Das Europäische Kunstgewerbe bietet in diesem Frühjahr eine seltene und äußerst aufwendig gefertigte Porzellan-Pendule von KPM sowie einen handwerklich fein ausgearbeiteten Schreibschrank mit Boulle-Marketerie an. Aus dem Hause Meissen stammt eine Deckelterrine auf Présentoir aus dem sogenannten Möllendorf-Service Friedrich des Großen. Zudem begeistern die Objekte der Sammlung Josef Rieks, die französische Möbeln, vergoldete Bronzen, Delfter Fayencen und vieles mehr umfassen.Die monumentale Kaminuhr mit Chronos von KPM stammt aus Berliner Privatbesitz (Schätzpreis: 35.000 – 40.000 Euro). Diese prunkvolle Porzellan-Pendule wurde nach einem Entwurf von 1891 von Paul Schley in einer kleinen Auflage gefertigt. Diese Rarität wurde mit Sphingen und Putten verziert und besticht durch ihre feinste Weichmalerei.
Das sogenannte Möllendorff-Service, aus dem nun eine Deckelterrine auf Présentoir angeboten wird (Schätzpreis: 9.000 – 12.000 Euro), wurde von Friedrich dem Großen im Rahmen einer umfangreichen Bestellung von insgesamt sechs Servicen während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) in Meissen in Auftrag gegeben. Seinen Namen erhielt es aufgrund der Tatsache, dass Friedrich der Große es Wichard von Möllendorff am 24. Januar 1781 zum Geschenk machte. Möllendorff wurde bereits im Jahre 1740 Page Friedrichs II. In den folgenden Jahren durchlief er eine steile militärische Karriere und konnte während des Siebenjährigen Krieges zahlreiche Entscheidungen auf dem Feld zugunsten seines Feldherrn wenden. Heute befinden sich zwei der Terrinen in der Sammlung des Victoria & Albert Museums in London und eine in der Sammlung des Gardiner Museums in Toronto, Kanada.
Der hier vorliegende Tafelteller aus dem Tafelservice für August den Starken ist Teil des wohl kostbarsten Services des Dresdner Hofes (Schätzpreis: 9.000 – 12.000 Euro). Im Rahmen der höfischen Festlichkeiten nahm es eine herausragende Stellung ein und fand bei den vornehmsten Banketten und Soupers Verwendung. Es wurde im Jahre 1717 oder 1718 von August dem Starken anlässlich der bevorstehenden Hochzeit seines Sohnes Kurprinz Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich in Auftrag gegeben. Vorbild des doppelt matt vergoldeten Services‘ war sicherlich das Tafelsilber am Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich, welches August der Starke in seiner Jugend kennengelernt hatte. Nicht nur in seinem Umfang, auch in seiner reduzierten Formensprache lehnt es sich sehr daran an. Nichts lenkt von dem exquisit gravierten Wappen August des Starken ab. Teile des Services befinden sich heute unter anderem in großen Sammlungen, wie der des Bayerischen Nationalmuseums in München oder dem Metropolitan Museum of Art in New York.
In der Möbelofferte beeindruckt ein barockes Schreibkabinett mit Boulle-Marketerie (Schätzpreis: 30.000 – 40.000 Euro). Die Arbeit entstand um 1700 in der Antwerpener Werkstatt von Hendrik van Soest. Die figürlichen Zinneinlagen in sogenannter Contre-Partie, bei der der Hintergrund aus Zinn und die Verzierungen aus Holzfurnier bestehen, zeigen zehn Szenerien mit Handel betreibenden Personen.
Schon seit frühester Jugend interessierte sich Josef Rieks, erfolgreicher Konditoreiunternehmer, für Kunst. In den 1980er Jahren verlegte er seinen Sammlungsschwerpunkt von sakraler Kunst zu europäischem Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts und bildender Kunst der klassischen Moderne. Es gelang ihm eine äußerst qualitätvolle Sammlung von französischen Möbeln, vergoldeten Bronzen, Delfter Fayencen und chinesischem Porzellan zusammenzutragen, die nun bei Van Ham zum Aufruf kommen wird. Highlights der Sammlung Josef Rieks sind unter anderem zwei Delfter Bildteller mit Landschaften und Figurenstaffagen aus beigem Scherben, die zwischen 1694 und 1712 gefertigt wurden (Schätzpreis: 1.500 – 2.000 Euro).