Der österreichische Zeichner, Objekt- und Fotokünstler, Poet, Komponist Gerhard Rühm (geb. 1930 in Wien, lebt und arbeitet in Köln und Wien) war Mitbegründer der Wiener Gruppe und sucht in seinem grafischen Werk die stete Erweiterung des Mediums „Sprache“. Die Herbstausstellung des Bank Austria Kunstforum wird das vielseitige, über sechs Jahrzehnte umspannende Schaffen des Grenzgängers Gerhard Rühm präsentieren.Dabei werden die radikalen Sprachexperimente Rühms im Kontext der internationalen Avantgardebewegungen des frühen 20. Jahrhunderts, denen das Kunstforum seit Jahren immer wieder wichtige Präsentationen gewidmet hat, verankert und herausgestellt wie er an deren Errungenschaften anknüpft und diese weiterentwickelt. Anknüpfungspunkte für Rühm bilden unter anderem die konstruktivistische Zaum-Poesie (Wladimir Chlebnikow, Alexej Krutschonych, Olga Rosanowa), die dadaistische Merz-Dichtung Kurt Schwitters und die „Parole in libertà“ des Futuristen Filippo Tommaso Marinetti. Rühms feinnervige Wort- und Lautgestaltungen, die sich in Zeichnungen, Fotomontagen, Text-Objekten, Scherenschnitten, Partituren und Performances niederschlagen, bezeugen sein tiefgehendes Interesse an der Materialität der Sprache als visuelles und phonetisches Material. Ein Nachdenken über das Ich und das Du, das Hier und das Jetzt sind dabei, genau wie Zufall und Humor, Rühms stete Begleiter.
Neben zahlreichen Einzelausstellungen ab 1958 waren seine Arbeiten u.a. im Amsterdamer Stedelijk Museum, auf der documenta 1977 und 1987 in Kassel, in der Frankfurter Schirn Kunsthalle und im Universalmuseum Joanneum in Graz zu sehen. 2012 erwarb die Österreichische Nationalbibliothek Rühms Vorlass.
Kuratorin: Heike Eipeldauer