München, 27. April 2022 (KK) – In der Kunstszene kennt jeder „Konrad Fischer“ als einen der weltweit einflussreichsten Galeristen mit Standorten in Düsseldorf und Berlin. Der berühmte Galerist war unter dem Namen Konrad Lueg ebenso ein bedeutender Maler und vor allem Wegbereiter der Deutschen Popart. Jetzt kommt das erste von ihm verkaufte Werk aus der damals wegweisenden Sammlung Gustav Adolf und Stella Baum bei Ketterer Kunst im Evening Sale im Rahmen der Auktion vom 10./11. Juni in München zum Aufruf. Das Werk wird erstmals in einer Auktion angeboten und hat einen Schätzpreis von € 180.000 – 300.000.„Fußballer“ ist ein großformatiges Werk. Es entstand 1964 in Düsseldorf als Teil einer Reihe von Fußball- und Boxerbildern, deren Grundlage Fotos aus Zeitungen und Zeitschriften waren. Konrad Lueg stellte sich dabei dem Zeitgeist entgegen, indem er die Gegenständlichkeit zurück ins Bild brachte und sich an der neuen impuls- gebenden Kraft der Pop Art orientierte. Die Motivwelt von Roy Lichtenstein gibt Lueg die Gewissheit, schablonenartig die Alltagskultur darzustellen, sowie der Sport- und Unterhaltungsindustrie einen neuen malerischen Charakter zu geben.
„Das Werk ‚Fußballer‘ ist eine Ikone der Deutschen Popart. Denn Konrad Lueg war ihr Wegbereiter und besonders lauter Advokat,“ erklärte Nicola Gräfin Keglevich, Senior Director bei Ketterer Kunst. „Die Bedeutung von Konrad Lueg ist mir zum ersten Mal 2011 bei der Versteigerung der Sammlung Duerckheim bewusst geworden. Fußballer- und Boxerbilder bilden das Zentrum von Luegs kurzer Schaffensphase.“ Konrad Luegs „Fußballer“ war das erste von Lueg verkaufte Werk. Nach einem kurzen Telefonat mit Rudolf Jähring von der Galerie Parnass, brachte die jungen Künstler Konrad Lueg, Sigmar Polke und Gerhard Richter ihre Werke direkt zur Galerie und stellten sie kurzerhand im Garten aus. Das Sammler- Ehepaar Baum erwarb das Gemälde von Lueg und transportierte es im offenen Dach eines VW-Käfers ab.
Der Wuppertaler Textilunternehmer Gustav Adolf Baum und seine Frau Stella, die späteren Namens- geber der Gesamthochschule Wuppertal, waren Sammler aus Leidenschaft inmitten der damaligen Kunstszene. Sie wollten dem „Neuen“ eine Chance geben, förderten junge aufstrebende Künstler und bewiesen Mut mit Ankäufen wie etwa dem berühmten „Stuhl mit Fett“ von Joseph Beuys, aber auch ganzer Werkgruppen des Neuen Realismus, der Konzeptkunst und der Land Art. Konrad Lueg hatte in der Düsseldorfer Kunstszene bereits einen Namen. Denn er hatte unter anderem im Oktober 1963 mit Gerhard Richter im Düsseldorfer Möbelhaus Berges eine Aktion unter dem Motto „Leben mit Pop – eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus“ veranstaltet, die später als Geburtsstunde der Deutschen Popart bezeichnet wurde. Die Künstler ironisierten einerseits den im Ostblock staatlich vorgeschriebenen Sozialistischen Realismus, wollten sich aber gleichzeitig auch kritisch mit der Konsumorientierung des Westens auseinandersetzen.
Die Aktion war das Ergebnis der engen Zusammenarbeit und des Austauschs der Düsseldorfer Kunstakademiestudenten Konrad Lueg, Sigmar Polke, Manfred Kuttner und Gerhard Richter. Nach ersten Kontakten mit Reproduktionen amerikanischer Pop Art sahen die Schüler von Bruno Goller und Karl Otto Götz 1963 zum ersten Mal Originale von Roy Lichtenstein bei der Pariser Kunsthändlerin Ileana Sonnabend. Die Begeisterung über diese Werke war die Initialzündung für die Deutsche Popart. Der 1939 in Düsseldorf geborene Konrad Fischer hatte als Konrad Lueg (Geburtsname der Mutter) nur eine sehr kurze künstlerische Schaffensphase von 1962-1968. Er gilt jedoch als eine zentrale Figur der aufregenden und modernen Kunstszene der 60iger Jahre mit ihren Neuentwicklungen der künstlerischen Präsentationsweise.
Ab Ende 1967 bis zu seinem frühen Tod 1996 führte er die Galerie Konrad Fischer. Dabei sah er sich aber nicht als Galerist, sondern als Wegbereiter einer neuen und innovativen Ausstellungs- programmatik. Mit dem Amerikaner Carl Andre begann Fischers Erfolgsgeschichte, bei der er Ausstellungsräume für viele junge Künstler aus Amerika und Europa bereitstellte.
Konrad Luegs Meisterwerk ist in bester Gesellschaft in der kommenden Juni-Auktion. Im Bereich der KUNST NACH 1945 bestechen u.a. Gerhard Richters „Abstraktes Bild 665-4“ (Taxe: € 600.000-800.000), Cindy Shermans Fotografie “Untitled #282” (Taxe: € 450.000-550.000), Pierre Soulages “Peinture 54 x 73 cm, 26 septembre 1981” (Taxe: € 400.000-600.000) sowie Andy Warhols Farbserigrafie „Goethe“ (Taxe: € 180.000-240.000). Hochkarätiges ist u.a. auch von Horst Antes, Stephan Balkenhol, Eduardo Chillida, Katharina Grosse, Rudolf Hausner, Konrad Klapheck, Ernst Wilhelm Nay und Steven Perrino vertreten.
Die KLASSISCHEN MODERNE bietet spannende Werke wie z.B. von Emil Nolde, unter anderem das Ölgemälde „Rittersporn und Silberpappeln“ (Taxe: € 500.000-700.000), Max Beckmanns „Holländischer Radfahrerweg“ (Taxe: € 300.000-400.000) und André Derains „Arbres aux environs de Martigues“ (Taxe: € 100.000-150.000). Weitere wichtige Künstlernamen in dieser Abteilung sind Lovis Corinth, Karl Hofer, Käthe Kollwitz, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann, Gabriele Münter, Pablo Picasso, Josef Scharl und Renée Sintenis.
Besondere Werke aus „DIE MALER DER BRÜCKE – SAMMLUNG HERMANN GERLINGER“ sind Erich Heckels „Kinder“ (Taxe: € 600.000-800.000), Max Pechsteins Ölgemälde „In der Hängematte“ (Taxe: € 300.000-400.000) und Ernst Ludwig Kirchners „Wintermondnacht“ (Taxe: € 250.000-350.000), sowie weitere Werke der Brücke Künstler.