Caro­line Monnet, Mobi­lize, 2015, Film­still © Caro­line Monnet Caro­line Monnet, Mobi­lize, 2015, Film­still © Caro­line Monnet - Mit freundlicher Genehmigung von: schirnkunsthalle

Wer: schirnkunsthalle

Was: Ausstellung

Wann: 13.01.2021 - 20.03.2021

Jetzt schon in die Ferne schweifen: Die Schirn präsentiert im Frühjahr die ikonische Malerei der kanadischen Moderne aus zeitgenössischer Perspektive.

Üppige Wälder, rauschende Flüsse, erha­bene Gipfel und unbe­rührte Eisberge – dies sind die Ikonen der moder­nen kana­di­schen Male­rei. In Natur­bil­dern entwarf eine Gruppe von Künst­ler*innen, wie Fran­klin Carmi­chael,…

Jetzt schon in die Ferne schweifen: Die Schirn präsentiert im Frühjahr die ikonische Malerei der kanadischen Moderne aus zeitgenössischer Perspektive.

Üppige Wälder, rauschende Flüsse, erha­bene Gipfel und unbe­rührte Eisberge – dies sind die Ikonen der moder­nen kana­di­schen Male­rei. In Natur­bil­dern entwarf eine Gruppe von Künst­ler*innen, wie Fran­klin Carmi­chael, Emily Carr, J. E. H. MacDo­nald, Lawren S. Harris, Edwin Holgate, Arthur Lismer, Tom Thom­son oder F. H. Varley Anfang des 20. Jahr­hun­derts ein mythi­sches Kanada, auf der Suche nach einem neuen Voka­bu­lar für die kultu­relle Iden­ti­tät der jungen Nation. In der Ausstel­lung Magne­tic North. Mythos Kanada in der Male­rei 1910–1940 werden in der Schirn erst­mals in Deutsch­land Haupt­werke der Kana­di­schen Moderne aus den großen Samm­lun­gen Kana­das gezeigt.

"Die Geschichte der Indi­ge­nen Völker in den Gebie­ten, die heute Kanada heißen, wurde die längste Zeit aus einer kolo­nia­lis­ti­schen Perspek­tive erzählt – und das ist heute noch so, obwohl sich die Dinge gerade ändern."Lisa Jackson

„Magne­tic North“ versam­melt eine eindrucks­volle Auswahl kana­di­scher Bild­werke aus der Zeit zwischen 1910 und 1940, als die Nation indus­tri­ell expan­dierte. In einer verfüh­re­ri­schen visu­el­len Spra­che verkör­pern diese Gemälde und Skiz­zen den Traum einer „neuen“ Welt und zeich­nen ein Idyll der über­wäl­ti­gen­den Land­schaft jenseits des moder­nen Stadt­le­bens sowie der expan­die­ren­den indus­tri­el­len Nutzung der Natur. Ihre Male­rei ist somit nicht zuletzt auch Zeug­nis kultu­rel­ler Hege­mo­nie sowie der sozia­len Reali­tät des Ausschlus­ses der Indi­ge­nen Bevöl­ke­rung. Aspekte wie Aneig­nung, Unter­drü­ckung und die Ausbeu­tung von Ressour­cen sind in der bis heute andau­ern­den kolo­nia­len Geschichte des Landes begrün­det und und werden in der Ausstel­lung kritisch betrach­tet. Alle malten die Landschaften auf neue und unverwechselbare Weise

Die „Group of Seven“ ist das Künst­ler­kol­lek­tiv, das gemein­hin für jene kana­di­sche Male­rei bekannt ist. Die Künst­ler fanden sich 1920 in Toronto zusam­men und began­nen die pitto­res­ken kana­di­schen Land­schaf­ten auf neue und unver­wech­sel­bare Weise zu malen, in der Absicht eine gemein­same natio­nale Iden­ti­tät zu schaf­fen. Stilis­tisch waren sie von Jugend­stil und Post­im­pres­sio­nis­mus beein­flusst. Ihr ausdrucks­star­ker Duktus und die kraft­volle Farb­pa­lette waren vom unmit­tel­ba­ren Kontakt mit der Natur ange­regt und hoben sich dadurch deut­lich vom damals in Kanada belieb­ten akade­mi­schen Stil ab.

