121002035 Emil Nolde Buchsbaumgarten, 1909. Öl auf Leinwand Schätzpreis: € 1.200.000 - 1.800.000 121002035 Emil Nolde Buchsbaumgarten, 1909. Öl auf Leinwand Schätzpreis: € 1.200.000 - 1.800.000 - Mit freundlicher Genehmigung von: kettererkunst

Was: Auktion

Wann: 09.12.2021 - 11.12.2021

München, 30. September 2021 (KK) – „Emil Noldes ‚Buchsbaumgarten‘ ist eines der bedeutendsten Werke, das in Jahrzehnten deutschen Auktionsmarkt den letzten auf dem angeboten Robert Ketterer, Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst. Nun kommt es mit einem Schätzpreis von € 1.200.000-1.800.0000 in der Auktion vom 9.-11. Dezember bei Ketterer Kunst in München zum Aufruf.…
München, 30. September 2021 (KK) – „Emil Noldes ‚Buchsbaumgarten‘ ist eines der bedeutendsten Werke, das in Jahrzehnten deutschen Auktionsmarkt den letzten auf dem angeboten Robert Ketterer, Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst. Nun kommt es mit einem Schätzpreis von € 1.200.000-1.800.0000 in der Auktion vom 9.-11. Dezember bei Ketterer Kunst in München zum Aufruf.

„Es ist uns Freude und Verpflichtung, dass die Einlieferer – trotz starker internationaler Konkurrenz – ihr Vertrauen in ein deutsches Haus setzen,“ ergänzt Firmenchef Ketterer. „Unsere Motivation diesem fast schon legendären Meisterwerk die gebührende Bühne zu bieten, könnte nicht größer sein. Dass dieser große Restitutionsfall jetzt mit einer gütlichen Einigung zwischen allen Parteien endet, ist ein großes Glück für den Kunstmarkt.“

Tatsächlich steht dieses einzigartige Blumenbouquet, das Emil Nolde in glühenden Farben und pastosem Pinselstrich 1909 ausführt, nicht nur exemplarisch für die frühen, breit angelegten Gartenbilder des Künstlers.

Emil Noldes „Buchsbaumgarten“ blickt auch auf eine äußerst bewegte Historie zurück: Im Entstehungsjahr des Kunstwerks besucht Ernst Gosebruch, damals Direktor der Essener Kunstsammlung und späterer Direktor des Museum Folkwang, Emil Nolde. Denn auf Empfehlung von Karl Ernst Osthaus, Direktor des Museum Folkwang in Hagen, bereitet Gosebruch die erste Ausstellung des Künstlers in Essen vor. Erstmals zeigt er Gemälde Noldes mit religiösen Themen, aber auch Landschaften und Blumenbilder, unter anderem den „Buchsbaumgarten“.

In seiner Autobiografie schwärmt Nolde: „Drei meiner schönsten Ausstellungen sind im Essener Kunstverein und im Museum Folkwang gewesen. (...) Ernst Gosebruch schätzte schon besonders früh meine Kunst. (...).“ Im Januar 1911 erwirbt Ernst Gosebruch Noldes „Buchsbaumgarten“, veräußert das Werk aber wohl in den 1920er Jahren später wieder.

1930 taucht die Arbeit im berühmten Sammlungsinventar des bekannten jüdischen Rechtsanwalts und Mäzens Dr. Ismar Littmann auf. Littmann war eine Ikone der Breslauer Kunstszene und seine Sammlung eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten darf er seinen Beruf jedoch nicht mehr ausüben. Er gerät in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1934 wird er in den Selbstmord getrieben. Seine Witwe und die vier Kinder werden wegen ihrer jüdischen Abstammung vom nationalsozialistischen Regime verfolgt und müssen ihre Kunstsammlung veräußern.

Rund 200 Arbeiten aus der Sammlung Littmann werden im Februar 1935 im Berliner Auktionshaus Max Perl versteigert, darunter auch Noldes „Buchsbaumgarten“. Im Gegensatz zu einigen anderen Werken aus der Kollektion, die auf Anordung der Gestapo der Berliner Nationalgalerie übergeben und dort größtenteils in der Heizung des Kronprinzenpalais verbrannt oder in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt wurden, bleibt der „Buchsbaumgarten“ verschont.

Er wird von Dr. Heinrich Arnhold, einem jüdischen Bankier und Kunstsammler aus Dresden, weit unter Mindestpreis ersteigert. Die Witwe Arnholds kann das Bild bei ihrer Emigration in die USA mitnehmen. Im Jahr 1956 lässt sie den „Buchsbaumgarten“ über das Stuttgarter Kunstkabinett von Roman Norbert Ketterer, dem Onkel von Robert Ketterer, versteigern. Gerhard Händler, damals Direktor des Städtischen Kunstmuseums in Duisburg, heute Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, erwirbt das Gemälde für 3.600 D-Mark.

Im Jahr 1999 stellen die Erben nach Dr. Ismar Littmann erstmals ein Rückgabegesuch an das Lehmbruck Museum in Duisburg. Im Dezember 2019 beschließt das Kuratorium der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, dem Gesuch stattzugeben. Die Stiftung sieht in der Restitution mit der Einigung auf eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien einen wichtigen Schritt, vergangenes Unrecht anzuerkennen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Mit der Dezember-Auktion bei Ketterer Kunst beginnt für Emil Noldes Meisterwerk mit bester Provenienz nun ein neues Kapitel. „Ich bin davon überzeugt, dass dieses prominente Werk mit seiner bewegten Geschichte und den herausragenden Stationen seiner Provenienz großes Potential in der Auktion hat,“ erklärt Robert Kletterer.

Neben Emil Nolde bietet die Auktion weitere spannende Arbeiten, wie z.B. die mit Taxen von je € 300.000-400.000 bewerteten Gemälde „Leda und der Schwan“ von Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff und „Erzgebirgslandschaft im Winter“ von Erich Heckel. Daneben glänzen zudem Gabriele Münters „Berglandschaft mit Haus“ (Taxe: € 250.000-350.000), Imi Knoebels „Lilola“ (Taxe: € 200.000-300.000) und Egon Schieles „Schlafendes Mädchen“ (Taxe: € 150.000-250.000).

Tags: Emil Nolde, Malerei, Restitution

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