BESICHTIGUNG SAMMLUNG FERDINAND III. MÜLHENS 27. – 29.10.23 - Lebensart Studio, Palmstr. 39, 50672 Köln Ferdinand III. MülhensEin stiller Sammler mit „guter Nase“So geheim wie die Rezeptur des „Aqua Mirabilis – 4711“, so verborgen war auch die exquisite Sammlung von Ferdinand Mülhens, die nur wenigen ausgewählten Personen bekannt war. Nun wird sie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und der Sammler mit einem umfangreichen Sonderkatalog gewürdigt. Den Schwerpunkt bilden niederländische Landschaftsmaler des 17.Jahrhunderts; darunter Werke von Jan van Goyen, Simon de Vlieger, Albert Cuyp und David Teniers.
Ferdinand Mülhens wurde am 14.Juli 1937 in Köln geboren. Nach dem viel zu frühen Tod seiner Eltern wurde er von seiner Großmutter Maria Mülhens auf Schloss Röttgen liebevoll betreut und erzogen. Mit größter Klugheit berei-tete sie ihn auf seine zukünftige Tätigkeit vor. Gleichzeitig leitete sie nach dem Tod ihres Mannes die Geschicke des Hauses 4711 in den Jahren des Wiederaufbaus. Keine Mühen und keine Opfer waren ihr zu groß, um die Mittel bereitstellen zu können. 1945 war die Stadt Köln zu 85 Prozent zerstört. Das Stammhaus n der Glockengasse und die Fabrik in Ehrenfeld lagen in Schutt und Asche. Aber – wohl in Erinnerung an die Tatkraft ihres ehemaligen Chefs Peter Paul Mülhens (1875-1945) – begann eine kleine Gruppe von Mitarbeitern mit der Beseitigung der Trümmer. Ein kleiner Raum, etwa 7 auf 6 m groß, wurde für die Wiederaufnahme der Fabrikation hergerichtet. Man wusste, unter welchen Trümmern jene Keller lagen, in denen früher ätherische Öle, Essenzen und sonstige Rohstoffe aufbewahrt wurden. Stein für Stein wurden sie beseitigt, bis man die Vorräte fand. Und nun dauerte es nicht lange bis der erste 4711-Artikel in Produktion ging. Im Jahre 1948 gelang es schließlich Rohstoffe im Ausland zu kaufen. 4711 konnte wieder dazu übergehen den Artikel „4711 Echt Kölnisch Wasser“ der ihm Weltruf verschafft hatte, herzustellen. Damit schuf Maria Mülhens ein sicheres Fundament, so dass ihr Enkel in naher Zukunft die Geschicke der Firma übernehmen konnte. Im Jahre 1955 beginnt er in der Niederlassung Hamburg – unter Leitung von Theodor Jorberg – seine Ausbil-dungszeit. Im April 1956 geht er dann für mehrere Monate in die Übersee-Spedition F.A. Hartrodt und im Oktober 1956 bis März 1957 als Volontär zum Bankhaus Münchmeyer & Co. Die letzten Monate dieses Jahres vollende-te er seine Ausbildung in südfranzösischen Grasse und in Genf. Nach einer kurzen Zeit in Köln macht er dann von April bis Anfang Juni 1958 eine Reise in die USA, nach Mexico und Venezuela. Diese Reise musste er jedoch frühzeitig abbrechen, da seine Großmutter schwer erkrankt war. Nach dem Tod von Maria Mülhens im Dezember 1959 kommt der Geschäftsführer der Hamburger Niederlassung Theodor Jorberg nach Köln und steht Ferdinand Mülhens als sicherer Lotse zur Seite.
Der junge Unternehmer setzt den Wiederaufbau und den Ausbau seiner Firma in Deutschland und dem Ausland fort. Von seinem Vater und seinem Großvater hatte er eine besonders „gute Nase“ geerbt, die in diesem Beruf so wichtig und wertvoll ist. Das klassische Stammsortiment wurde bald um neue Duftnoten bereichert, neue Aufma-chungen geschaffen und das gesamte 4711-Geschäft vergrößert. Trotz seiner Jugend gelang es ihm, in der Bran-che bald festen Fuß zu fassen, die führende Position des Unternehmens zu erweitern und zu festigen. Neue Unter-nehmen im In- und Ausland wurden gegründet, bestehende Betriebe vergrößert und erweitert, um den modernen Ansprüchen gerecht zu werden. Im Kölner Stadtteil Bickendorf entstanden die in der Branche wohl modernsten Hallen zur Lagerung von Aufmachungs- und Rohmaterialien, für Fertigwaren und die erste elektronische Versand-anlage. Im Jahre 1990 wechselt Ferdinand Mülhens aus der Stellung eines persönlich haftenden Gesellschafters in die eines Kommanditisten und scheidet nach fast 30 Jahren aus der Unternehmensleitung aus.
Es sind wohl kaum eine andere Unternehmerfamilie und ihr berühmtestes Erzeugnis so eng mit der Geschichte der Stadt Köln verbunden, wie das Eau de Cologne 4711 Echt Kölnisch Wasser der Familie Mülhens. Sowohl die Familie als auch ihr Aqua Mirabilis haben die Stadt weit über 200 Jahre geprägt.Bei aller Bekanntheit war Ferdinand III. Mülhens ein äußerst bescheidener Mann, der seine Privatsphäre über alles liebte. Öffentliche Auftritte, große Gesellschaften und Medienrummel waren ihm ein Gräuel. In seiner Kölner Villa schuf er sich sein ganz privates Refugium, in das er sich zurückziehen konnte. Dort lebte er inmitten seiner Kunstsammlung. Das Betrachten der Gemälde bereitete ihm bis ins hohe Alter immer wieder große Freude.
Am 10. Oktober 2021 ist der große Kölner Unternehmer und Parfümeur im Alter von 84 Jahren friedlich m Kreise seiner Familie eingeschlafen. Auf der Traueranzeige war das Zitat zu lesen „Leuchtende Tage, nicht weinen, dass sie vorüber, lächeln, dass sie gewesen“.Mit diesem Katalog wird der Verstorbene erstmals als Kunstsammler und Kunstkenner geehrt. Die Gemälde wer-den nun neue Besitzer finden, die sicherlich genau so viel Freude daran haben werden wie Ferdinand Mülhens.
Unser ganz besonderer Dank gilt der Familie für das entgegengebrachte Vertrauen diese wundervolle Sammlung anbieten zu dürfen.
Christoph Bouillon
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