Camillo Paravicini (*1987) realisiert im Rahmen des Manor Kunstpreises seine bisher wichtigste Einzelausstellung und befragt humorvoll und unberechenbar all das, was im Kunstbetrieb als wahr oder sicher gilt. Seine Arbeiten wirken in ihrer handwerklichen Sorgfalt und Präzision stets schelmisch und unbelastet. Spielerisch unterläuft er dabei unsere Erwartungen an die Kunst.Der Bündner Künstler versammelt in der Ausstellung im Bündner Kunstmuseum zum ersten Mal eine vollständige Werkgruppe von neuer Malerei. In den kleinformatigen Bildern geistern missmutige Fabelwesen herum, die sich durch pastose Farbschichten an die Oberfläche wühlen. Nie sind wir sicher, ob die comicartigen Fratzen überhaupt im Bild sein wollen oder ob sie bereits einen Fluchtplan ausfeilen. Obschon die expressive Malweise und surrealen Anlehnungen auf die Grossen seines Fachs wie Jean Dubuffet oder Martin Kippenberger verweisen, vernebelt Camillo Paravicini die eindeutige Zuordnung zu einer Stilrichtung. Eingelegt in übergrosse Rahmen verbinden sich die Gemäldemit dem umliegenden Raum und suggerieren, dass es hier um mehr geht als Malerei. Im Raum liegt ein grosses Profil und erinnert zwischen Sitzbank und Dachbiotop an ein modernistisches Bauwerk. Ähnlich einer Theaterkulisse organisiert Camillo Paravicini in der Verbindung zwischen Gemälden, Rahmen und Objekt eine Szenografie, die zum Sinnieren über Kunst einlädt. Die Werke werden dabei zu Schauspielern, die ihren Einsatz bewusst verpassen oder sich absichtlich ins falsche Stück schleichen. Ob letztlich die Schauspieler oder wir uns in der Inszenierung geirrt haben, bleibt unbeantwortet.
Zur Ausstellung erscheint im Vexer Verlag ein Buch mit einem Gespräch zwischen Camillo Paravicini und Kurator Damian Jurt sowie Texten von Jana Bruggmann, Gianni Jetzer, Claire Hoffmann, Stephan Kunz, Aoife Rosenmeyer und Sabine Rusterholz.