- Mit freundlicher Genehmigung von: karinmariapfeifer

Was: Ausstellung

Wann: 26.06.2021 - 31.07.2021

Wenn Geometrie in wörtlicher Übersetzung (aus dem Griechischen) die Vermessung der Landschaft bedeutet, ist es kein Wunder wenn auch die Kunst in ihrem Bestreben gesellschaftliche Landschaften zu vermessen immer wieder auf Lösungsansätze der Geometrie zurückgreift. Vom altgriechischen geometrischen Stil angefangen über die geometrische Abstraktion innerhalb der abstrakten…
Wenn Geometrie in wörtlicher Übersetzung (aus dem Griechischen) die Vermessung der Landschaft bedeutet, ist es kein Wunder wenn auch die Kunst in ihrem Bestreben gesellschaftliche Landschaften zu vermessen immer wieder auf Lösungsansätze der Geometrie zurückgreift. Vom altgriechischen geometrischen Stil angefangen über die geometrische Abstraktion innerhalb der abstrakten Malerei bis zur konkreten Kunst, wo die Form zum Selbstzweck wird. Wenn heutige Kunst die Geometrie thematisiert – und das tut sie im Bemühen um die Einordnung der Welt – dann fügt sie emotionale Elemente hinzu, lädt alte stilistische Werkzeuge mit neuen Assoziationen auf und lässt Farben, Formen und Inhalte zusätzlich interagieren. Sie vermisst, wägt ab und teilt.

 

So eine Klammer lässt sich durchaus über die Positionen der Künstlerinnen der Ausstellung im Schaumbad (Graz) legen. Wenn etwa Karin Maria Pfeifer ihre Rauminstallation blueprint mit monströs vergrößerten Produkten des Süßwarenherstellers PEZ gestaltet, indem sie mit überdimensionierten Lutschtabletten Schaltpläne auf den Fußboden legt, Türme aufbaut oder die typischen PEZ-Packungen zu Raumskulpturen stapelt. Die Arbeit lebt von der Geometrie der geraden Linie, des begrenzten Raums und der ausgewogenen Raumaufteilung und ist doch emotional aufgeladen mit der (gebrochenen) Markenbotschaft des verwendeten Konsumprodukts.

https://schaumbad.mur.at/

 

Sula Zimmerbergers Fotos wiederum greifen dem Grunde nach zwar auf hoch emotionale Sujets aus der Naturfotografie zurück, Wellen, Brandung und des Spiel mit Licht und Schatten an der Bruchlinie zwischen Wasser und Himmel. Doch sie bricht die Idylle indem sie geometrische Formen aus den Bildern herauslöst, verrückt, im doppelten Wortsinn, schwarzes Nichts freilegt und so die Frage nach den Hintergründen aufwirft.

 

Gabi Mitterers Arbeit HONES (ein Kunstwort aus den Begriffen HOle und StoNES) ist eine Anspielung auf eine Dichotomie von gleichzeitig räumlicher Tiefe als auch Erhabenheit: Eine Form, die als Stein in den Raum hineinragt, kann aus der Geometrie des Umrisses heraus gleichermaßen auch als Loch in eine undefinierte Tiefe führen. Mitterer malt imaginäre Vertiefungen auf/in die Leinwand, die den Einblick auf ein ungewisses Dahinter freigeben - es bleibt freilich bei der Andeutung.

 

Auch Irena Eden & Stijn Lernout greifen bei ihrem strikt geometrisch angelegten Werk auf höchst emotionale Aspekte zurück, wie etwa die Beschäftigung mit dem mediterranen Raum und dem „solaren Denken“ in der Philosophie Camus´ der wachstumsbasierten, rationalen Wirtschaft in den westlichen Ländern Europas, eine von der Kraft des Lichts, der Sonne angetriebene entgegengestellt. Die Lichtspiele daraus ergeben dann geometrisch abstrakt übermalte Farbschichten, deren transparenter Farbauftrag an unterschiedlichen Schnittflächen unterschiedliche Effekte auslösen.

 

Kreise, Rechtecke, Schnittpunkt und Winkel sind kein Selbstzweck, sondern Mittel der Aufklärung, gerade in der Kunst. Die hinter dieser Geometrie stehenden Axiome sind vielfältiger als in der Mathematik. Und so wirft die künstlerisch-geometrische Vermessung der Landschaft neue Fragen auf, indem sie alte beantwortet.

Tags: Gabi Mitterer, Irena Eden, Karin Maria Pfeifer, Kunst, Malerei, Stijn Lernout, Sula Zimmerberger

Ausstellungsdauer: 26.6. -31.7.2021Ort: Schaumbad -  Freies Atelierhaus Graz, Puchstraße 41, Schaumbad Graz, 8020 Austria
Irena Eden & Stijn Lernout
Gabi Mitterer
karin maria pfeifer
Sula Zimmerberger