Das Medium der Zeichnung spielt in der ersten Einzelausstellung von Steffen Volmer in den Kunstsammlungen Chemnitz eine zentrale Rolle. Steffen Volmer arbeitet passioniert an der »horizonterweiternden« Veränderung des Begriffs Zeichnung: Er verwendet Bildträger wie Papier, Stoff, Pappen, Leinwand oder Acrylglas und nutzt experimentierfreudig neben traditionellen Stiften und Pinseln zum Zeichnen Chemigrafenlack, Notentinte, Tee, Pigmente und Terpentin. In den Ausstellungsräumen vereinen sich die Zeichnungen zu einem großen Künstlertagebuch der letzten 25 Jahre.Weitertragen-ÜberTRAGEN ist der Titel der mehr als vier Meter langen Figur auf Transparentpapier, die am Fenster der VOXXX-Galerie auf dem Chemnitzer Kaßberg und später in Volmers dortigem Atelier hing. Mit ihrem Entstehungsjahr 1995 bildet sie den zeitlichen Auftakt der Ausstellung. Der Künstler lässt uns teilhaben an Stimmungen, Sehnsüchten, Zweifeln, Ängsten, Hoffnungen und Enttäuschungen, ohne direkte Antworten zu geben auf seinen Fragenkatalog: der sinnerfüllten Existenz, dem Verhältnis von Innen- und Außenwelt, dem menschlichen Miteinander. Realistisches wird mit verstörenden Details in surreale Situationen gebracht. Geheimnisvolle Symbole und Zeichen treffen auf eine zeitlose Wirklichkeit. Scheinbar solide gebaute Architektur ist für Menschen unerreichbar; Köpfe verraten die Anspannung des Gedankendickichts im Inneren und tragen oft selbstbildnishafte Züge. Zwei große Kartonagen werden sich erst nach der Eröffnung der Ausstellung Linie um Linie, Schicht um Schicht und Detail um Detail zum Bild formen. Der Ausstellungsraum ist ein Atelier auf Zeit.
Volmers Künstlerbücher bilden als eigenständige Kunstgattung einen Mittelpunkt der Ausstellung. Seine Wort-Bild-Inszenierungen spiegeln die Begeisterung des Künstlers zum Büchermachen. Die Präsentation der Unikatbücher Tragen (1996), Unruhe (2000), Passage (2005) und Zentrale (2015) steht vor dem Dilemma, dass die Werke mit ihrer exzellenten Materialität einerseits zum Blättern einladen und andererseits den Schutz der Vitrine benötigen. Der Künstler löst diese Misslichkeit mit einer Rauminstallation: Drei Wände sind als überdimensionale »Bücher« mit reproduzierten Seiten der gedruckten Ausgaben tapeziert, die parallel zu den Unikatbüchern erschienen sind.
Ebenfalls ausgestellt sind Plakatunikate für Theateraufführungen und Ausstellungen, die Volmers große Freude an der Kombination von Gestaltung, Typografie und dem Zeichnen erlebbar machen. Gezeigt werden Leihgaben des Künstlers sowie Leihgaben aus der Sammlung der Stiftung WRT Dr. Weckerle, aus der Galerie Barthel + Tetzner, Berlin, und von Leihgeberinnen und Leihgebern, die ungenannt bleiben möchten.
d. Der Katalog zur Ausstellung Passion enthält Fotografien von Bertram Kober, die erst im Verlauf der Ausstellung entstehen. Die im Dezember erscheinende Publikation wird am 18. Dezember 2019 um 18:30 Uhr in den Kunstsammlungen am Theaterplatz vorgestellt.