Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt der Westteil des zerstörten und bald geteilten Deutschlands nicht nur ein rasches Wirtschaftswunder, sondern beginnt endlich auch mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Die restaurative Politik wird, vor allem von der Jugend, immer mehr in Frage gestellt. »Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren« wird zu einer der Kernparolen der Studentenbewegung. Auch Baselitz, Richter, Polke und Kiefer nehmen in ihrem Frühwerk den Geist der Zeit auf. Obgleich sie sich alle selbst unpolitisch nennen, prägt ihre Kunst vor allem im Ausland bis heute das positive Bild eines neuen, kritischen Deutschlands. Ihre figurativen Gemälde fordern in den 1960er-Jahren die damalige Vorherrschaft der Abstraktion heraus.Baselitz malt zerrissene, geteilte Helden. Polke und Richter führen die Absurdität und Leere des allseits verlockenden Konsums vor. Anselm Kiefer hingegen legt die Wurzeln des sogenannten »Dritten Reiches« in der deutschen Geschichte offen. Erstmals werden die Werke dieser vier Meister zusammen in einer Ausstellung gezeigt und diese wichtige Etappe deutscher Geschichte sichtbar gemacht.
Die Ausstellung wird begleitet von einer zeitgeschichtlichen Dokumentation im Foyer der Staatsgalerie, in der die 1960er-Jahre anhand von politischen Ereignissen, Werbung und Beispielen der Popkultur beleuchtet werden. Schlaglichter aus Musik, Politik und Alltag umreißen das Spannungsfeld zwischen Heintje und Rolling Stones, Wirtschaftswunder und Studentenprotesten.
Dem Gastkurator Götz Adriani ist dieses Projekt zu verdanken. Er ist nicht nur ein Weggefährte dieser Generation, sondern auch mit den Künstlern der Ausstellung freundschaftlich verbunden. Aus Gesprächen mit Georg Baselitz, Gerhard Richter und Anselm Kiefer sowie einem sehr persönlichen Text zu Sigmar Polke ist der Ausstellungskatalog entstanden. Erhältlich ist der deutsche Katalog für 34,90 € und der englische Katalog für 48,00 € im Museumsshop (als Buchhandelsausgaben kosten beide jeweils 48,00 €).
Anschließend ist die Ausstellung vom 12.9.2019 bis 5.1.2020 in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.