Donaueschingen. Drei Bildhauer stehen im Mittelpunkt der Ausstellung between, die vom 28. Februar 2016 bis 22. Januar 2017 im Museum Art.Plus Donaueschingen zu sehen sein wird.Michael Danner, Sebastian Kuhn und Gert Riel beschäftigen sich in ihren Skulpturen, Wandobjekten und raumfüllenden Installationen auf verschiedenste Weise mit Spannung und Gleichgewicht. Dabei unterscheiden sich die Künstler nicht nur in Bezug auf ihre Arbeitsweisen, sondern auch in den verwendeten Materialien, die von Metall, Stein und Gummi über Acrylglas bis hin zu scheinbar banalen Alltagsgegenständen reichen.
Für Michael Danner (geb.1951 / lebt und arbeitet in Ulm und Werfen) ist Gleichgewicht schon seit einigen Jahren ein wesentliches Thema in seinem künstlerischen Schaffen, das neben Skulptur auch Malerei und Zeichnung umfasst. Die eingesetzten Materialien und bildnerischen Mittel reduziert er auf ein absolutes Minimum. So verspannt er beispielsweise dünne Stäbe aus Federstahl mit Schnüren zu zarten, aber raumgreifenden Objekten, die sich zum einen aus den Spannungsbögen der entstehenden räumlichen Begrenzungslinien, zum anderen aus den Leerräumen dazwischen definieren. Das Wechselspiel von Schwerkraft und Spannung verleiht den filigranen Arbeiten ihre Form. Jede kleinste Veränderung hat entscheidende Auswirkungen auf das Ganze. Eine leichte Berührung genügt, um die feinen Gefüge aus der Balance zu bringen, in die sie nur langsam wieder zurückfinden. Anders ist es bei zwei großformatigen Federstahlarbeiten, die extra für die Ausstellung between entstanden sind. Sie bestehen jeweils aus einem breiten Federstahlband, das von Gewichten in Kreisform gehalten wird. Einmal angestoßen machen sie stetig und fast meditativ den Moment des Übergangs von einem in einen anderen Zustand sichtbar.
Gert Riel (geb. 1941 / lebt und arbeitet in Remshalden – Buoch) schafft Arbeiten aus Stahl und Aluminium, die einen Zustand zwischen Spannung und Entspannung konservieren. Unter starkem Druck oder Zug gebogen, wird die den Objekten innewohnende Kraft durch nahtlose Verschweißungen oder Stahlbänder gezähmt. Obwohl sie im Verborgenen wirkt, bleibt die Spannung jederzeit spürbar. Die Konzentration auf das Wesentliche und Elementare ist dabei stets Programm in Riels künstlerischer Arbeit, weshalb er permanent Formen und Material reduziert. In between stehen seine Wandobjekte aus Aluminium im Fokus, die seit den späten 2000er-Jahren sein Schaffen prägen. In ihnen erweitert Riel seine langjährigen Forschungen zu den Wechselwirkungen von Fläche und Volumen um den Faktor Farbe. Mal hochglänzend, mal matt lackiert, werden sie zu Farbraumkörpern, die sich zwischen Materialität und Immaterialität bewegen.
Für die farb- und materialintensiven Plastiken und Rauminstallationen von Sebastian Kuhn (geb. 1977 / lebt und arbeitet in Nürnberg) sind Bewegung und körperliche Wahrnehmung wesentlich. Kuhn arbeitet bewusst mit der Allansichtigkeit von Skulptur. Um sich die vielen verschiedenen Facetten und unterschiedlichen Ansichten der großformatigen Arbeiten oder räumlichen Anordnungen zu erschließen, muss man sie um-, teilweise auch durchschreiten. Mit jedem Schritt ändert sich die Perspektive; das vermeintlich sichere Raumgefühl wird zunehmend ins Wanken gebracht. Neben vorgefertigten Massenprodukten und anderen zeitgenössischen Materialien wie Gummi und Acrylglas verwendet Kuhn vor allem Gebrauchsgegenstände. Er zerlegt sie, beraubt sie damit ihrer Alltagserfahrung, ohne ihnen ihre ursprüngliche Bedeutung gänzlich zu entziehen, und kreiert daraus neue, ungewöhnliche und spannungsreiche Verbindungen. Zu erwähnen ist hier insbesondere die Arbeit „Polyrhythmic Walkabout“ von 2008, die aus drei Konzertflügeln besteht. Sie war bereits 2009 in der Eröffnungsausstellung des Museums zu sehen und wird jetzt im Spiegelsaal präsentiert, wo sie im Kontext von Konzerten und Veranstaltungen in ganz anderen Beziehungsgefügen erfahrbar sein wird.
So unterschiedlich die Konzepte, Ausdrucksformen, Materialien und Techniken der drei Künstler, die erstmals in dieser Konstellation präsentiert werden, auf den ersten Blick auch sein mögen, so erstaunlich ist die Korrespondenz, die trotzdem entsteht. Bei Michael Danner, Sebastian Kuhn und Gert Riel dient das Material nicht allein als Mittel zur künstlerischen Aussage, vielmehr entwickeln sich aus den ihnen innewohnenden Eigenschaften die Formen der Arbeiten. Die drei Künstler stellen vielfältige Beziehungsgefüge her und machen einen energiegeladenen Zustand des „Dazwischen“, des Übergangs sicht- und erfahrbar.