Im Jahr 1977 gründeten die Künstler:innen Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner und Gregor-Torsten Schade (seit 1980 Kozik) in der Adelsbergstraße 298 in Karl-Marx-Stadt die Galerie Clara Mosch. Die Galerie, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Gründungsmitglieder zusammensetzt, bestand bis 1982. »Mosch war eine Idee. Eine Idee vom Anderssein«, so fasst es Thomas Ranft rückblickend zusammen.Die Aktivitäten der gleichnamigen, unkonventionellen Künstlergruppe umfassten neben der Galerie auch das gemeinsame Arbeiten an Mappenwerken, Mail Art- Projekten und Aktionen. Bei den Aktionen, an denen auch andere Künstler teilnahmen, handelt es sich um spontane oder geplante Aktivitäten, die vor allem im Rahmen von sogenannten Plenairs in der freien Natur stattfanden. Die Aktionen aus dem Umfeld der Clara Mosch sind im Wesentlichen durch die Fotografien ihres Freundes Ralf-Rainer Wasses überliefert, die seine ästhetischen Ansprüche als Fotograf reflektieren. Wasses Aufnahmen dokumentieren zugleich die ephemeren Aktionen der Gruppe und sind Grundlage für Fotomontagen oder Collagen, die als Mail Art innerhalb der alternativen Kunstszene der DDR zirkulierten.
Das Besondere an diesen Aufnahmen ist, dass Ralf-Rainer Wasse sie im doppelten Auftrag ausführte, für die Clara Mosch und zugleich für das Ministerium für Staatsicherheit, für das er seit den 1960er Jahren arbeitete. In diesem Spannungsverhältnis von relativer Selbstbestimmung und Kontrolle beleuchtet die Ausstellung die Aktionen der Gruppe als eines der wichtigsten Beispiele alternativen Kunstschaffens in der DDR – unabhängig von staatlicher Kunstdoktrin, aber unter konstanter Beobachtung durch den Staat.
Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung des Lindenau-Museum Altenburg. Begleitend erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Frédéric Bußmann, Erchen Wang und Jutta Penndorf. Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, den 22. Februar 2020, um 18:15 Uhr in den Kunstsammlungen am Theaterplatz statt.