Die drei Präsentationen:Auf Augenhöhe. Cranachs KultbildDas Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren ist eines der prominentesten Gemälde des Künstlers. Geschaffen nach 1537, wurde es im Laufe der Jahrhunderte und bis heute häufig kopiert. So entwickelte es sich zu einem der verbreitetsten Marienbilder in Tirol, Süddeutschland und weit darüber hinaus. Das Mariahilf-Bild befindet sich normalerweise im Hochaltar des Innsbrucker Domes und kann nicht aus der Nähe betrachtet werden. Wegen Renovierungsarbeiten macht es die großzügige Leihe der Dompfarre St. Jakob nun möglich, das berühmte Kultbild erstmals für einige Monate im Ferdinandeum „auf Augenhöhe“ zu erleben.Kurator: Peter ScholzJames Holland. Innsbruck romanticisedAuf seiner letzten Studienreise nach Venedig machte der britische Landschaftsmaler James Holland 1858 in Innsbruck Station. Hier schuf er ein Aquarell, das den für Innsbrucker*innen und Gäste wohlvertrauten Ausblick von der Maria-Theresien-Straße auf die Nordkette zeigt. In der Sammlungspräsentation stellen wir unserem Aquarell verschiedene vom Fotografen Johannes Plattner dokumentierte Ansichten des Motives gegenüber. Denn einige Details entsprechen nicht ganz der Realität.Kurator: Ralf Bormann
Bacchanalia. Der Rausch der LinieEin zerrissenes Blatt Papier gibt uns gewöhnlich keine Rätsel auf, sondern lässt allenfalls den Blick nach dem nächsten Papierkorb schweifen. Wenn es sich wie in unserem Fall aber um ein Kunstwerk des beginnenden 16. Jahrhunderts handelt, erhält es unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Das hier ausgestellte Bild ist voller Geheimnisse: Welcher Darstellungen wurde es, offenkundig durch einen Akt des Vandalismus, beraubt? Was fehlt? Welche Teile des Kunstwerkes werden vor unseren Blicken verborgen, was dürfen wir nach dem Willen seines Zerstörers nicht sehen? Darum, solche mit der Fantasie ihrer Betrachter*innen zu füllende Leerstellen sichtbar zu machen, kreiste zeitlebens das Werk des kürzlich verstorbenen österreichischen Künstlers Hermann Nitsch. Der so genannte „Dionysos der Malerei“ erfasst in seiner in der Schau gezeigten Arbeit das zur Abstraktion neigende „Orgien-Mysterien-Theater“ und lässt uns darin erahnen, was wir in der Fehlstelle unserer zerrissenen Grafik zu erblicken hoffen.Kurator: Ralf Bormann