In einer von der Brost-Stiftung initiierten Wanderkunstausstellung stellt sich der Kabarettist Dieter Nuhr als bildender Künstler vor. Künstlerisch gestaltete Fotografien spiegeln die Welt im Ruhrgebiet – und umgekehrt.Mit „Nuhr im Ersten“ erreichte Nuhr zuletzt regelmäßig etwa zwei Millionen Menschen. Seinen satirischen Jahresrückblick 2021 verfolgten rund 3,5 Millionen Zuschauer. Auf seinen Tourneen füllt der Kabarettist und Moderator die großen Hallen der Republik. Seine intensive Arbeit als bildender Künstler blüht dagegen eher im Verborgenen. Mit der Ausstellung „Von Fernen umgeben“, die Nuhr gemeinsam mit der Brost-Stiftung konzipierte, soll sich das ändern.
Sie umfasst eine Auswahl von Bildern, in denen er seine Reisen durch fast hundert Länder verarbeitet. Gegenübergestellt sind Werke, in denen der 1960 in Wesel geborene Künstler die persönliche Nähe zum Ruhrgebiet aufgreift. Aus diesem spannenden Kontrast wuchs die Idee einer internationalen, nicht-kommerziellen Wanderausstellung.
„Die Bilder haben zu tun mit der Verarbeitung meiner Reisen“, erklärt Nuhr. „Ich möchte aber keine Botschaften herausfiltern, Thesen aufstellen oder Witze machen. Die Arbeiten spiegeln etwas, was ich gesehen habe – was genau, kann ich in Worten nicht leicht benennen.“Nach seinem Kunststudium an der Universität Essen, der ehemaligen Folkwangschule, hörte Nuhr nie auf, Bilder zu produzieren. Für ihn war und ist die Bildende Kunst immer ein zentraler Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses.
Die Motivation für das gemeinsame Projekt mit Nuhr beschreibt Bodo Hombach, Vorstand der Brost-Stiftung: „Wir sind entflammbar für außergewöhnliche Persönlichkeiten. Dieter Nuhr hat den tiefen und klaren Blick auf das, was ist. Er bringt es auf und über den Punkt hinaus. Ein Comedian soll heiter, ernsthaft, aufklären. Das klingt paradox, passt aber zu seinem lebensnahen Pragmatismus, der nicht der ideologischen Schnellfäulnis ausgesetzt ist. Er braucht uns nicht, wir brauchen ihn.“Nach der Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Jazz-Trompeter Till Brönner in dessen Foto-Ausstellung „Melting Pott“ unterstützt die Stiftung erneut einen vielfach begabten Künstler.
Nuhrs bildende Kunst hat sich im Laufe der Jahre gewandelt: In den 90er Jahren legte er Pinsel und Ölfarbe beiseite und begann mit der Arbeit an digitalen Bildern, Fotografien mit zutiefst malerischem Charakter. Dabei programmiert er digitale Pinsel, die in mehreren Schritten und Farbschichten das ursprüngliche Foto überlagern. So isoliert Nuhr Motive aus Landschaft oder Architektur in unterschiedlichen Abstraktionsgraden. Sie wachsen aus malerischen Strukturen heraus und verlassen, obwohl sie zu hundert Prozent aus Fotodaten bestehen, den Charakter einer bloßen Abbildung. Das Fotografierte verliert sich, löst sich in weiten Teilen auf, um dann in einem malerischen Prozess neu konstruiert zu werden. Für Dieter Nuhr ist ein Bild eine Reflexionsfläche: „Es ist Anlass zum bewussten Wahrnehmen und Assoziieren. Was der Betrachter aus dem Bild mitnimmt und was er für Gedanken entwickelt, bleibt ihm überlassen. Kunst ist immer ein Vorschlag.“
Seine Kunstwerke befinden sich in bedeutenden Sammlungen und werden international in Museen, Galerien und auf Kunstmessen gezeigt, unter anderem auf der Jinan Biennale, der Shanghai Photography Art Exhibition und im Luxehills Art Museum Chengdu in China.Die Ausstellung ist ab dem 08. Mai bis zum 26.06.2022 im Osthaus Museum in Hagen zu sehen:Osthaus Museum HagenMuseumsplatz 1D-58095 Hagenwww.osthausmuseum.de
Anschließend ab 01.09 bis 29.09.2022 in der Biblioteca Nazionale Marciana Venedig. Die Ausstellungsreihe ist eine Kooperation der Association for Art in Public, Dirk Geuer Düsseldorf und der Brost-Stiftung.
Die Brost-StiftungNach dem Willen der Stifterin Anneliese Brost fördert die Brost-Stiftung Projekte im Bereich von Kunst und Kultur, Jugend- und Altenhilfe, Volks- und Berufsbildung. Der Förderschwerpunkt umfasst das Ruhrgebiet, dessen Identität gestärkt werden soll. So erwachsen aus der Heimat von Anneliese und Erich Brost wertvolle Anstöße weit über das Ruhrgebiet hinaus. https://broststiftung.ruhr/
Osthaus Museum HagenIn der westfälischen Industriestadt Hagen öffnete im Sommer 1902 das Folkwang-Museum seine Pforten. Seine Gründung verdankte es einem kunstsinnigen, vermögenden Mann: Karl Ernst Osthaus. Das Folkwang erlangte bald den Ruhm als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst.
Dr. Tayfun Belgin, Direktor Osthaus Museum Hagen: „Das Osthaus Museum existiert, um anhand seiner ganz besonderen Geschichte sowie seiner heutigen Ausstellungspraxis zu zeigen, dass leidenschaftliches Engagement für Kunst und Kultur Freude bereitet, Lebensqualität erzeugt und Menschen zusammenbringt. Unser Museum bietet dynamische Erlebnisse, die die Kraft und dauerhafte Bedeutung von Kunst in der heutigen globalen Gesellschaft beleuchten.“
Das Museum setzt sich zum Ziel, die Menschen in Südwestfalen, im Ruhrgebiet und deutschlandweit für das Osthaus Museum, seine bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst sowie für ihre Sonderausstellungen zu interessieren und zu begeistern. Daher bietet das Osthaus Museum eine hohe Aufenthaltsqualität und vermittelt auf unterhaltsame und lebendige Weise ein Bewusstsein für Kunst und die konstitutive Rolle der Betrachterinnen und Betrachter.
Dieter Nuhr und Tayfun Belgin stehen nach Terminabsprache für Interviews zur Verfügung.