Die Kunstsammlungen am Theaterplatz zeigen die erste Doppelausstellung mit Werken von Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg. Mit jeweils 50 ausgestellten Werken wird die Verschiedenartigkeit der beiden Konzepte ebenso wie ihre vergleichbare Unabhängigkeit und ihr außerordentlicher Rang vorgegestellt. Die Beziehung von Claus und Altenbourg zueinander beruhte auf dem Agieren im selben kulturellen Milieu. In den Jahren nach 1945 beschäftigten sich beide in- tensiv mit der Kunst der Avantgarden und setzten sich mit der Abstraktion ausei- nander. Persönlich begegneten sie sich erstmals im Januar 1961 in der Galerie Schüler in Berlin (West). Damals hatte jeder seinen Personalstil bereits entwickelt. Sie schufen ihre Werke ohne direkte Vorbilder als singuläre Positionen zeit- genössischer Kunst.Gerhard Altenbourg verfügte souverän über das grenzenlose Potential der künst- lerischen Materialien und die Wirkungen, die aus dem Mit- und Übereinander von Lasuren, Linien und Flächen entstanden. Aus der Kombination von unterschiedli- chen Mal- und Zeichentechniken entwickelte er einen unvergleichlichen Reich- tum an Formfindungen und Farbwirkungen. Die amorphen Figurationen und flächigen Szenerien im Werk Gerhard Altenbourgs entstammen der Sphäre des Traums und des Unbewussten. Sein Œuvre ist komplex und die scheinbare Weltferne beinhaltet doch eine deutliche Stellungnahme gegenüber der Alltagswirk- lichkeit des Künstlers.
In den frühen 1960er Jahren gehörte Carlfriedrich Claus zu den Mitbegründern und Exponenten der internationalen visuellen Poesie. Sprache war bei ihm nicht nur das Material seiner Kunst, sondern auch ihr ureigenes Thema. Indem er schrieb, lösten sich die Zeichen unter seiner Hand und gewannen grafische Qua- lität. Statt verbaler Botschaften werden so Affekte und Stimmungen sichtbar, die in die Entstehung dieser Schriftbilder hineingewirkt haben.
Sowohl die Zeichnungen und Grafiken von Gerhard Altenbourg als auch die Sprachblätter von Carlfriedrich Claus fielen aus dem Raster des normativen DDR- Realismus heraus. Stattdessen genossen diese Künstler früh eine internationale Aufmerksamkeit, was wiederum Repressionen in der DDR nach sich zog und da- mit ihr solidarisches, wertschätzendes, wenn auch nicht immer unkritisches Ver- hältnis zueinander stärkte.
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen den Kunstsammlungen Chemnitz – Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv, dem Lindenau-Museum Altenburg und der Stiftung Gerhard Altenbourg. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die alle ausgestellten Werke abbildet und neben einführenden Texten von Brigitta Milde, Inge Grimm und Marie Winter den gesamten Briefwechsel zwischen Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg vollständig, wissenschaftlich ediert und kommen- tiert enthält.