Für die erste Sammlungspräsentation der Grafik ziehen ab 11. März 2022 unbekannte italienische Zeichnungen und revolutionären Druckgrafiken nach Rubens in die Grafik-Kabinette des Ferdinandeums ein.Ab 11. März 2022 setzt die Grafische Sammlung der Tiroler Landesmuseen mit ihrer ersten Präsentation im neuen Ausstellungsjahr erneut zwei thematische Schwerpunkte. Einer davon liegt auf den grafischen Reproduktionen aus der Werkstatt des Peter Paul Rubens, die nicht nur von handwerklicher Perfektion zeugen, sondern eine epochale Wende in der Geschichte des Bilddrucks einleiten. Parallel dazu geht der zweite Teil der „Passepartoutnotizen“ im Austausch mit internationalen Expert*innen dem Ursprung bislang unbekannter italienischer Zeichnung auf den Grund. So rückt die Grafische Sammlung erneut ausgewählte Werke aus dem Museumsbestand in den Fokus und schärft den Blick für historische und gegenwärtige Entwicklungen in der Welt der Grafik.
Reproducing RubensPeter Paul Rubens war Maler und hat sich als solcher einen Namen gemacht. Doch er hat auch eine Grafikwerkstatt betrieben. Unter Aufsicht des Meisters selbst sollten Kupferstecher hier seine Werke vervielfältigen. Doch Rubens ging es nicht allein um eine reine Reproduktion seiner Bilder. Vielmehr sah er darin auch die Möglichkeit, seine teilweise jahrzehntealten Werke, nun noch einmal zu überdenken, bevor er sie in Form von Druckgrafiken weiter verbreiten ließ. Wenn es soweit war, trieb er seine Mitarbeiter zur handwerklichen Perfektion – und das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Während sich bei Kupferstichen das Bildmotiv bislang aus eine Vielzahl einzelner Linien ergab, setzten die Arbeiter in Rubensʼ Werkstatt so feine Stiche in geringster Entfernung zueinander, dass sie am Ende gar nicht mehr im Einzelnen zu erkennen waren. Mehr denn je ähnelten die Druckgrafiken nun ihrer Gemäldevorlage, brachten Hell-Dunkel-Kontraste und räumliche Tiefe zum Ausdruck wie nie zuvor. Die Kupferstecher sorgten mit ihren Reproduktionen nach Rubensʼ Werken für eine druckgrafische Revolution. In der Sammlungspräsentation wird die Wende durch zwei Vergleichswerke verdeutlicht. Während eine Radierung des berühmten niederländischen Künstlers Rembrandt van Rijn noch die Linie betont, bildet ein Mezzotinto den Abschluss der Schau und deutet die Entwicklung der Druckgrafik hin zu einer reinen Vervielfältigungsmethode an.
Passepartoutnotizen IIParallel zu „Reproducing Rubens“ knüpft die Sammlungspräsentation mit „Passepartoutnotizen II“ an eine Schau aus dem Vorjahr an und zeigt eine neue Auswahl an Werken, die im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojekts diskutiert wurden. Ralf Bormann, der Leiter der Grafischen Sammlung, hat sich dabei um eine Reihe italienischer Zeichnungen aus dem Museumsbestand angenommen, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Um herauszufinden, von wem, wann und wo die Grafiken angefertigt wurden, zog er internationale Expert*innen zu Rate und bat sie um ihre Einschätzung. Die Meinungen werden traditionell auf dem Passepartout der Werke notiert, daher auch der Titel des Projekts bzw. der Präsentation. Das Ferdinandeum zeigt auch in der zweiten Präsentationsrunde sowohl eine Auswahl der betrachteten italienischen Zeichnungen als auch die gesammelten Herkunftsvermutungen. Dem Publikum gewährt die besondere Schau so nicht nur Einblicke in die Sammlung sondern auch in eine so einfache wie erstaunliche Forschungspraxis der Herkunftsbestimmung.