Eine Reise durch die KunstgeschichteDie Classic Week wartet mit spannenden Werken aus den verschiedensten Bereichen der europäischen Kunstgeschichte auf. In der Auktion „Fine Art“ am 18. November begeistern spanische und italienische Altmeister neben ausgewählten Werken des 19. Jahrhunderts. Die „Decorative Art“ offeriert einen seltenen und aufwendig gestalteten Ziertisch von Carlo Bugatti sowie eine außergewöhnliche George III Bracket Clock, die vier türkische Melodien spielt.
Fine ArtAls der bedeutendste Vertreter der Renaissance in Spanien gilt Fernando Yáñez de la Almedina. Seine bei Van Ham angebotene Tafel zeigt das Martyrium des Heiligen Sebastian (Schätzpreis: € 50.000 – 80.000). Yáñez‘ Stil ist eindeutig von Pietro Perugino, Raffael und Leonardo da Vinci beeinflusst, von denen er die Technik des Sfumato und die fast rätselhafte Darstellung von Gesichtern übernommen hat. Die ersten Dokumente mit einer Erwähnung Yáñez‘ stammen aus dem Jahr 1506. Sie verweisen auf seine Zeit in Valencia, in der er zusammen mit Fernando de los Llanos das Retabel der Heiligen Cosmas und Damian für die Kathedrale der Stadt schuf – eines der repräsentativsten Werke der spanischen Renaissance.
Von Spanien geht es weiter zur italienischen Kunstgeschichte: Domenico Fiasella, genannt „Il Sarzana“ gehört zu den wichtigsten Vertretern der Caravaggisten in Ligurien. Mit dem Gemälde „Der Heilige Lukas“, das durch seine Größe von 174 x 118 cm beeindruckt, huldigt er den toskanischen Meistern auf imposante Weise. Es handelt sich um ein Frühwerk des Künstlers, das bereits die Perfektionierung eines strukturierten Bildaufbaus und die perfekte Wiedergabe der Oberflächentexturen erkennen lässt (Schätzpreis: € 15.000 – 18.000).
Willem Koekkoek orientiert sich an den Vertretern der romantischen holländischen Feinmalerei wie Cornelis Springer oder Frederik Marinus Kruseman. Diese zeichnet eine ungeheure Präzision in der Technik der Malerei aus, die verbunden ist mit einer Wärme in der Farbgebung und einem erzählerischen Aspekt der Darstellung. Ebenso wie seine Malerkollegen ist auch Koekkoek durch seine Heimat gereist und hat zahlreiche Szenen in seinen Skizzenbüchern festgehalten. So auch den charakteristischen Turm in Culemborg, den in einer winterlichen Straßenszene wiedergegeben hat (Schätzpreis: € 60.000 – 70.000).
Auch Meisterwerke der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts sind diesen Herbst wieder bei Van Ham vertreten und haben hier eine lange Tradition. Emilie Preyer steht eng in der Maltradition ihres Vaters Johann Wilhelm Preyer, einem der bedeutendsten Stilllebenmaler der Düsseldorfer Malerschule. Schon früh wurde sie von ihm künstlerisch ausgebildet, da ihr ein reguläres Studium als Frau offiziell verwehrt blieb. Auch mit Van Ham ist die Meisterin der Stillleben eng verbunden: seit zwanzig Jahren wird hier der internationale Auktionsrekord für sie gehalten. Auf dem nun angebotenen, ganz typischen Werk sind Weintrauben, Pflaumen am Zweig, eine aufgeschnittene Aprikose und Haselnüsse zu sehen, während auf dem bestickten Damasttuch eine Fliege sitzt (Schätzpreis: € 25.000 – 30.000).
Der Hamburger Kunstsammler Rolf Kaletta trug über mehrere Jahrzehnte Werke des führenden deutschen Impressionisten Friedrich Kallmorgen zusammen. In mehreren Teilen konnte Van Ham diese umfassende Sammlung von musealer Qualität in vergangenen Auktionen anbieten. Diesen Herbst kommt nun ein weiterer Teil der Sammlung Kaletta sowohl in der Auktion Fine Art am 18. November, als auch in einer Online Only Auktion vom 16. – 25. November zum Aufruf. Highlights sind eine beeindruckende Ansicht des Hamburger Hafens (Schätzpreis: € 25.000 – 35.000) sowie verschiedene Zeichnungen und Druckgrafiken.
