Der 1958 in Ravensburg geborene Künstler Matthias Mansen gilt als einer der wichtigsten Holzschneider in der zeitgenössischen Kunst. Er studierte von 1978-1984 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei den Professoren Georg Baselitz und Markus Lüpertz. Nach Stationen in London, Paris und New York lebt und arbeitet Mansen seit 1994 in Berlin.In seinen großformatigen Holzschnittserien untersucht der Künstler, wie Bilder entstehen. „Mein Medium ist seit fast 30 Jahren der Holzschnitt”, erklärt Matthias Mansen in einem Fernsehinterview und fährt fort: „Was mich an diesem Medium fasziniert, ist, dass ich gleichzeitig an einem Bild arbeiten kann, aber auch seine Entstehung dokumentieren... über eine Folge von Holzschnitten. Der Holzschnitt erlaubt mir, im direkten physischen Zugriff meine Bilder zu entwickeln.”
Mansen aktualisiert in einem traditionellen Medium traditionelle Gattungen wie Landschaft, Stadtansichten und Figurenbilder als Realitätsfragmente aus Licht und Schatten. „Ich schneide keine Linien; ich schneide eher‚ Licht”, erklärt der Künstler. Seit 2006 entstehen seine „Berlin-Zyklen“: „Berlin-Tiergarten“ (2006-2008) spiegelt die ephemeren, also „nur kurze Zeit bestehenden“, Erscheinungsformen des Parks im Wechsel der Jahreszeiten. Seine puristische Serie „Potsdamer Straße“ (2011-2015) zeigt ausschnitthaft Architektur und urbane Textur der Straße. Die neue Serie „Triest oder die Götter“ (2017- 2019) reflektiert die Posen von Badenden in Erinnerung an antike Skulpturen.
Dr. Ekhart Gillen formuliert die Arbeitsweise des Künstlers so: „Ausgangspunkt seiner Arbeit ist das klassische Thema Figur und Raum als Interieur oder Landschaft. In dieser Phase definiert 1 nicht der Umriss die Figur, wie von der Malerei her gewohnt, sondern jede Figur unterscheidet sich von der anderen durch ein besonderes Muster oder Ornament, das diese Figur charakterisieren soll. (...) Das abstrakte System von Parallel- und Kreuzschraffuren, Gittern und Rastern, das Spiel mit dem Wechsel von Negativ- und Positivformen reizen ihn.“ Spannend dabei: Matthias Mansen verwendet gerne Fundhölzer, mit denen er die Druckstöcke für seine Holzschnitte baut. Für seine monumentale Serie „Potsdamer Straße” nutzt er beispielsweise Fußbodendielen, die aus entkernten, sanierten Altbauten der Umgebung stammten. Ihre Oberflächen, geprägt von Rissen oder Abnutzungsspuren, bearbeitete Mansen weiter zu komplexen Strukturen. „Ein großer Aspekt in ‚Potsdamer Straße‘ war für mich, der technoiden Welt, die uns Raster vorgibt, in denen wir zu denken und zu arbeiten haben, entgegenzuwirken und ein Tor für die Willkür zu schaffen. Für jedes Motiv entscheide ich meine ‚Grund-Pixel-Bausteine‘ neu.“, erklärt Matthias Mansen seine künstlerische Intention.
Wir freuen uns, Ihnen nun zum Herbst und Jahresausklang unter dem Motto „Matthias Mansen. Berlin-Zyklen · Holzschnitte“ ein breites Spektrum dieser besonderen Kunst zu bieten.