Vor 100 Jahren eingeweiht: Schloss Cecilienhof in Potsdam. Foto: SPSG/Leo Seidel Vor 100 Jahren eingeweiht: Schloss Cecilienhof in Potsdam. Foto: SPSG/Leo Seidel - Mit freundlicher Genehmigung von: denkmalschutz

Wer: denkmalschutz

Was: Ausstellung

Wann: 10.11.2017

Möglich wurden die Wiederherstellungsmaßnahmen durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017…
Möglich wurden die Wiederherstellungsmaßnahmen durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Die für die 2014 begonnene Sanierung des Schlosses Cecilienhof veranschlagten Bruttogesamtbaukosten belaufen sich auf ca. 9,7 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Mitte 2018 vorgesehen. Nach dreijähriger Bauzeit sind alle technischen Maßnahmen und Restaurierungsleistungen im Inneren termingerecht abgeschlossen, die historische Dachdeckung, die Fassadensanierung sowie die Wiederherstellung der Außenanlagen befinden sich „auf der Zielgeraden“.

Zur Geschichte des GästeappartementsAm 9. November 1917 fand die Einweihung des Schlosses Cecilienhof durch Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) „dem Ernst der Zeit entsprechend (…) im engsten Familienkreise“ (Potsdamer Zeitung, 10.11.2017) statt. Am selben Tag wurde die jüngste Tochter des Kronprinzenpaares Wilhelm (1882-1951) und Cecilie (1886-1954) von Preußen und gleichzeitig das einzige Kind, das im Schloss Cecilienhof geboren wurde, auf den Namen Cecilie (1917-1975) getauft.

Der letzte Schlossbau der Hohenzollern wurde von 1913 bis 1917 als Wohnsitz für das Kronprinzenpaar errichtet. Unter der Leitung des Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) erbauten die Saalecker Werkstätten im Neuen Garten eine Residenz im Stile eines englischen Landhauses, die bis 1945 als Domizil für das Kronprinzenpaar und dessen Familie, zu der vier Söhne und zwei Töchter gehörten, diente.

In dieser Zeit wurden hier zahlreiche Gäste empfangen. Dazu gehörten Künstler wie Max Reinhardt (1873-1943), Curt Goetz (1888-1960), Otto Gebühr (1877-1954), Elly Ney (1882-1968), Wilhelm Furtwängler (1886-1954), Wilhelm Kempff (1895-1991) oder der junge Herbert von Karajan (1908-1989), aber auch die Politiker Gustav Stresemann (1878-1929) und Heinrich Brüning (1885-1970) sowie die Botschafter von England, Frankreich, Amerika, Polen und Italien. Darüber hinaus folgten Adolf Hitler (1889-1945), Hermann Göring (1893-1946), Joseph Goebbels (1897-1945) und Benito Mussolini (1883-1945) mehrmals Einladungen des Kronprinzenpaares.

Daneben kam es zu häufigen Familienbesuchen. Für die mecklenburgische Verwandtschaft der Kronprinzessin wurde im Ostflügel des Hauses eine Wohnung mit separatem Ausgang in den Garten eingerichtet. Herrschaftlichen Gästen stand ein eigenes Appartement direkt über dem Eingang zur Verfügung. Dort übernachtete u. a. die ältere Schwester von Cecilie, Königin Alexandrine von Dänemark (1879-1952), anlässlich Ihrer Aufenthalte in Potsdam. Die royale Besucherin weilte 1927 zur Konfirmation der Prinzen Hubertus (1909-1950) und Friedrich (1911-1966), 1934 zur Konfirmation der Prinzessinnen Alexandrine (1915-1980) und Cecilie sowie 1936 während der Olympischen Spiele in Berlin und 1938 zur Vermählung von Prinz Louis Ferdinand (1907-1994) und Großfürstin Kira von Russland (1909-1967) im Schloss Cecilienhof. Eine Gästeliste und Fotografien aus dem Jahre 1938 belegen ihre Anwesenheit während der Hochzeitsfeierlichkeiten. 1932 und 1937 machte Königin Alexandrine von Dänemark auf der Durchreise nach Bayreuth Station in Potsdam, um gemeinsam mit Kronprinzessin Cecilie zu den Richard-Wagner-Festspielen weiterzufahren. Dabei standen auch immer Besichtigungen in den Schlössern und Parkanlagen auf dem Programm.

