Fritz Ascher Golgatha, 1915 Öl auf Leinwand 135,5 x 175 cm Privatsammlung Foto: Malcolm Varon © Bianca Stock, München 2016 Fritz Ascher Golgatha, 1915 Öl auf Leinwand 135,5 x 175 cm Privatsammlung Foto: Malcolm Varon © Bianca Stock, München 2016 - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstsammlungen

Was: Ausstellung

Wann: 05.03.2017 - 18.06.2017

Die Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser zeigen vom 5. März bis zum 18. Juni das Werk des Berliner Expressionisten Fritz Ascher (1893–1970). Die Ausstellung gibt mit einer repräsentativen Auswahl von rund 40 Gemälden und Grafiken einen Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers. Die Präsentation lädt zur Wiederentdeckung des ehemals verfemten und fast…
Die Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser zeigen vom 5. März bis zum 18. Juni das Werk des Berliner Expressionisten Fritz Ascher (1893–1970). Die Ausstellung gibt mit einer repräsentativen Auswahl von rund 40 Gemälden und Grafiken einen Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers. Die Präsentation lädt zur Wiederentdeckung des ehemals verfemten und fast vergessenen Künstlers ein, der von den Nationalsozialisten verfolgt und dessen frühes Werk durch den Zweiten Weltkrieg in Teilen zerstört wurde.

Fritz Ascher wurde 1893 in Berlin-Zehlendorf als erstes Kind einer assimilierten jüdischen Familie geboren, die ihre Kinder 1901 evangelisch taufen ließ. Im Alter von 17 Jahren besuchte er die Kunstakademie in Königsberg. Um 1913 zog Fritz Ascher zurück in die Kunstmetropole Berlin, wo er bei Lovis Corinth studierte und im Umfeld expressionistischer Künstler zu einer eigenen Bildsprache fand. Die Arbeiten der Jahre vor 1933 vermitteln einen Eindruck von der kraftvollen künstlerischen Sprache seines frühen Schaffens. Neben humoristischen, der Karikatur verwandten Bildern sind Gemälde und Grafiken zu sehen, die im Zeichen des Symbolismus und Expressionismus stehen. Die oft allegorisch geprägten Darstellungen spiegeln die innere Zerrissenheit des Malers wider. Sie belegen sein Interesse an religiösen Themen. Daneben zeigen sie die besondere Vorliebe Aschers für dramatische Stoffe aus der Welt der Musik, des Theaters und der Oper.

Als Fritz Ascher 1933 ins Visier der Nationalsozialisten geriet, tauchte er bei Freunden unter. Nach kurzer Gefangenschaft im Konzentrationslager Sachsenhausen und im Potsdamer Gefängnis überlebte er die Jahre bis 1945 in einem Kellerversteck im Berliner Grunewald. In dieser Zeit der Isolation und Angst vor der drohenden Deportation konnte er nicht mehr malen. Er schrieb in dieser Zeit zahlreiche Gedichte. Sie sind in Auszügen in der Ausstellung präsentiert und reflektieren seine Interessen vor und nach dem Krieg. Fritz Ascher verarbeitete in Worten, was ihn in den Bildmotiven seiner Malerei immer wieder beschäftigt hatte – es entstanden Gedichte über den Bajazzo oder Hommagen an seine künstlerischen Vorbilder. Die Themenbereiche reichen von Religion und Theater bis zur Natur, die vor allem für sein malerisches Spätwerk bestimmend wurde.

Unmittelbar nach der Befreiung 1945 durch die Alliierten begann Fritz Ascher wieder zu malen. Zunächst überarbeitete er ältere Gemälde wie die großformatigen Werke des Bajazzos, das Porträt Ludwig van Beethovens und Der Golem (1916), das erstmalig im Museum Gunzenhauser zusammen mit seinen anderen Arbeiten aus dieser Zeit zu sehen ist. Ascher fand jedoch in der Natur sein eigentliches Thema. Auf der Suche nach einer neuen künstlerischen Ausrichtung durchstreifte er immer wieder die ausgedehnten Wälder des Grunewalds und schuf dramatische Bilder von Blumen, Sonnenuntergängen und hügeligen Wiesen. Heftige kreative Schaffensphasen wechselten sich mit Phasen großer Ver- zweiflung ab. Diese „Seelenbilder“ Fritz Aschers zeigen nur vordergründig Idylle. Die kraftvollen Landschaftsbilder werden zu Symbolen einer in der Natur entdeckten Spiritualität.

Kuratorin der Ausstellung ist Rachel Stern, Direktorin der Fritz Ascher Gesellschaft für Verfolgte, Verfemte und Verbotene Kunst, New York. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland Prof. Monika Grütters, MdB.

Die Präsentation im Museum Gunzenhauser wird zusammen mit den 26. Tagen der jüdischen Kultur Chemnitz, die unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz Barbara Ludwig stehen, am 4. März 2017 um 19.30 Uhr eröffnet.

