Mit einem unermesslichen Schatz historischer Sammelbilder der Firma Liebig eröffnet das Kieler Antiquariat und Auktionshaus Schramm seine Frühjahrsauktion.Glaubt man dem Bericht, dann war Rindfleisch vor hundertfünfzig Jahren in Uruguay ein Abfallprodukt. Die Züchter handelten bloß mit Fell, Häuten und Hörnern ihrer Rinder. Bis ein Hamburger Kaufmann auf das Rezept des Chemikers Justus von Liebig stieß. Der pries ein heilsames "Infusum". Dafür wurde fettfreies Rindfleisch in Wasser zerkocht. Pastenartig eingedickt ließ es sich nach Europa verschiffen, ohne zu verderben. So entstand "Liebig’s Fleisch-Extract", ein Luxusprodukt, dem ab 1872 bunte Sammelbildchen mit zunächst humoristischen Einzeldarstellungen beigegeben wurden. Bis 1940 kamen allein in Deutschland mehr als tausend Serien zu jeweils sechs Motiven in Umlauf. Diese in aufwendiger Druckqualität hergestellten Bilder zeugen auf wundersame Weise von den Denkmustern im Deutschen Reich über die Welt und ihre Bewohner. In der 81. Auktion ruft Auktionator Daniel Schramm eine der größten Sammlungen deutschsprachiger Liebig-Serien auf, wenn nicht sogar die größte – insgesamt rund 60 Sammelalben, aufgeteilt auf zwei Lots.
Unter den Auktionsangeboten zum nächsten Schwerpunkt "Geographie und Reisen" sticht erneut das Werk eines Hamburgers hervor. Der Ethnograph Johannes Dietrich Eduard Schmeltz war zunächst Kustos eines Hamburger Museums, bevor er als Konservator nach Holland ging, an das erste ethnologische Museum Europas. Unter seiner Leitung entstand dort in den Jahren 1888 bis 1912 das "Internationale Archiv für Ethnographie", eine Fachpublikation in 30 Bänden mit mehr als 400 Bildtafeln. Bei Schramm kommt der komplette Satz für 1.500 € zum Aufruf. Traditionell sind wertvolle Bücher und Handschriften zur Erd- und Weltkunde bei den Kieler Auktionen gut vertreten, besonders die – wie hier – mit Bezug zu Norddeutschland.
Ein weiteres Pfund bilden erneut alte Kinderbücher. Vielfach handelt es sich bei den Einlieferungen zur Frühjahrsauktion um Fibeln, darunter reizvoll illustrierte Ausgaben wie "Ferdiand Hirt’s Fibel für die Arbeitsschule" oder eine Berliner Fibel mit ersten Ansätzen zur Verkehrserziehung.
Knapp die Hälfte der gut 800 Lots fällt dieses Mal in den Großbereich der Kunst, wobei die Spanne von Alter Kunst und Gemälden bis zu Dekorativer Kunst und Grafik reicht. Hierbei ergibt sich zumeist spätestens beim zweiten Blick ebenfalls ein interessanter Aspekt mit Bezug zu Norddeutschland. Das trifft unter anderem auf die Ölgemälde (Lot 439–498) aus einer Privatsammlung zu. Sie wurden Werk für Werk in Kiel von einem kunstsinnigen Ehepaar über Jahrzehnte hinweg zusammen getragen. Dessen Heimat war der Voralpenraum. Und so sammelten die beiden durchweg Gemälde namhafter bayerischer oder österreichischer Künstler des 19. Jahrhunderts mit erlesenen Genredarstellungen, Landschafts- oder Tiermotiven.
Ebenfalls aus einer privaten Kieler Sammlung stammen zwei Dutzend meist schön gerahmte Radierungen des Hamburger Künstlers Horst Janssen, die ab Lot 561 aufgerufen werden. Direkt im Anschluss folgen einige Sammlerstücke für Freunde der Pop Art. Geboten werden kann ab 2.000 € für eine mit einem Motiv Lichtensteins bedruckte Museumstüte, dazu Poster aus dem Stedelijk Museum für jeweils 3.000 € sowie diverse Plakate in gleicher Preisklasse. Diese poppige Abteilung schließen wir mit dem Aufruf einer von Joseph Beuys signierten Postkarte, auf der es heißt: "Ob Kunst Werbung ist, hängt davon ab, wofür sie wirbt". Am Schluss der diesjährigen Frühjahrsauktion steht mit Hans Oldes "Stoppelfeld mit Jäger" erneut ein Schwergewicht der künstlerischen Moderne auf der Auktionsliste. Der Künstler wurde 1855 in Holstein geboren und ging zur Ausbildung nach München und Paris. Er gilt als Pionier der Freilichtmalerei. Die Kunstschulen in Kassel und Weimar erinnern sich überdies an sein Wirken bei ihrer Hochschulwerdung. Sein Bild schmückt den Titel des 81. Auktionskataloges. Bei 10.000 € aufwärts wechselt das kolossale Werk am 20. Mai 2017 in Kiel seinen Besitzer.
Auktionshaus Schramm