Franz von Stucks skandalöse er otische Gemälde, allen voran Die Sünde , waren nicht allein aufgrund der Motivwah l umstritten und populär, au ch Stucks Bildauffassung und seine stringente Gestaltung des Erscheinungsbildes de r 1892 gegründeten Münchner Secession setzten Maßstäbe. Letztere wirkte sich vorbildhaft auf die 1897 gegründete Wiener Secession aus. Stucks vielfältige Beziehungen zu Wien wurden nur in wenigen Essays, vorwiegend im Zusammenhang mit Gu stav Klimt, berücksichtigt. Dies ist überraschend, hatte Stuck doch schon 189 2 seine erste umfassende monografische Ausstellung eben im Wiener Künstlerhaus. Stuc k, ein Jahr jünger als Gustav Klimt, war ein shooting star seiner Zeit und schon früh mit der bei Gerlach in Wien ab 1882 verlegten Mappe Allegorien und Embleme und den 1886 erschienenen Karten & Vignetten bekannt geworden. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, Franz von Stucks grafisches, malerisches und plastisches Werk sowie die vo n ihm verwendete Fotografie ganzheitlich und ineinander verschränkt zu betrachten sowie die vielfachen Wirkungen seines Schaffens auf die Wiener Kunst zu untersuchen.Damit schließt die Schau eine Lücke und beleuchtet das Fin de Siècle in Wien in neuer Weise mit seiner befruchtenden Verknüpfung zu Münchens Malerfürsten Franz von Stuck.Franz von Stucks „Sünde“ ist die personifi zierte „Femme Fatale“ am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Künstler malte nicht in toni gen Farben, in akademisch-klassischer Attitüde: Seine Sünde ist von einem harten Hell-Dunke l-Kontrast gekennzeichnet. Das verlockend erotische Weib und die Schlange als biblische Inkarnation der Sü nde fixieren respektlos den Betrachter und ertappen ihn bei der Betrachtung. Diese Distanzlosigkeit, die Stuck nicht nur in jener Bilderfindung anwendet verschaffte ihm den frühen Ruhm eines Skandalmalers. Seine opulenten, klassizistischen Rahmen, die Tempelformen aufgreifen, erhöhen die „Skandalbilder“ zum verbotenen heidnischen Sündenbabel. Die zunehmende Buntfarbigkeit seiner Werke und die damit einhergehe nde Kulissenhaftigkeit seiner Hintergründe wiesen den jungen Künstlern den Weg, der zum Jugendstil führen sollte.
Stucks Vorbildfunktion für die späteren Wiener Secessionisten wurde bisher nur in einzelnen Essays, vorrangig zu Gustav Klimt, berücksichti gt. Dabei waren seine vielfältigen Beziehungen zu Wien zentral für seinen künstlerischen Erfo lg; so fand 1892 im Wiener Künstlerhaus seine bis dahin umfangreichste monografische Ausstellung statt. Jene Schau, bei der Stuck 35 Ölbilder un d 170 Zeichnungen präsentierte, glich einem künstlerischen Paukenschlag. De r Umfang der Ausstellung, die na hezu alle wichtigen Gemälde Stucks zu diesem Zeitpunkt umfasste, lässt Bedeutung und Faszination seines Schaffens erahnen. Stucks ungeheure Wirkung auf die Wi ener Kunstszene ist an den zeitgenössischen meinungsbildenden Artikeln von Hugo von Ho fmannsthal und Hermann Bahr ablesbar. Franz von Stuck hatte das Erscheinungsbild der 1892 gegründeten Münchner Secession entscheidend geprägt und war damit auch Vorbild für die Wiener Secession. Ein Jahr jünger als Gustav Klimt war er ein „shooting star“ der Zeit und schon früh mit der bei Gerlach in Wien ab 1882 verlegten Mappe Allegorien und Embleme und den 1886 erschienen Karten & Vignetten bekannt geworden.
Die Wirkung seines Werks ist in vielfacher Weise bei Wiener Künstlern noch bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erkennbar. Die künstlerische Ausstrahlung seiner viel beachteten Landschaften führte schlie ßlich zum Ankauf seiner großformatigen Abendlandschaft für die Mo derne Galerie in Wien. Jedoch nicht nur die Wiener Maler interessier ten sich für Stucks Landschaften: Deutliche Reflexe auf diese finden sich in den Arbeiten von Wiener Fotografen, wie etwa Heinrich Kühn, Hugo Henneberg und Hans Watzek. Stuck blieb im Vergleich zu Klimt jedoch i mmer dem Klassizismus verbunden, erkennbar beispielsweise an der dorischen Säulenordnun g seiner Bildrahmen. Die Einbeziehung des Bildrahmens und dessen Plastizität lassen sich auch bei der Wiener Secession erkennen, am offensichtlichsten in der Wahl des von Stuck hä ufig favorisierten quadratische Bildformats. Mit der Ausstellung im Unteren Belvedere wird nicht nur ein umfassender Überblick über das Schaffen Stucks mit dem Schwer punkt auf der Zeit vor 1900 gegeben, erstmals werden auch seine Wiener Bezüge dargelegt. Die Schau bi etet die Möglichkeit, Stucks grafisches, malerisches und plastisches Werk sowie die von ihm verwendete Fotografie ganzheitlich und ineinander verschränkt zu betrac hten, sowie die vielfachen Wirk ungen auf die Wiener Kunst zu untersuchen. Somit schließt die Ausstellung ei ne Lücke, indem sie das Fin de Siècle in Wien in neuer Weise beleuchtet und die engen Verknüpfungen Wiens mit München unter diesem Aspekt offenlegt.