Vermutlich wurde die Suite bei Abwesenheit von Gästen auch von Prinzessin Cecilie genutzt, wovon eine Aufnahme aus dem Jahre 1934 zeugt, die sie am Kamin im Wohnzimmers zeigt und die der SPSG vom Haus Hohenzollern zur Verfügung gestellt wurde. Gleichzeitig erwies sich das Foto als wichtige Quelle für die Wiedergewinnung der historischen Innenraumgestaltung.

Die Restaurierung des GästeappartementsDas Gästeappartement ist ein Ensemble von vier Räumen und besteht aus Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie einer Dienerkammer. Alle Entwürfe für die Ausstattung stammen von dem Architekten Paul Ludwig Troost (1878-1934). Vom originalen Mobiliar sind nur wenige Stücke erhalten, wozu neben einem wandfesten Garderobenschrank und einem Frisiertisch zwei Stühle und ein kleiner Tisch im Schlafzimmer gehören.

Von herausragender Bedeutung ist die ursprüngliche textile Ausstattung der beiden Haupträume, die seit 1974 deponiert war. Mit erheblichen Aufwand wurden die originalen textilen Wandbespannungen und Fensterdekorationen gereinigt, besonders fragile Stoffe mit passend eingefärbtem Stützgewebe unterlegt, nähtechnisch gesichert und anschließend ihren Funktionen entsprechend in den Räumen montiert. Die Teppichbodenbeläge wurden mit der überlieferten Technik verlegt, wodurch die Räume nun wieder einen authentischen Eindruck von der Wohnkultur und Innenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts vermitteln. Künftig können die Besucher im Rahmen von Führungen das Schlafzimmer betreten und in die anderen Räume hineinsehen.

Das Badezimmer wurde behutsam gereinigt, fehlende Sanitärobjekte und Armaturen wurden im Antikhandel erworben bzw. anhand historischer Vorbilder nachgefertigt. In der Adjutantenkammer wird in einer Vitrine eine kaiserzeitliche Dienerlivree ausgestellt. Sie veranschaulicht im Zusammenspiel mit einem Foto von der Hochzeit am 2. Mai 1938 die kronprinzliche Hofetikette. Auf einer Tafel und auf Aufstellern sind Fotografien aus den 1930er Jahren sowie Zeichnungen und Entwürfe aus dem Nachlass von Paul Ludwig Troost zu sehen.

Die Besichtigung ist vom 11. November 2017 an im Rahmen von stündlich stattfindenden Führungen in der Zeit von 10.00-17.00 Uhr täglich außer montags möglich (Tickets: 6 Euro, ermäßigt 5 Euro).

Sanierung bei laufendem BesucherbetriebDie Sanierung des Schlosses Cecilienhof war eine besondere Herausforderung, da die Arbeiten im Inneren und an der Gebäudehülle bei laufendem Besucherbetrieb durchgeführt wurden. In den besucherstarken Monaten Mai bis Oktober teilten sich bis zu 1.200 Gäste die engen Hofdurchfahrten, Flure etc. mit 20 bis 40 Baufirmen. Während unter einem Fangnetz Besuchergruppen aus aller Welt das „Herzstück des Hauses“, die Konferenzhalle der Potsdamer Konferenz besichtigten, waren z. B. Dachdecker damit beschäftigt, das darüber liegende Dach abzudecken, den intakten Teil der 360.000 Dachziegel zu bergen, zu säubern und später mit Ergänzungsmaterial wieder neu zu verlegen. Bis heute hat das Haus an keinem Besuchertag wegen der Bauarbeiten schließen müssen. Vielmehr wurde die Baustelle zur „Schaustelle“: Die Besucherinnen und Besucher konnten im Ehren- oder im Prinzenhof erleben, wie in traditionell-handwerklicher Tätigkeit das Fachwerk aus Eichenholz restauriert, historische Putze ergänzt bzw. das kunstvoll angelegte Sichtmauerwerk neu verfugt wurden.

