersächsische Privatsammlung mit exzellenten Elfenbein-Objekten und Silber. Objekte dieser Qualität sind seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem deutschen Markt angeboten worden (siehe separaten Pressebericht).Neben der mit prachtvollen Stücken versehenen Auktion „Schätze aus einer niedersächsischen Sammlung“ mit dem Schwerpunkt Elfenbein und bedeutendem Silber präsentiert der Katalog „Ausgewählte Objekte“ gleichfalls zahlreiche bemerkenswerte Objekte. Beginnend mit dem Rarissimum einer romanischen gravierten Bronzeschale aus dem 12. Jahrhundert aus der Gruppe der sogenannten Hansaschüsseln (Lot 1101, € 60/80.000) wird das Angebot der frühen Objekte bereichert durch einen hochbedeutenden Satz von drei Renaissance-Kirchenfenstern (Lot 1102, € 160/200.000 und Lot 1103, € 80/100.000). Die beiden Pendant-Scheiben mit dem Hl. Sulpitius und dem Hl. Dionysisus zeigen die Patrone der Kollegiatskirche Saint Sulpice et Saint Denis in Diest/Belgien, die dritte Scheibe den Hl. Nikolaus, der 1523 von der Zunft der Dachdecker gespendet wurde. Alle Fenster sind im Corpus Vitrearum Medii Aevi Belgique 1974 abgebildet. Sie wurden im Zug von Renovierungsarbeiten ab 1846 entfernt und durch zeitgenössische Repliken ausgetauscht.
Lempertz-Experten haben einen außergewöhnlichen Fund gemacht: Einen großen Tafelleuchter aus dem Meißener Schwanenservice. Dieses Objekt war bisher weder publiziert noch bekannt und ist nun mit einer attraktiven Schätzung von € 60/80.000 angesetzt (Lot 1135). Das Exemplar in der Dresdener Schausammlung bekrönt repräsentativ vollplastisch skulptural die Vitrine mit anderen Stücken aus dem Schwanenservice. Ein weiteres Objekt befindet sich in der Sammlung des Grassimuseums Leipzig. Nun gibt es die Möglichkeit, ein Exemplar dieser höchst seltenen Objekte zu erwerben, das sich zudem noch in einem hervorragenden Zustand befindet, der nicht vorauszusetzen ist, da zahlreiche Objekte durch die gewaltsame Zerstörung von Schloss Pförten beschädigt wurden.
Eine der Preziosen des Katalogs ist die table liseuse des in Paris ansässig gewordenen gebürtigen Heinsberger Ebenisten Jean-François Oeben. Das schlicht in Mahagoni furnierte, aber raffinierte Möbel zählt zu den frühen Objekten, die Oeben z.B. speziell nach Wunsch und Vorstellung von Madame Pompadour gefertigt hat. Dieses Exemplar stammt aus einem Schloss im Westen Frankreichs, wo es seit mehreren Generationen aufgestellt war (Lot 1146, € 60/80.000).
Das Angebot wird zusätzlich bereichert durch ein seltenes Lackpaneel mit Perlmuttintarsien aus der Werkstatt Martin in Paris (Lot 1141, € 40/50.000) und einen prachtvollen kleinen sizilianischen Barockspiegel mit rotem Korallenbelag (Lot 1142, € 30/50.000). Auch in diesem Katalog wird eine herausragende Elfenbeinskulptur offeriert: Ein vollplastischer, sich dynamisch elegant drehender Erzengel Michael, den Drachen besiegend, der 1897 vom belgischen Bildhauer Charles van der Stappen für die Weltausstellung in Brüssel gefertigt wurde (Lot 1165, € 70/80.000) und zentral im Pavillon der kongolesischen Abteilung aufgestellt war. Zwei monumentale Vasenträgerinnen aus Bronze des Bildhauer Albert-Ernest Carrier- Belleuse erinnern an dessen Ausstattung der Opéra Garnier (Lot 1162, € 20/30.000). Zwei Tischleuchten des berühmten New Yorker Designers und Produzenten Louis Comfort Tiffany runden das vier Jahrhunderte umspannende Angebot ab. Die seltene Russian table lamp wird mit € 40/60.000 offeriert (Lot 1169), die etwas häufiger hergestellte Twelve-light Pond Lily Lamp mit € 10/12.000 (Lot 1168). Der Katalog „Ausgewählte Objekte“ wartet auch mit einem breiten Angebot bedeutender Silberobjekte des 17. bis 20. Jahrhunderts auf. Neben kostbaren Trinkgefäßen, sowohl aus Augsburger und Nürnberger, aber auch aus ostpreußischen und skandinavischen Werkstätten, strahlt eine wunderbare vergoldete Silberskulptur der „Virgen del Pilar“, dem Gnadenbild der Muttergottes von Saragossa, das Ende des 17. Jahrhunderts wohl für einen reichen Pilger gefertigt wurde (Lot 1121, € 8/10.000). Aus dem 19. Jahrhundert stammt das vergoldete Service für die Großherzöge von Mecklenburg mit großer Wappengravur in der originalen Holzschatulle (Lot 1164, € 7/9.000). Beim Moderneren Silber schließlich locken eine kleine emaillierte Rubelschale und ein Art-Déco-Becher aus der Werkstatt Fabergé und eine große Pariser Deckelterrine von Tétard Frères um 1930 (Lot 1174, € 14/18.000).
Der Schmuckkatalog präsentiert insgesamt 372 Lose, darunter 193 Positionen historischer Schmuck, traditionell in chronologischer Reihenfolge präsentiert. Aus diesem Angebot ragen u. a. ein um 1925/30 in Frankreich gearbeitetes Art Déco-Armband mit Diamanten für 20/25.000 Euro (Lot 165) und ein auf 13/16.000 Euro geschätztes Rivièrencollier mit Diamanten vom Ende des 19. Jh. heraus (Lot 113).
Bei dem Künstlerschmuck, dem ein extra Kapitel gewidmet ist, dominieren traditionell die Kölner Werkschulen. Aus dem breiten Angebot an modernem Farbstein- und Diamantschmuck ragen mehrere Ringe mit Diamantsolitären heraus, darunter ein Cocktailring mit großem Aquamarin und Diamanten, den Dior in Paris um 2001/2002 nach einem Entwurf von Victoire de Castellane als Sonderanfertigung für Angelicas Blechschmidt – von 1989 – 2003 Chefredakteurin der deutschen Vogue – gearbeitet hat (Lot 348, € 25/35.000). Ein Ring mit Diamantsolitär von 5,01 ct ist auf 20/30.000 geschätzt (Lot 347), während ein weiterer Ring mit Diamantsolitär von 4,326 ct bei 20/25.000 Euro liegt (Lot 286).