Die Kulturinstitutionen Hannovers signalisieren in der Corona-Krise Zusammenhalt und den Wert von KulturBereits seit Mitte März sind fast alle Kultureinrichtungen zum Schutz der Allgemein- heit vor dem Corona-Virus geschlossen – und sollen teilweise noch bis in den Som- mer oder sogar darüber hinaus für Publikum geschlossen bleiben. Dies war und ist ein wichtiger Schritt, die Ausbreitung des Virus zu dämpfen. Durch die Schließungen verarmt jedoch die Kulturlandschaft Deutschlands, Kunst und Kultur fehlen zu- nehmend als wichtige Bestandteile des öffentlichen Lebens. Darüber hinaus bilden die Kulturinstitutionen einen bedeutenden Wirtschaftssektor mit vielfacher Wertschöpfung, und die aktuelle Situation hat weitreichende Auswirkungen auf das finanzielle Überleben von über einer Million Menschen, die im Kulturbereich und ihm angeschlossenen Bereichen arbeiten. Kulturinstitutionen Hannovers haben sich nun unter dem Motto Staying Alive – Kultur öffnet zusammengeschlossen und starten eine offene Kulturinitiative als gemeinsamen institutionsübergreifenden öffentlichen Auftritt in dieser unklaren und schwierigen Krisensituation.»Öffnet« meint hier nicht allein die tatsächliche Öffnung der Häuser, da diese der- zeit unterschiedlich erlaubt ist, sondern im metaphorischen Sinne den intellektuel- len, sinnlichen sowie politischen Mehrwert, den Kultur generiert und somit Herz und Geist der Gesellschaft »öffnet«. Indem alle Kulturhäuser in Hannover das gemeinsa- me Motto an ihre Fassaden plakatieren sowie durch all ihre analogen und digitalen Kommunikationswege streuen, soll der Kultur eine starke Stimme verliehen und der Wert von Kunst in Krisenzeiten deutlich werden: Wenn wir heute nicht für die Kultur kämpfen, werden wir morgen keine haben.
Kunst und Kultur in all ihren Ausprägungen sind ein unverzichtbarer Teil des menschlichen Zusammenlebens. Gemeinsam und gleichrangig gestalten Theater und Opernhäuser, Museen, Kunstvereine, Gartenkunst, Orchester, Chöre, Musik- festivals, Bibliotheken, Stadtteilzentren oder Kunst- und Musikhochschulen und viele freie Kultur- und Kunstschaffende das weltweit bewunderte Kulturland Deutschland.
Hannovers Kultur erreicht Menschen in der ganzen Region und weit darüber hinaus und stehen, auch durch ihre wertvolle pädagogische Arbeit, dem immer diverser werdenden Publikum offen. Auch die Politik kann die weitere Entwicklung nicht vorhersehen, und der Gesund- heit muss vieles andere untergeordnet werden. Dabei muss dem Schutz der Kultur als Mittel des kollektiven Zusammenhalts jedoch ein wichtiger Platz neben Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft eingeräumt werden. Hierbei helfen klare Regelungen, die die Besonderheit des kulturellen Schaffens beachten und So- lo-Selbstständige und freie Gruppen genauso im Blick haben wie institutionelle Ein- richtungen. Vor allem freiberufliche Künstler*innen stehen im Moment vor dem exis- tenziellen Ruin. Regelungen einzelner Bundesländer greifen teilweise zu kurz, sind auslegbar oder regional unterschiedlich und darüber hinaus schwer vermittelbar. Es darf bei der Förderung kein Wettrennen um Rettungsfonds eröffnet werden. Strenge Hygiene- und Abstandsregeln können auch bei Kulturveranstaltungen umgesetzt werden, denn Kultur kann in variablen Besetzungen und mit viel Kreativität für alternative Formen auch in kleinen Formaten stattfinden. Kulturinstitutionen und freie Künstler*innen wollen ihren für die soziale und emotionale Gesundheit einer Gesellschaft unverzichtbaren und systemrelevanten Beitrag weiterhin leisten. Dafür müssen Verluste gemindert und so Härten ausgeglichen werden, die durch die zur Zeit noch mangelnde staatliche Unterstützung nicht aufgefangen werden und deren Langzeitwirkungen noch nicht absehbar sind.
Die aktuelle Krise darf die deutsche Kulturlandschaft nicht weiter beschädigen.Die Initiative wurde aus folgenden Institutionen als offener Aufruf ins Leben gerufen:
Landesmuseum Hannover Sprengel Museum Hannover Kunstverein Hannover Kestner Gesellschaft Herrenhäuser Gärten Musikhochschule Hannover Museum Wilhelm Busch Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Schauspiel Hannover Staatsoper Hannover
Das Kulturdezernat der Stadt Hannover unterstützt diese Initiative mit seinen Institutionen und städtisch geförderten Einrichtungen.