Dieter Hackers künstlerische Arbeit mit und am Medium Fotografie beginnt 1974 mit einem Selfie, jener Form des Selbstporträts, das sich im Zuge der „digitalen Revolution“, insbesondere im Aufbau der sozialen Medien, zur vielleicht charakteristischsten Bildgattung des frühen Internetkanons entwickelt hat; in „analogen Zeiten“ jedoch eine absolute Ausnahme bildet. Wie kaum ein anderer deutscher Künstler seiner Generation hat Hacker, dem das Wort Selfie 1974 selbstverständlich kein Begriff sein konnte, die Diskurse der heutigen Zeit vorweggenommen: „Denn offenbar ist das narzisstische Element beim Fotografieren wichtig. Also sich selber auf dem Foto zu sehen oder was einem gehört; die eigenen Ansprüche an das Foto durch das Foto bestätigt zu finden“ (Hacker, 1974).
Die Amateurfotografie dient Hacker zwischen 1974 und 1981 als ein künstlerisch weitgehend unerschlossenes Experimentierfeld. Hackers politische Kunst dieser Jahre verfolgt das Ziel einer ästhetischen Erziehung der Bevölkerung – des Amateurs, des Betrachters, des Konsumenten – ohne ihr dabei „ständig den Hammer der eigenen Überzeugung auf den Kopf hauen zu wollen“ (Hacker, 1981). Die Aufgabe des Künstlers liegt für ihn darin, im Austausch mit seinem Publikum, überhaupt erst einen Stil politischer Bildästhetik zu entwickeln.
Im Angesicht sozialer Medien, ihrer steigenden Mitgliederzahlen und wachsender Bildproduktion gewinnt Hackers politische Kunst der 1970er Jahre neue Aktualität. Allein auf Instagram, die mit einer Milliarde Mitgliedern größte Fotoplattform der Welt, werden jeden Tag 60 Millionen Bilder und Videos, also mehr als 40.000 Beiträge pro Minute, hochgeladen.
BEGLEITPROGRAMM:
Meet the artist:Kostenlose Führungen mit Dieter Hacker am So, 30.9. und 14.10., jeweils 16 Uhr (zzgl. Eintritt, Anmeldung nicht erforderlich)
Öffnungszeiten: Di bis So von 10 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen Eintritt: 8,- €, erm. 5,- €, jeden 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei, ermöglicht durch die Deutsche Wohnen SE Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen mit 224 Seiten, Preis: 20,- € an der Museumskasse
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