Wie eine Schrift spiegelt der zeichnerische Duktus Ernst Ludwig Kirchners die emotionale Verfassung des Künstlers wider. Als besessener Augenmensch und gieriger Beobachter zeichnet er auf unzähligen Blättern die Szenen seines Lebens: dramatisch, heiter, beängstigend oder orgiastisch. Es sind Skizzen, farbig akzentuierte, größere Arbeiten auf Papier, breiter angelegte Zeichnungen mit Natur- oder Straßenszenen oder Porträts, die von einer Energie belebt werden, die erst in der Spätzeit von Kirchners Oeuvre kontrollierter wirkt.Nie geht es dem Zeichner Kirchner um Entwürfe, sondern immer um Varianten, unterschiedliche Perspektiven, neue Sichtweisen eines Motivs. Das zeigt die in der Ausstellung vorgenommene Gegenüberstellung der Zeichnungen Kirchners mit Skulptur, Graphik, Malerei oder Weberei. In jedem Medium findet Kirchner eine neue „Schrift“, die jedoch immer von der spezifischen Energie seiner Linie beherrscht wird.
Die Ausstellung geht von den Beständen des Franz Marc Museums aus, die einen repräsentativen Überblick über das graphische Werk Kirchners bieten.