Die Künst­ler insze­nier­ten und sahen sich als „helden­hafte Entde­cker“, eine kolo­niale Vorstel­lung die mitun­ter bis heute Bestand­teil des kollek­ti­ven Gedächt­nis­ses ist. Gemein­sam reis­ten mehrere Künst­ler in Grup­pen, zelte­ten und malten Ausbli­cke über Hügel, Seen und Schluch­ten. J. E. H. MacDo­nalds „Falls, Montreal River“ (1920) verrät die Begeis­te­rung, die der Group of Seven-Künst­ler ange­sichts der Natur empfand. Er war faszi­niert von tosen­den Flüs­sen, von Altwäl­dern, Steil­hän­gen und markan­ten Terras­sen­for­ma­tio­nen und bezog aus ihnen spiri­tu­elle Ener­gie.

Mit Bildern einer schein­bar unbe­rühr­ten Natur schu­fen die Gruppe und ihr Umkreis eine roman­ti­sche Vision des Landes als unbe­wohnte Wild­nis und über­gin­gen dabei die Indi­gene Bevöl­ke­rung. Die Suche nach einer visu­el­len Reprä­sen­ta­tion Kana­das, bezie­hungs­weise nach einer „neuen“ kultu­rel­len Iden­ti­tät, war zugleich ein Prozess der Ausgren­zung.

Werke der zeit­ge­nös­si­schen Anis­hina­abe-Künst­le­rin­nen Lisa Jack­son und Caro­line Monnet setzen einen kriti­schen Kontra­punkt und eine zeit­ge­nös­si­sche Perspek­tive auf die Male­rei der Moderne. Ihre Arbei­ten eröff­nen aktu­elle Zusam­men­hänge und setzen die Indi­ge­nen Stim­men wieder ins Zentrum. „Die Geschichte der Indi­ge­nen Völker in den Gebie­ten, die heute Kanada heißen, wurde die längste Zeit aus einer kolo­nia­lis­ti­schen Perspek­tive erzählt – und das ist heute noch so, obwohl sich die Dinge gerade ändern. Das brachte für viele hier lebende Indi­gene Natio­nen großes Leid mit sich, und Gene­ra­tio­nen von Kana­dier*innen wurde die Wahr­heit über ihr Land vorent­hal­ten, dessen kolo­nia­lis­ti­sche Ziele die Vertrei­bung, Entmensch­li­chung und Auslö­schung Indi­ge­ner Völker erfor­der­ten“, so die Künst­le­rin Lisa Jack­son.

Gemälde wie etwa A. Y. Jack­sons „Night, Pine Island“ (1924) zeigen das Natur­phä­no­men der Polar­lich­ter, das zum Inbe­griff für das kana­di­sche Selbst­ver­ständ­nis wurde. Hervor­ge­ru­fen durch Wech­sel­wir­kun­gen zwischen Sonnen­win­den und der Magne­to­sphäre der Erde sind diese das Sinn­bild für den hohen Norden schlecht­hin. Die kosmi­sche Leuch­t­er­schei­nung erfüllte die Künst­ler*innen mit einem Gefühl des Stau­nens ange­sichts des Uner­mess­li­chen und regte sie zu Werken von großer Ausdrucks­kraft an.

Ganz ähnlich wurde auch der einsame Baum – oft vor düste­rem Himmel und bedroh­lich geball­ten Wolken – zur Sied­ler­men­ta­li­tät stili­siert. An den Kana­di­schen Schild­gra­nit geklam­mert, gedeiht er trotz seiner rauen Umge­bung. In der Ausstel­lung wird deut­lich, wie kana­di­sche Maler*innen der Moderne roman­tisch aufge­la­dene Symbole, wie das Nord­lichts oder des allein stehen­den Baumes, einsetz­ten und sie zu Reprä­sen­tan­ten der „neuen“ Nation erho­ben. Mit diesen symbo­li­schen Bildern gepaart mit maßgeb­li­chen Arbei­ten zeit­ge­nös­si­scher Indi­ge­ner Künst­ler*innen, wirft Magne­tic North einen diffe­ren­zier­ten Blick auf die Geschichte Kana­das.

Renée van der Anvoird ist kura­to­ri­sche Assis­tenz der Art Gallery of Onta­rio (AGO). Die Ausstel­lung „Magne­tic North“ ist eine Zusam­men­ar­beit von Schirn, AGO und der Natio­nal Gallery of Canada (NGC).

Tags: 20. Jahrhundert, Arthur Lismer, Caro­line Monnet, Edwin Holgate, Emily Carr, F. H. Varley, J.E.H. MacDo­nal, kanadischer Künstler, Lawren S. Harris, Malerei, Tom Thom­son

ÖFFNUNGSZEITENDIENS­TAG, FREI­TAG – SONN­TAG 10 – 19 UHRMITT­WOCH, DONNERS­TAG 10 – 22 UHR
ÖFFNUNGSZEITEN MINISCHIRNDIENS­TAG – SONN­TAG 10 – 18 UHR
 
 

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