Das neue Programm von NonStopScheiner – dem 24 Stunden öffentlich zugänglichen Freiluftkino – zeigt ab 17. September drei filmische Arbeiten, die sich unter dem Motto Urban Distractions erneut mit künstlerischen Interventionen im Stadtraum beschäftigen. Künstler*innen loten diesen, oft an der Grenze der Legalität, aus und arbeiten mit den vorgefundenen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten. Diese werden aufgegriffen, häufig durch eigene Interventionen erweitert und dadurch erst sichtbar.„Nicht nur im heurigen steirischen herbst steht der öffentliche Raum im Mittelpunkt. Auch im neuen Filmprogramm von NonStopScheiner zeigt sich einmal mehr, welche Bedeutung der urbane Raum für Künstler*innen einnimmt. Durch zumeist unangemeldete Interventionen, die oft einfacher und spielerischer Natur sind, weisen sie auf die vielfältigen Möglichkeiten hin, die der öffentliche Raum allen bieten könnte, und eröffnen damit neue Denkräume“, so Jasmin Haselsteiner-Scharner, Kuratorin des Programms.
Irritationen im urbanen RaumIn Eginhartz Kanters beiden filmischen Arbeiten wird die scheinbare Ruhe der urbanen Settings durch künstlerische Eingriffe gestört. taking away (2018, 6:42 min) zeigt die Gassen der Millionenmetropole Tokyo in der Nacht. Die apokalyptisch anmutenden Szenerien der Stille werden durch eine unautorisierte Intervention jäh unterbrochen. Ein seltsames Objekt bewegt sich langsam durch die Bildausschnitte und stört den nächtlichen Frieden der gepflegten Nachbarschaft. Ein befremdlicher, an Eisenbahnschienen gelegener Ort bildet die Kulisse für das Video transient 2 (2013, 1:41 min). Nach einiger Zeit setzt das „Crescendo“ eines herannahenden Zugs ein, das lauter und lauter wird, bis dieser mit ohrenbetäubendem Lärm durch das Bild fährt und dabei eine subtile Intervention auslöst.
In Katharina Gruzeis Arbeit Urban Reflectors (2019, 8 min) entfalten sich seltsame Gebilde aus Silberfolie in verschiedenen urbanen Settings scheinbar selbstständig und kaum beachtet. Begleitet von dystopischem Sound und von über Lautsprecher verbreiteten Handlungsanweisungen der Stadtregierung Tokyos, entsteht eine bizarre, apokalyptische Stimmung.
Das Künstlerduo zweintopf untersucht in den beiden präsentierten Videos unterschiedliche Kommunikationsformen. In same (2011, 0:45 min) dokumentiert es, als sichtbare Auswirkung der Finanzkrise, einen Prismenwender ohne Werbebotschaft, der sich trotzdem unablässig dreht. Auch in abc… unannounced intervention in Hikkaduwa (2014, 4:32 min) arbeitet das Kollektiv mit vorhandener urbaner Infrastruktur als künstlerischem Ausdrucksmittel. Für hoch technisierte Länder kaum vorstellbar, lassen sich die Straßenlaternen dieser Stadt in Sri Lanka nur per Knopfdruck direkt an Ort und Stelle bedienen. Diese Möglichkeit ergreifen die beiden Künstler*innen und kommunizieren mit Lichtzeichen das Morsealphabet im Stadtraum. _______________