Unbekannt, Chinesisch, Eine Zeichnerin unter einem Baum, Suzhou, um 1650–80 Farbholzschnitt, teils handkoloriert, aus einem aufgelösten Klebeband © Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend Unbekannt, Chinesisch, Eine Zeichnerin unter einem Baum, Suzhou, um 1650–80 Farbholzschnitt, teils handkoloriert, aus einem aufgelösten Klebeband © Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend - Mit freundlicher Genehmigung von: skd

Wer: skd

Was: Ausstellung

Wann: 19.11.2021 - 13.02.2022

Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) präsentiert seine Ausstellung „La Chine. Die China-Sammlung des 18. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett“. Zum ersten Mal werden über 100 chinesische und chinoise Exponate der Asiatica-Sammlung Augusts des Starken im Residenzschloss gezeigt – darunter ein einzigartiger Bestand an populären…
Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) präsentiert seine Ausstellung „La Chine. Die China-Sammlung des 18. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett“. Zum ersten Mal werden über 100 chinesische und chinoise Exponate der Asiatica-Sammlung Augusts des Starken im Residenzschloss gezeigt – darunter ein einzigartiger Bestand an populären Gebrauchsgrafiken, die in China kaum erhalten geblieben sind.

Insgesamt befinden sich in der Sammlung mehr als 2.000 Einzelwerke, die am sächsischen Hof im frühen 18. Jahrhundert im Zuge der europaweiten China-Begeisterung erworben wurden. Sie umfasst, aufbewahrt in Bänden oder auf Bildrollen, 1.100 chinesische und circa 850 chinoise Grafiken – so bezeichnet man die von europäischen Künstlern geschaffenen Werke im chinesischen Stil. Die meisten der ostasiatischen Werke stammen von anonymen Künstlern, jedoch konnten auch Kunstschaffende wie Zhang Feng und Ding Yuntai identifiziert werden. Zudem gehören Arbeiten europäischer Künstler wie Pieter Schenk I. und Johann Christoph Weigel zu der umfangreichen Sammlung. Diese wurde im ersten Inventar des Kupferstich-Kabinetts von 1738 unter den Kategorien „La Chine“ und „La Chine européenne“ aufgeführt.

Eine Besonderheit stellen die Werke populärer Gebrauchsgrafik dar. Dazu zählen Theaterszenen, Glückwunschblätter und Segenswünsche zum Neujahrstag, welche massenhaft produziert wurden und günstig zu erwerben waren. Da sie in China als Gebrauchsgut genutzt wurden, verwahrte man sie dort nur selten. An den SKD wurde dieser Bestand im Rahmen des dreieinhalbjährigen Forschungsprojektes „Frühe Asiatica und Chinoiserien am sächsischen Hof“ wissenschaftlich aufgearbeitet.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung bildet die acht Meter lange, chinesische Bildrolle „Die Räuber vom Liangshan-Moor“. Basierend auf dem gleichnamigen Roman, zeigt sie in vielen detailreichen Darstellungen, wie 108 Menschen sich zu einer Rebellenarmee formieren, um gegen korrupte kaiserliche Beamte zu kämpfen. Eine Medienstation, die in Zusammenarbeit mit Anselm Bunsen von der TU Dresden entstanden ist, lädt zum digitalen Anfassen und Entdecken des Kunstwerkes ein.

Die präsentierten Drucke, Malereien und Farbholzschnitte dienten europäischen Künstler*innen als Vorlage für Raumausstattungen, die Verzierung von Möbeln sowie Lack- und Porzellanmalerei. Dieser Einfluss auf die europäische angewandte Kunst wird in der Ausstellung durch eine konzentrierte Auswahl an Leihgaben verdeutlicht. Teilweise wurden Motive direkt übernommen, wie eine Vase aus der Porzellansammlung (SKD) zeigt, die mit einem chinoisen Motiv Pieter Schenks I. verziert wurde. Auch die Bemalung eines Walzenkruges aus dem Kunstgewerbemuseum (SKD) orientiert sich an einer Grafik Johann Christoph Weigels. Zwei Musterblätter aus dem Schulz-Codex des GRASSI Museums für Angewandte Kunst in Leipzig verdeutlichen, wie beliebt asiatisch anmutende Motive als Dekorationsvorlage waren.

Auch heute noch dienen die chinesischen Werke der Inspiration. So baut die Dresdner Künstlerin Ines Beyer (*1968 in Halle/Saale) ihre für die Ausstellung entwickelte großformatige textile Arbeit „Transformation“ auf einer Kupferstichfolge chinesischer Ansichten auf, die der Kupferstecher und Missionar Matteo Ripa zusammen mit chinesischen Künstlern im frühen 18. Jahrhundert für den Kaiser von China schuf.

Stephanie Buck, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts: „Dieses Projekt ist für das Kupferstich-Kabinett von besonderer Bedeutung. Die chinesischen und chinoisen Arbeiten gehören zu den frühesten Beständen unserer Sammlung und sind doch weitgehend unbekannt. Ich bin sehr dankbar, dass dieser Schatz von Cordula Bischoff und Anita Xiaoming Wang gehoben wurde und nun mit unseren Besucherinnen und Besuchern geteilt werden kann. Die Publikation setzt einen Meilenstein für die Forschung und den internationalen wissenschaftlichen Austausch.“

Petra Kuhlmann-Hodick, Kuratorin der Ausstellung und Oberkonservatorin am Kupferstich-Kabinett: „Eine hochinteressante Persönlichkeit ist der Kangxi Kaiser, der zur Zeit August des Starken China regierte. Die ‚36 Ansichten des Kaiserlichen Sommerpalastes zu Jehol‘ gehen auf vom Kaiser selbst verfasste Gedichte zurück. Die Auseinandersetzung mit diesen poetischen und den bildlichen Landschaftsdarstellungen in der künstlerischen Arbeit von Ines Beyer ist für mich einer der Höhepunkte der Ausstellung.“

Im Rahmen des Forschungsprojektes und begleitend zur Ausstellung ist der Katalog „La Chine – Die China-Sammlung des 18. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett“ in deutscher Sprache entstanden. Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Cordula Bischoff und Petra Kuhlmann-Hodick, erschienen im Sandstein-Verlag. Klappenbroschur, 256 Seiten, 347 farbige Abbildungen, 38 €, Museumspreis 28 €. ISBN 978-3-95498-628-6.

Tags: Alte Grafik, China, Kupferstiche, Kupferstichkabinett, Malerei

Ausstellungsort Residenzschloss Laufzeit 19.11.2021—13.02.2022 Öffnungszeiten täglich 10—17 Uhr, Dienstag geschlossen Eintrittspreise regulär 6 €, ermäßigt 4,50 €, unter 17 frei, Gruppe ab 10 Personen 5,50 €

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