Grafik in der DDR – das war ein Refugium der Künste und zugleich ein Medium der Freiheit. Für ihre hohe Qualität und die enorme Breitenwirkung waren neben herausragenden Künstlern ebenso die Eigenheiten des Kunstsystems verantwortlich. Denn besonders in den grafischen Künsten eröffneten sich beachtliche Freiräume. Die Ausstellung zeigt die Funktionsweise und Bedeutung der DDR-Grafik in ihrer künstlerischen Vielfalt und Experimentierfreude.In der Schweriner Sammlung zeigen sich diese insbesondere in der farbigen Grafik und in den Aktivitäten des Mail Art-Netzwerks. Mit subversivem Humor demonstrieren die Werke, was Kunst in der Diktatur leistete. Zudem entwickelten die Künstler unkonventionelle Drucktechniken und Strategien, um mit den einengenden gesellschaftlichen Umständen kreativ umzugehen. Kunst und inoffizielle Ausstellungsorte wurden zu einer alternativen Öffentlichkeit. Darüber hinaus intervenierten Künstler mit Performances oder Land Art-Aktionen gegen den offiziellen Formenkanon der DDR. Mecklenburg empfahl sich für diese experimentellen Formen als Rückzugsgebiet. Die Ostseeinseln wurden mit Performances und Land Art-Aktionen zu Inseln der Kunst.
In der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin des Staatlichen Museums Schwerin/Ludwigslust/Güstrow wird der Sammlungsschwerpunkt ‚Farbige Grafik‘ präsentiert. Auf Schloss Güstrow setzt sich die Ausstellung mit grenz- überscheitenden Kunstformen wie Mail Art, experimentellen Happenings und Performances fort.
Die Annäherung an die DDR-Vergangenheit und das Wissen um Leben in der Diktatur wird durch ein vielseitiges Rahmenprogramm vertieft. Gerade angesichts aktueller internationaler Ereignisse wie der Entdeckung einer umfassenden Datenüberwachung durch Geheimdienste ist die Frage nach dem Umgang jedes Einzelnen mit staatlicher Überwachung wieder virulent geworden. Vom 14. bis 16. Januar 2016 findet die Tagung Land der Grafik. Konjunktur eines Mediums in der DDR im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald statt, vorbereitet vom Dresdner Institut für Kulturstudien DIK und dem Staatlichen Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow und unter Leitung von Prof. Dr. Sigrid Hofer, Kunstgeschichtliches Institut, Philipps-Universität Marburg.
Verbundprojekt Land der GrafikDie Ausstellung in Schwerin und Güstrow ist zugleich Auftakt des überregionalen Ausstellungs- und Forschungsprojektes „Land der Grafik. Konjunktur eines Mediums in Ostdeutschland“, das gemeinsam vom Staatlichen Museum Schwerin und dem Desdner Institut für Kulturstudien e.V. (DIK) initiiert wird. Im Zuge dieses bis 2017 laufenden Projektes werden weitere namhafte deutsche Museen ihre Bestände präsentieren und somit erstmals insgesamt das System „Grafik in der DDR“ in einen größeren Kontext stellen.
Den Ausstellungskatalog in Deutsch und Englisch, vertrieben durch Walther König