Die 1974 in Essen geborene Künstlerin Marion Eichmann zählt zu den aufregendsten, konsequentesten Künstlerinnen ihrer Generation. „Sie scheut weder Zeit- noch Arbeitsaufwand, um in akribischer Kleinteiligkeit und mit überbordender Informationsfülle üppige Schautableaus des Alltags zu entwerfen.” (Dr. Melanie Klier) Ausgerüstet mit Papier, Cutter und Klebstoff, mit Fundstücken und Zeichengerät gestaltet die Künstlerin eine ganz besondere Wirklichkeit, ihre Sicht auf die Welt. Eine „eigene Ästhetik (...), in der das Alltagsgegenständliche in Fläche und Raum übersetzt wird und sich neue zeichnerische, malerische, objekthafte und installative Kraftzentren ausbreiten” (Christoph Tannert).2014 hatte Marion Eichmann den von unserer Galerie Schloß Mochental und der Stadt Ehingen ausgelobten „Franz-Joseph-Spiegler-Preis” erhalten und mit Schere und Papier das Schloß porträtiert. Jetzt ist die Künstlerin zurück: mit neuen, spannenden Papierschnitten, Collagen, Objekten!
Den Ausstellungsbesucher wird vor allem auch der Variantenreichtum des künstlerischen Ausdrucks erstaunen! Denn ein Blumenstillleben ist beispielsweise bei der Wahlberlinerin nicht gleich Blumenstillleben: Mal ist das Fragile und Feine des Floralen sowie die Transparenz einer Glasvase samt Décor inszeniert und in den Vordergrund gerückt (vgl. Blumen 3, 2019, Papier, Buntstift, Ölpastell, 50 x 40 cm). Mal sprengt die reduzierte Abstraktion (durch geometrische Formen von Fundstücken und mittels Flächenhaftigkeit des geschnittenen Buntpapiers) den Objektrahmen. (Vgl. Blumendecor 1, 2017, Papier, Fundstücke, 32 x 26 cm).
Wer Marion Eichmann bereits kennt, weiß, dass diese immer wieder bei ihren Arbeitsreisen in die Rasanz und Reizüberflutung des Großstadtdschungels von Megacities eintaucht (z.B. Tokyo (2004), New York (2005), Istanbul (2009)). Um dann „mit strukturellem Ordnungssinn für das urbane Chaos wieder bildkünstlerisch aufzutauchen” (Dr. Melanie Klier).
Für den Betrachter heißt das: Wir erkennen Strukur und Strukturen im berstend vollen Chaos, wenn wir in den Details wandern. In Stadt-Ausschnitten, in Nebensächlichem, manchmal in Absurdem. Weil die Künstlerin mit ihrem kunstvollen Blick Bild-Muster im überwältigenden großen Ganzen herausdestilliert und uns faszinierend vor Augen führt. Diese Texturen im Makrokosmos überhöht Eichmann oftmals mit einer ihr eigenen „Neutralisierung”. Weil sie viele ihrer Werke in Weiß hält, bzw. mit Weiß regelrecht übertüncht. Auch, weil wir in betonten Linien en masse (ausgeführet in Ölpastell, mit Bunstift und Fineliner) baden. Und – über die Reliefstruktur ihrer Kunst staunen, komponiert aus unzähligen, in mehreren Lagen aufgeklebten Schnipseln, Flächen, Formen aus Licht beständigem, farbigem Karton.
„Dabei klotzt Marion Eichmann”, so Christoph Tannert abermals, „nicht einfach eine kulissenmalerische Show” hin, sondern bietet „eine radikal ihrem eigenen Stil einverleibte Interpretation” an. Über Ihren Besuch würde ich mich sehr freuen.