Am 2. August 1914 begann mit der Generalmobilmachung in Deutschland der Erste Weltkrieg. Die Lübecker Museen zeigen aus diesem Anlass vom 2. August bis 26. Oktober 2014 die Sonderausstellung „Eine eiserne Zeit ist angebrochen… 100 Jahre Erster Weltkrieg in Lübeck“ im St. Annen-Museum im Museumsquartier. In drei großen Ausstellungsthemen werden die Auswirkungen des Krieges auf das Leben in der Stadt, das Leben im Felde und das „Heldengedenken“ beleuchtet.„Gegenüber den Schrecken des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges ist der Erste Weltkrieg weitestgehend in Vergessenheit geraten. Das einhundertste Jubiläum bietet sich an, in einer Ausstellung zu untersuchen, wie die Lübecker diesen Krieg erlebt haben.“ erläutert der Kurator der Ausstellung, der Historiker Dr. Wolfgang Muth. Obwohl Lübeck weit ab von den Fronten lag, wirkte sich der Krieg doch sehr bald auf die Bevölkerung aus. Die Wirtschaft wurde mehr und mehr auf Kriegsproduktion umgestellt. Die Ernährungslage wurde immer schwieriger. Bei Vielen ist auch heute noch der „Steckrübenwinter“ 1917 ein Ausdruck für die Hungermisere der Menschen. Nach und nach wurde die gesamte Bevölkerung zur Unterstützung des Krieges mobilisiert: Kinder, Jugendliche und Frauen wurden in immer stärkerem Maße in die zivile Organisation des Krieges einbezogen. Große Lazarette – vor allem das Barackenlazarett auf dem Burgfeld – mussten die immer größer werdende Zahl der Verwundeten aufnehmen. Kriegs- und Zivilgefangene aus den gegnerischen Ländern wurden in der Lübecker Wirtschaft eingesetzt. Das ganze wurde unterfüttert durch eine intensive Propaganda, bei der die Lübecker Presse eine wichtige Rolle spielte.
Die anfängliche Begeisterung nahm bei Teilen der Bevölkerung mit der Zeit ab. Vor allem in der Arbeiterschaft äußerten sich Proteste, die im Januar 1918 in einem Streik gipfelten. Die Streikenden forderten neben einer Verbesserung der Ernährungslage auch einen schnellen Friedensschluss ohne Annexionen und die Einführung eines demokratischen Wahlrechtes. Die in der Stadt stationierten Militäreinheiten, vor allem das Infanterie- Regiment 162 „Lübeck“, rückten sofort bei Kriegsbeginn ins Feld. Immer neue Ersatzeinheiten wurden in der Stadt ausgebildet, vereidigt und als Nachschub an die Fronten geschickt. Der Kontakt zu den Angehörigen im Feld, durch Nachrichten per Feldpost oder durch das Verschicken von „Liebesgaben“ war für die meisten Menschen sehr wichtig. In der Ausstellung werden einige Einzelschicksale von Lübecker Soldaten erzählt. Der Blutzoll der Lübecker war sehr hoch. Allein das Regiment „Lübeck“ verlor 83 Offiziere und 1755 Unteroffiziere und Mannschaften. Insgesamt fielen mehr als 3000 Lübecker während des Krieges. In den „Vaterstädtischen Blättern“ wurde Woche um Woche eine „Ehrentafel“ mit Kurzlebensläufen und Fotos der Lübecker Gefallenen veröffentlicht. In der Stadt begann bald eine intensive Diskussion um ein würdiges Gedenken an die Gefallenen.