Töchter des Lebens. Daughters of Life Fotografien von Angèle Etoundi Essamba München, März 2018. „Töchter des Lebens. Daughters of Life. Fotografien von Angèle Etoundi Essamba“ ist der Titel einer am 23. März 2018 beginnenden Sonderausstellung im Museum Fünf Kontinente. In Douala, Kamerun, geboren, kam Essamba als Zehnjährige nach Paris und verbrachte dort ihre Schulzeit. Danach führte der Weg in die Niederlande, wo sie eine Ausbildung an der Photo Academy of Amsterdam absolvierte. Diese Stadt ist noch heute Essambas Wirkungszentrum. Ihre Arbeiten sind eine Rückbesinnung auf Afrika, genauer gesagt auf die Frauen Afrikas. Inszenierte, aber auch alltägliche Situationen verwendet die Fotografin, Filmemacherin und Poetin für ihre Darstellung von Frauen, die eine besondere Art von Identität ausstrahlen und mithilfe eindrücklicher Ästhetik eine Vision des zeitgenössischen Afrika transportieren.Essamba verknüpft ihre Werke mit Weltbildern und Philosophien, sensibilisiert die Betrachter für menschliche Grundfragen. Sie reduziert das Themenspektrum ihrer Fotoarbeiten bewusst auf drei Begriffe: Stolz, Stärke und Selbstbewusstsein. Masken, Schleier oder Körperverhüllungen tauchen bei den von ihr porträtierten Frauen immer wieder auf. Doch Masken und Stoffe verbergen ihre Trägerinnen nicht, sondern lassen sie vielmehr betont sichtbar werden. Sie wirken wie Akzente auf einem Körper oder einem Gesicht und unterstützen die vom Betrachter wahrnehmbare Ausstrahlung des dargestellten Menschen. Ein zuweilen wenig schöner Alltags‐Hintergrund lässt die Menschen umso entschlossener und intensiver dem Betrachter gegenübertreten. Obwohl digital fotografiert und nur ausnahmsweise nachbearbeitet, wirken Essambas Bilder nicht selten wie gemalt, entwickeln eine Prächtigkeit, die man sonst nur von Gemälden zu kennen glaubt. Mit Beigaben wie Kalebassen, bunten Stoffen oder traditionellen afrikanischen Masken wirken die Arrangements nicht selten wie natürliche Stilleben – höchst lebendige allerdings. Denn gerade Masken dienen als Schnittstellen zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft, dem Innen und Außen. Masken sind Sinnbild für das, was man vor der Welt verbergen und was man offenbaren möchte. Kalebassen hingegen sind in vielen afrikanischen Mythologien das wichtigste Geschenk der Schöpfergottheit an die Menschen. Man kann aus ihnen essen und trinken, sie kommen bei der Reinigung zum Einsatz, als Transportbehälter, Vorratsspeicher – ja sogar als Musikinstrument.
Mit diesem Repertoire an Stilmitteln zeigt Essamba die soziale Wirklichkeit arbeitender Frauen von Kamerun bis Sansibar, von Senegal bis Benin. „Fotografie ist eine Notwendigkeit, um sich auszudrücken. Solange diese Notwendigkeit besteht, bin ich kreativ,“ kommentiert sie ihr künstlerisches Antriebsmoment.
Mehr als 200 Ausstellungen seit 1985 belegen die hohe Kreativität und internationale Anerkennung von Angèle Etoundi Essamba. Die Münchner Schau lässt zudem eine Reihe von Exponaten aus der Afrika‐ Sammlung des Museums Fünf Kontinente mit Essambas Werken in Dialog treten.