Auch Skulpturen zeichnen das Angebot „Fine Art“ aus. Highlight in diesem Herbst ist eine Bronze von Franz von Stuck, gegossen in der Münchner Gießerei C. Leyrer, dessen reitende Amazone Dynamik, Geschwindigkeit und weibliche Stärke ausstrahlt (Schätzpreis € 20.000 – 30.000). Hinzu kommen vier preußische Skulpturen aus einer süddeutschen Privatsammlung, die unter anderem in den Königlichen Eisengießereien in Berlin und Gleiwitz, bzw. durch die privaten Berliner Gießer H. Gladenbeck und A.A. Meves in Eisen bzw. Zink gefertigt wurden. Bei den vorliegenden Objekten handelt es sich um kunsthistorisch hochspannende Zimmerdenkmäler, die sich spätestens ab den 1850er Jahren für den privaten Innenraum etablierten.
Zwischen 1948 und 1949 schuf Werner Peiner 25 Gouachen mit Apokalyptischen Themen: Jede für sich überschaubar in der Größe, in der Summe nebeneinander wirken sie monumental (Schätzpreis: € 60.000 – 80.000). Man kann in ihnen heute eine Ahnung späterer fantastischer Malerei sehen, ebenso wie Rückgriffe auf alte Vorbilder, wie den Holzschnitten zur Offenbarung von Albrecht Dürer. Diese entstanden 1498 in einer Zeit großer politischer und religiöser Umwälzungen, die Endzeiterwartungen wie die direkte Nachkriegszeit im von Zerstörung gezeichneten Deutschland hervorbrachte. Die Berufung Peiners 1933 an die Düsseldorfer Kunstakademie als Professor für Monumentalmalerei ist dem Zyklus ebenso anzusehen, wie seine Herkunft aus der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre, den noch unpolitischen Jahren des Malers.
Decorative ArtMarkwick Markham und Francis Perigal schufen um 1700 eine außergewöhnliche George III Bracket Clock für den türkischen Markt (Schätzpreis: € 45.000 – 55.000). Dieser Uhrentyp war vor allem ab den 1760er Jahren bis um 1800 sehr populär. Die herausragende Qualität der vergoldeten Applikationen spricht dafür, dass sie in den Anfängen dieser Phase entstand. Das meisterlich gearbeitete Uhrwerk verfügt über ein Carillon mit sechs Glocken und spielt vier verschiedene türkische Melodien.
„Dieser Stil ist ganz mein eigener“ – Der Designer Carlo Bugatti (1855-1940) war ein Mann vieler Talente: Er malte, beschäftigte sich mit der Bildhauerei, entwarf Tafelsilber und erfand außergewöhnliche Objekte, der Nachwelt ist er jedoch vor allem wegen seiner einzigartigen Möbel in Erinnerung geblieben und die auf zahlreichen Weltausstellungen ausgestellt wurden. Bugattis persönliche Handschrift zeichnet sich durch den Einsatz und die innovative Verwendung unterschiedlichster Materialien aus, wie beim seltenen Ziertisch aus Nussbaum, den er um 1900 schuf (Schätzpreis: € 12.000 – 15.000).
Aus einer westfälischen Privatsammlung kommt ein Paar prächtige Leuchter aus dem Service der Landsberg-Velen. Paul Joseph Freiherr von Landsberg-Velen gab im Jahre 1792 ein großes, über 300 Teile umfassendes Tafelservice bei dem Bonner Silberschmied Andreas Emmel in Auftrag. Bei dem großen und schwer gearbeiteten Leuchterpaar handelt es sich um zwei von insgesamt 12 Exemplaren, welche in dem für die Zeit beliebten Stil 'à l'antique' von Emmel für das Service ausgeführt wurden (Schätzpreis: € 13.000 – 15.000). Teile des Services befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen wie dem Landesmuseum Bonn oder Münster.
Die zwei exquisiten Tabatieren sind ein wunderbares Beispiel für die Tradition der legendären Grand Tour durch die kulturellen Zentren Europas. J.C. Klinkosch fertigte die beiden Romansichten in feinsten Mikromosaiken: Zu sehen ist der Petersplatz in Rom aus der Vogelperspektive sowie das Forum