Anhand von über 50 Gemälden wird Zwintschers facettenreiches Œuvre zwischen Jugendstil und Symbolismus in seiner ganzen Breite vor Augen geführt. In der gemeinsamen Präsentation mit 50 Gemälden und 10 Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern seiner Zeit sowie Fotografien, Illustrationen, Zeitschriften und Büchern aus den Jahren um 1900 zeigt sich die Bedeutung des Dresdner Malers in neuem Licht. In diesem Zusammenspiel der verschiedenen Medien Malerei, Plastik, Zeichnung und Fotografie, zu einem großen Teil aus den Beständen der SKD, wird die aufregende Zeitenschwelle zum 20. Jahrhundert eindrucksvoll erfahrbar.
Neben der Städtischen Galerie Dresden, einem der Hauptleihgeber, besitzt das Albertinum die meisten Gemälde von der Hand Oskar Zwintschers. Weitere wichtige Leihgaben kommen aus Chemnitz, Freital, Leipzig und Meißen. Dazu Hilke Wagner, Direktorin des Albertinum: „Ein Großteil der Werke Zwintschers befindet sich in ostdeutschen Sammlungen, sodass er in der westdeutschen Kunsthistoriografie der Nachkriegszeit weitgehend unbeachtet geblieben ist. Es bleibt auch heute noch, weit über 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution, eine unserer musealen Hauptaufgaben, Kunstgeschichtsschreibung rückwirkend zu korrigieren und den Kanon ein Stück weit zurechtzurücken. Dies tun wir im Albertinum, wo sich der bedeutendste Teilbestand Zwintschers befindet, nun mit der größten Retrospektive seit 1916 – seinem Todesjahr.“
In den Jahren 2019/20 wurde in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden der Sammlungsbestand Oskar Zwintschers im Albertinum intensiven kunsttechnologischen Untersuchungen unterzogen. Das Forschungsprojekt führte zu erstaunlichen Resultaten, die tiefe Einblicke in seine Malprozesse bieten. Sie zeigen Oskar Zwintscher als ebenso experimentierfreudigen wie virtuosen Meister der Farbe und der Komposition, der nicht selten seine Motive monatelang durch Änderungen und Übermalungen zu vollenden suchte.
In der auf diesem Projekt basierenden Sonderausstellung verbinden sich nun die Gemälde dieses eigenwilligen Künstlers mit ausgewählten Leihgaben und Werken aus dem Sammlungsbestand des Albertinum zu einem fulminanten Epochenrückblick. Aus vielfältigen Perspektiven wird Oskar Zwintschers Œuvre in Kontexte nationaler und internationaler Entwicklungen der Jahre um 1900 gestellt. Wichtige Haupt-, Neben- und Kreuzwege der Kunst werden offenbar, wenn Zwintschers Malerei mit Werken der Sezessionen und der Jugendstilzentren Brüssel und Wien in Dialog treten, oder mit Bildern von Paula Modersohn-Becker und Emilie Mediz-Pelikan. Dadurch schließt sich publikumswirksam eine lang klaffende Lücke in der europäischen Kunstgeschichte.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Sandstein Verlag Dresden die Publikation „Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900“, mit Beiträgen von über 30 ausgewiesenen Expertinnen und Experten. Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Andreas Dehmer, Birgit Dalbajewa. 304 Seiten, 258 meist farbige Abbildungen, 28 x 22 cm, Festeinband, 42 Euro, ISBN 978-3-95498-681-1.
Als zweite Station wird die Ausstellung in veränderter Form im Museum Wiesbaden vom 24. Februar bis zum 23. Juli 2023 zu sehen sein.
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
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