Eine Ausstellung in Kooperation mit der Fritz Ascher Gesellschaft für Verfolgte, Verfemte und Verbotene Kunst, New York.

 

Biografie1893 geboren am 17. Oktober als Sohn von Minna Luise Ascher (geb. Schneider) und Dr. Hugo Ascher; zwei Schwestern Charlotte (*1894) und Grete (*1897)1901 Austritt Hugo Aschers und seiner drei Kinder aus dem Judentum, seine Ehefrau bleibt jüdisch1908 Bezug einer von dem prominenten Architekten Paul Schultze-Naumburg gebauten Villa in der Niklasstraße 21–23 in Zehlendorf/Berlin1909 Fritz Ascher bekommt das „Künstlereinjährige“ von Max Liebermann und geht zur Kunstakademie Königsberg, wo er Eduard Bischoff und Franz Domscheit trifft1913 unabhängiger Künstler in Berlin, Studium bei Lovis Corinth, Adolf Meyer und Curt Agthe1914 Fritz Ascher und Franz Domscheit treffen Edvard Munch in Norwegen1915/16 erste Hauptwerke mit „Golgatha“ (1915) und „Der Golem“ (1916)1918/19 Aufenthalt mit Franz Domscheit in Bayern; Freundschaft mit den Künstlern der „Brücke“ und des „Simplicissmus“1922 Tod Hugo Aschers am 18. August; Entstehung von Lithografien; Teilnahme an der „Juryfreien Kunstschau“ in Berlin1924 Teilnahme an der „Juryfreien Kunstschau“ in Berlin1933 Machtantritt Hitlers am 30. Januar; Fritz Ascher beginnt, Adressen zu wechseln, vorwiegend in Potsdam Babelsberg1938 Tod der Mutter am 17. Oktober; Pogrome am 9./10. November; Internierung im Konzentrationslager Sachsenhausen; Gerhard Graßmann erreicht Aschers Entlassung am 23. Dezember1939 am 2. Januar Internierung im Polizeigefängnis Potsdam, Gerhard Graßmann und Probst Grüber erwirken Aschers Entlassung am 15. Mai; Umzug in die Teplitzer Straße 38; Verpflichtung zur Meldepflicht dreimal wöchentlich im Polizeirevier Schmargendorf und einmal monatlich im Polizeipräsidium Alexanderplatz1941 seit 19. November muss Ascher den Gelben Stern tragen1942–45 Polizei-Hauptwachtmeister Heinrich Wolber warnt Ascher vor der Deportation; ab dem 15. Juni versteckt Martha Graßmann ihn erst in ihrer Wohnung, dann im Kartoffelkeller der Lassenstraße 26 in Berlin-Grunewald; sie erhält von Frieda Eichelbaum und Margarete Hart Hilfe; Ascher schreibt Gedichte1945 am 25. April Zerstörung der meisten Kunstwerke von Fritz Ascher durch einen Bomben- angriff; am 29. April Befreiung Berlin-Grunewalds durch die amerikanische Armee; Umzug zu Martha Graßmann in die Bismarckallee 26; beginnt wieder zu malen1946 Ausstellung „Fritz Ascher: Bilder nach 1945“ mit Bernhard Heiliger in der Galerie Karl Buchholz, Berlin1947 Ausstellung „Das Naturerlebnis. Landschaftsbilder bekannter Künstler“ im Kunstamt Wilmersdorf, Berlin1952/53 intensive Arbeitsphase; Ablehnung aller Angebote für Lehrertätigkeiten und Ausstellungen1969 Abriss der Villa Bismarckallee 26 am 18. Juni; Umzug Graßmanns und Aschers in die Gelfertstraße 42; Ascher erholt sich nicht von diesem Umzug; vom 9. Mai bis zum 12. Juni Ausstellung „Fritz Ascher: Bilder nach 1945“ in der Galerie Springer in Berlin1970 Fritz Ascher stirbt am 26. März

Weitere Ausstellungsstationen:Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück | Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim | Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte | Kallmann-Museum Ismaning

Fritz Ascher Der Intrigant, um 1913 Tusche über Grafit auf Papier 22,5 x 14,2 cm Sammlung Nicole Trau Foto: Malcolm Varon © Bianca Stock, München 2016 Fritz Ascher Der Intrigant, um 1913 Tusche über Grafit auf Papier 22,5 x 14,2 cm Sammlung Nicole Trau Foto: Malcolm Varon © Bianca Stock, München 2016 - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstsammlungen / Kunstsammlungen Chemnitz
Tags: Expressionismus, Fritz Ascher

Dienstag bis Sonntag, Feiertage 11–18 Uhr24.12. und 31.12. geschlossenEintrittspreise5 Euro, 3 Euro ermäßigtab 10 Personen Gruppenrabatt:3 Euro, 2 Euro ermäßigtFreier Eintritt für Kinder undJugendliche unter 18 Jahren