Charakteristische SchornsteineSeit August 2017 wurden alle Wetterdachkonstruktionen und ein Großteil der Fassadenrüstungen demontiert. Neben reinen Restaurierungsarbeiten an Eichenholz, Putzflächen, Sicht- und Natursteinmauerwerk werden mit dem Abbau der Planen und Schutznetze wieder die kunstvoll gestalteten Schornsteingruppen sichtbar, die charakteristisch für das Haus sind. Aufgrund von schadhaften Verfugungen, Frostschäden und korrodierten Eisengliedern an den Schornsteinen war deren Standfestigkeit gefährdet. Durch mühevolles, kleinteiliges Abtragen, Sichern und handwerkliches Wiederaufbauen ist es gelungen, alle originalen Ziegelformsteine zu erhalten. Sämtliche demontierten Teile wurden wieder mit neuem Mauer- und Verstrichmörtel zusammengefügt.

GesamtkunstwerkZusammen mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischem Landesmuseum (BLDAM) fanden aufwendige Bemusterungen und Erprobungen von Materialien, Farben und Oberflächengestaltungen statt. Nach dem Rückbau der Baustelleneinrichtungen ist das Schloss Cecilienhof nach 100 Jahren wieder als Gesamtkunstwerk zu erleben. Überdies wird es dank der großzügigen Unterstützung durch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. in Höhe von 150.000 Euro möglich, 2018 den Blumengarten und den Prinzenhof im Bereich des Ostflügels und damit das gesamte gebäudenahe Umfeld wiederherzustellen und für die Besucherinnen und Besucher zugänglich zu machen.

„Würdiges Altern“Die am Bau beteiligten Planungs- und Ingenieurbüros – Brenne Architekten, Berlin, IBK Ingenieurbüro Dr. Krämer GmbH, Weimar; KWH-Ingenieure, Brandenburg a. d. Havel und die Novabiotec Dr. Fechter GmbH, Berlin – hatten sich dem Leitbild des „würdigen Alterns des Gebäudes“ verschrieben. Dort, wo aus technischen Erwägungen Sicherungsmaßnahmen oder Erneuerungen erforderlich waren, wurden diese realisiert, jedoch immer mit dem Ziel, möglichst wenig Denkmalsubstanz zu verlieren und Patinierungen wie auch Alterungserscheinungen zu akzeptieren und zu erhalten.

Ausblick: 75 Jahre Potsdamer Konferenz 2020Anlässlich des 75. Jahrestages der Potsdamer Konferenz 2020 plant die SPSG im Schloss Cecilienhof eine Ausstellung über das Treffen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Harry S. Truman, des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Josef W. Stalin, und der Premierminister Großbritanniens, Winston Churchill und Clement R. Attlee, sowie der Außenminister der drei Regierungen, der Stabschefs und anderen Berater auf der von den drei Mächten beschickten „Berliner Konferenz“ von 1945. Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2020 sollen nicht nur der Ablauf der Konferenz und die Themen, die am Verhandlungstisch geregelt und hinter den Kulissen besprochen wurden, betrachtet werden, sondern – zeitgemäß, nüchtern, ideologiefrei und daher an vielen Stellen herausfordernd – auch die Auswirkungen, die diese Absprachen auf den Fortgang der Weltgeschichte seither hatten. Am authentischen Ort Schloss Cecilienhof wird darum die bestehende Dauerausstellung durch eine temporäre Präsentation ergänzt.

Die Ausstellung wird nach Themen und Schwerpunkten strukturiert sein. Ein Hauptaugenmerk liegt auf dem Einsatz von Medien (Foto, Film, Ton), die über den Präsentationszeitraum hinaus erhalten bleiben und die jetzige Dauerausstellung erweitern sollen. Im Zuge der Vorbereitung der Ausstellung, soll ein neues, zukunftweisendes museumspädagogisches Angebot entwickelt werden.

Tags: denkmalschutz, Schlösser, Tapeten, Wohnkultur

Schloss CecilienhofIm Neuen Garten 1114469 Potsdam