Günther Uecker, einer der herausragenden deutschen Künstler mit weltweiter Reputation, wird 90! Am 13. März 1930 in Wendorf geboren, studierte Uecker in Wismar, Berlin-Weißensee und Düsseldorf. In den 60er Jahren engagierte er sich gemeinsam mit Heinz Mack und Otto Piene im Kontext der Künstlergruppe ZERO. Mit kinetischen Konstruktionen und der Inszenierung von Licht betrat die Künstlergruppe ZERO Neuland. Uecker kreierte u.a. eine der ersten programmierten und begehbaren Lichtinstallationen.Dr. Pirko Kristin Zinnow, Direktorin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen: „In Mecklenburg-Vorpommern haben wir anlässlich des 90. Geburtstags das „Uecker-Jahr“ ausgerufen. Wir feiern den Künstler mit vielfältigen Aktionen und einer Ausstellung, die den vielgestaltigen Schweriner Werkbestand in Gänze zeigt und ihn gleichsam als zentralen Künstler der Nachkriegsavantgarde in den unterschiedlichsten Facetten vorstellt.“ Die Schweriner Sammlung zeichnet sich in besonderer Weise dadurch aus, dass sie den Weg von den 1960er Jahren, den Nagelreliefs und Feldbildern hin zur Kinetik und den überarbeiteten Fotografien der 1990er Jahre weist. Zu den herausragenden Werken der Sammlung und im Œuvre Ueckers zählt u. a. sein Elektrischer Garten I aus dem Jahr 1966, in dem ein Riesennagel als knatternder Blitzableiter in einer Art Faradayischem Käfig ertönt. Mittels Hochspannungsstrom erzeugt Uecker einen Lichtbogen zwischen zwei Polen. Der Elektrische Garten ist Ausdruck und Symbol der Energie, die sich punktuell zeigt, vergleichbar dem Einschlag eines Nagels.
Seine Sandspirale aus dem Jahr 1970 - ein weiteres Hauptwerk des Künstlers - steht in deutlichem Kontrast zu der Käfig-Plastik. Wie das Leben selbst verändert sich die bildliche Erscheinung permanent. Zwar mutet diese Veränderung vordergründig gleichartig an, doch ist die Bewegung der Sandkörner so komplex, dass sich das jeweilige Vor-Bild nicht rekonstruieren lässt.
In den folgenden Jahren entwickelte Günther Uecker zunehmend Werke, die Ausdruck seiner humanistischen Haltung sind. Seine Bilder und Objekte beziehen Stellung gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt gegenüber Minderheiten. Ueckers Ziel ist, mittels der Kunst Anstöße zum Nachdenken zu eröffnen, wie er selbst bemerkt: „Die Kunst kann den Menschen nicht retten, aber mit den Mitteln der Kunst ist ein Dialog möglich, der zum bewahrenden Handeln der Menschen aufruft.“
Nach wie vor ist der Künstler eng mit seiner mecklenburgischen Herkunft verbunden. Die feldartigen Werke, die sich durch sein Oeuvre bis in die Gegenwart ziehen, sind Ausdruck seiner inneren Befindlichkeit wie auch der Landschaft seiner Heimat. In besonderer Weise ist die Biographie Günther Ueckers auch verbunden mit der deutsch- deutschen Zerrissenheit und ihrem Zusammenwachsen in Freiheit. Vor diesem Hintergrund wird die Schweriner Uecker-Sammlung neu befragt.
2013 erwarb das Staatliche Museum Schwerin 14 Werke des Künstlers aus dem Besitz des Berliner Sammlers Friedel Drautzburg. Von einem Privatsammler wurde die Arbeit Weißes Feld an das Museum geschenkt. Darüber hinaus werden in der aktuellen Präsentation neben Leihgaben aus Privatbesitz Arbeiten des Fotografen Rolf Schroeter gezeigt, die dieser der Mecklenburgischen Landesbibliothek Günther Uecker geschenkt hat.