Unter dem Titel „Das Wunderland fehlte mir“ präsentiert die janinebeangallery vom 15. Juli bis zum 20. August 2022 in ihrer Sommerausstellung Malerei der KünstlerInnen Andrea Damp, Maxwell Dunlop, Petra Rintelen, Arny Schmit und Keramiken von Beate Höing.Auf subtile Weise hält Andrea Damp in ihrer Malerei die Balance zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Ihre Werke entstehen in einem ausgeklügelten Prozess von Schichtungen und Überlagerungen, die den sinnlichen Vorgang der Bildwerdung spürbar werden lassen.
Mit dem Einsatz figurativer Elemente verwandelt die Malerin ihre Kompositionen in erzählerisch assoziative Bildwelten, die von Atmosphäre und emotionalem Ausdruck geprägt sind.
Damit bildet die Malerei von Andrea Damp ein unvergleichliches Bindeglied zwischen der Autonomie der Farbe und deren Fähigkeiten im Dienste des Abbildes.
In den Gemälden des US-amerikanischen Künstlers Maxwell Dunlop treffen Atmosphären von eigenartiger Gravitation auf Räume, die sowohl mit Spannung erzählen als auch eine weite, stille Zeitlosigkeit eröffnen.
Seine Räume sind einerseits ausgedehnte, offene Naturlandschaften mit Bergen und Himmeln voll Wolken, die sich bis in die Täler ziehen. Andererseits zeigt Dunlop Interieurs von prunkvollen Sälen und repräsentativen Foyers einer vergangenen, „klassischen“ Ära. Diese Innenräume sind zwar durch und durch von zivilisatorischer Gestaltung und Geschichte geprägt, wirken aber dennoch seltsam groß, menschenleer und dunkel wie nach dem Auszug ihrer Bewohner. Menschliche Artefakte werden hier distanziert in Perspektive gesetzt, gleich dem Besuch eines Museums außerhalb der Öffnungszeiten.
Maxwell Dunlop weist darauf hin, dass er seine Innenräume nicht an konkreten Vorlagen festmacht, vielmehr Versatzstücke seiner Erinnerungen und Ideen assoziiert. Dasselbe gilt für seine Landschaften, deren sehr persönliche Bildkompositionen sich eher an die innere Schau halten, als den realen Besuch eines Ortes wiederholen zu wollen. Das „Echo“, der Hall seiner Gemälde, entspricht dem inneren Sonar des Künstlers, mit dem er sein soziokulturelles und naturhaftes Erleben auslotet und wiedergibt.
Petra Rintelens Bilder sind ein konzentrierter Blick auf das Sein des Lebens und der Dinge. Anklänge an Mythisches enthalten manche Bilder, Traummomente, die in kühner Verschränkung von Bewegung und Stille die menschliche Existenz erzählerisch ausloten. Eine nicht weniger typische Handschrift zeigen Petra Rintelens Stilleben, die in durchdachter Farbkomposition Schatten und Licht, Dunkel und Helle austarieren, so dass die Gegenstände gleichermaßen Zärte und Kraft entfalten. Das scheinbar Zufällige verwandelt sich für den Betrachter zu einer Welt des festgehaltenen Augenblicks. Petra Rintelens Bilder erzählen den seelischen Reichtum der Stille.
In Arny Schmits Landschaften zeugt schon die Technik sehr stofflich von Störungen. Der Luxemburger Künstler verwendet unter anderem als Träger für seine Ölfarben mehrlagige Pappe, die er an bestimmten Stellen aufschneidet und zum Teil mit einer aufliegenden Leuchtstoffröhre versieht. Seine Motive sind durchaus unidyllische Gefilde, chaotische Vegetation und ungezügeltes, bedrohliches Wetter herrschen vor. Erzeugt und unterstützt wird diese Stimmung durch eine dekonstruktive weil abtragende Wischtechnik, die Farbschichten und Formen wiederholt verzerrt und mit vorangegangenen durchkreuzt. Stark kontrastieren außerdem die einigen Werken quer aufmontierten Leuchtstoffröhren, die sich als Inbegriff von Industrie und Zivilisation hier der gemalten Landschaft auflasten.
Der Malerei stellt die janinebeangallery die Keramiken von Beate Höing gegenüber.
Inspiriert von Ornamenten und Stofflichkeit als kulturhistorische Bestandteile der Volkskunst, von Märchen und Mythen sowie Traditionen und Ritualen, erscheinen diese Einflüsse im Werk der Malerin und Keramik-Bildhauerin Beate Höing in einer ganz eigenständigen Ikonografie. Tatsächlich Vorhandenes, Assoziiertes und Erinnertes fügt sich in einem ambivalenten Spiel aus Realität und Fiktion zusammen, in welchem Traum und Albtraum, Entspannung und Erschrecken dicht beieinander liegen. Inhalte, Materialität und Form sind untrennbar miteinander verbunden.
Das keramische Material transportiert indirekt die Vorstellung von Kitsch, aber auch von traditionellem Handwerk. Diese „Hypothek“ kommt der inhaltlichen Aussage entgegen, wird von der Künstlerin fast provokant gesteigert. Eingearbeitete Nippes- und Porzellanfigürchen, seit Jahrhunderten Inbegriff bürgerlicher Vorlieben, als Dekorationsartikel oder Souvenir geliebt oder als Kitsch abgetan, bieten Spielraum für Imaginäres und Fantastisches.