Unter den Spitzenlosen dieser hochwertigen Offerte Zeitgenössischer Kunst fallen zwei Skulpturen besonders auf. Niki de Saint Phalle hat in der Brunnenplastik „Fontaine aux quatre Nanas“ (Lot 35, € 350/400.000) eine perfekte Bühne für die sinnliche Lebensfreude ihrer berühmten Nanas gefunden. Die „Große Flächenbahn“ (Lot 39, € 400/500.000) von Norbert Kricke ist eine der raren Arbeiten dieser Werkgruppe. Weitere Highlights sind ein Gemälde ohne Titel (Lot 60, € 100/150.000) von Julian Schnabel sowie „Linien Nr. 235“ (Lot 19, € 150/200.000) von Zdeněk Sýkora. Weitere Toplose dieser Auktion stammen von Jonas Burgert (Lot 26, € 120/150.000 und Lot 27, € 50/70.000) sowie von William Nelson Copley (Lot 28, € 100/150.000) und Marcel Broodthaers (Lot 71, € 300/400.000 und Lot 72, € 150/200.000).Mit ihren berühmten Nanas stellt Niki de Saint Phalle dem rigiden Frauenbild ihrer Kindheit das befreiende Gegenmodell ihrer lebensfrohen, sinnlichen Nanas entgegen. Ein Brunnen bietet hierzu eine ideale Umgebung. Die Brunnenplastik „Fontaine aux quatre Nanas“ (Lot 35, € 350/400.000) ist von vier dieser Nanas belebt, die im Wasser baden und zugleich Wasser spenden. Dieses Werk stand in Ausstellungen weltweit als Beispiel für die Kunst von Niki da Saint Phalle, für die sie seit Jahrzehnten geschätzt wird. In der Auktion ist das Exemplar mit der Nummerierung 1/3.
Norbert Kricke war im vergangenen Jahr in gleich drei Museumsausstellungen präsent. Besonders seine späten Arbeiten standen dabei im Zentrum des Interesses. Die „Bewegung im Raum“, wie die größte Ausstellung im Museum Küppersmühle für moderne Kunst in Duisburg betitelt war, fängt er als stählerne Linien ein, an denen der Blick des Betrachters entlanggleitet. Die wenigen Arbeiten dieser Werkgruppe „Flächenbahnen“ kanalisieren diese Stahlstrahlen in nur zwei Dimensionen. Die „Große Flächenbahn“ (Lot 39, € 400/500.000), eine Skulptur von musealer Qualität, war auf der documenta III ausgestellt.
Von Julian Schnabel kommt eine Arbeit seiner Werkserie „La Banana è buona“ (Lot 60, € 100/150.000) von 1988. In typischer Weise inszeniert Schnabel auf einer Bühne, die vom Künstlerrahmen und textiler Umrandung definiert wird, das dramatische Aufeinandertreffen von historischer Figur mit herausragender Bedeutung mit einer banalen Aussage: Auf den Kupferstich des Papstes Pius IX. ist der Satz „La Banana è buona“ geschrieben. Dieses Beispiel der ironisierenden Arbeit von Julian Schnabel ist auf 100.000 bis 150.000 Euro geschätzt.
Mit den „Linien Nr. 235“ (Lot 19, € 150/200.000) von Zdeněk Sýkora ist ein faszinierendes Beispiel der Konkreten Kunst im Aufruf. Die gestisch erscheinenden Linien fesseln das Auge, eine farblich zurückhaltende Line in dieser ans Kaligrafische erinnernden Arbeit bindet den Blick dabei besonders an sich. Die quadratische Leinwand war über viele Jahre als Dauerleihgabe im Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt. Nun wird sie in Köln mit einem Schätzpreis von 150.000 bis 200.000 Euro aufgerufen.
Evening Sale 1223Moderne und Zeitgenössische Kunst VorbesichtigungKataloge online / Live-Auktion6. Juni 2023, ab 18.00 Uhr, Lempertz Köln Köln 1. – 5. JuniBerlin 23. / 24. Maihttps://www.lempertz.com/de/auktionskataloge.html