Schon einmal, vor fast sieben Jahren, kamen die Rostocker und Mecklenburger in den Genuss, Arbeiten von Günther Uecker im Original sehen zu dürfen: 2011 wurden sie im Rahmen der Ausstellung CREDO präsentiert, unter zusammen mit Werken von Gerhard Richter, Gotthard Graubner und Georg Baselitz. Aber auch sonst ist Uecker kein Unbekannter in der Region, gilt er doch als einer der bedeutendsten mecklenburgischen Künstler der Gegenwart. Und auch seine biographischen Wurzeln liegen hier. Am 13. März 1930 in Wendorf (Pommern) geboren, wuchs er auf der Halbinsel Wustrow auf und studierte zunächst in Wismar, bevor er 1955 nach Westdeutschland übersiedelte, um bei Otto Pankok zu studieren. 2002 kehrte er nach Wustrow zurück, um sich auf der verwunschenen Insel einen Arbeitsort zu schaffen, bis 2008 gewährte man ihm diese Möglichkeit. Noch heute steht das kleine Holzhaus verlassen im Naturschutzgebiet und erinnert an diese Zeit.Nun kehrt er mit seiner Ausstellung in der Rostocker Kunsthalle einmal mehr zurück und stellt mit seinen Werken, die vom 3. Juli bis 11. September 2016 unter dem Titel „Der geschundene Mensch: 14 befriedete Gerätschaften“ zu sehen sein werden, einen weiteren Bezug zu Stadt und Region her. Geht es in der zwischen Herbst 1992 und Frühjahr 1993 als Auftragsarbeit des Instituts für Auslandsbeziehungen entstandenen Serie doch um ein Thema, dass sich – zumal mit dieser zeitlichen Einordnung – sehr stark mit dem Namen Rostock-Lichtenhagen verbindet: Der Verletzung des Menschen durch den Menschen und auch ganz konkret mit der Gewalt gegen Ausländer in Deutschland. Ueckers 14 plastischen Arbeiten, deren Titel, wie etwa „Hindernisweg" und "Geißelmühle", schon deutlich auf die christliche Metaphorik der Serie hinweisen, möchte nicht nur Aggression, Zerstörung und Verletzung versinnbildlichen. Es geht auch um die Frage nach dem gesellschaftlichen Umgang mit solcher Gewalt: nach Reflexion und nach Reue.
Eine historische ebenso wie eine brandaktuelle künstlerische Auseinandersetzung also, die seit ihrer Entstehung um den ganzen Globus gereist ist. Und nun auch in Rostock zeigt, dass Günther Uecker sehr viel mehr ist als die so genannten Nagelbilder, mit denen er gewöhnlich als Erstes in Verbindung gebracht wird. Aber natürlich sind auch sie Teil der Ausstellung, als unverzichtbarer Teil seines künstlerischen Schaffens, der ihn seit vielen Jahrzehnten begleitet - die ersten entstanden bereits vor 60 Jahren, die jüngsten erst in den vergangenen Monaten