Die Akademie der Künste, Berlin, präsentiert jedes Jahr das Werk eines ihrer Mitglieder der Sektion Bildende Kunst im Kurt Tucholsky Literaturmuseum im Schloss Rheinsberg. Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausstellung stehen Zeichnungen von Nanne Meyer.Die Künstlerin setzt in dem Zusammenspiel verschiedenster Materialien und beweglicher Prozesse durch Wiederholung, Transformation, Abweichung und Kombinatorik ein breites Feld an Assoziationen in Gang. In diesem künstlerischen Prozess wird das Zeichnen als ein ständiges Werden und Verschwinden erfahrbar. Das Erkunden von Zeit und Raum sowie das Verhältnis von Sprache und Text gehören zu Nanne Meyers Zeichenkunst. Es entsteht eine Struktur aus Formen und Themen, die die Künstlerin häufig mit Hilfe vorgefundener Materialien (u.a. Buchseiten, Landkarten, Anleitungen, Rollkarten, Fotokopien) entwickelt. Sie bemalt, beschneidet und überzeichnet das vorhandene Material, setzt es neu zusammen, so dass am Ende eine neue Aneignung und Umdeutung sichtbar wird.
In der Ausstellung im Kurt Tucholsky Literaturmuseum sind rund 70 ausgewählte Werke zu sehen, darunter übermalte Landkarten, auf denen abstrahierte Fantasieländer, -wege, -städte und -flüsse entstehen, sowie zeichnerische Eingriffe mit Wörtern und Buchstaben auf ausrangierten Schulrollkarten. Auf einer raumgreifenden Tafel fügen sich filigran ausgeschnittene Ländergrenzen zu einem überdimensionierten „Schreib-Blatt“ mit abstrakten Schriftzeichen zusammen. Die Werkgruppen werden mit einer Auswahl aus Nanne Meyers Jahrbüchern ergänzt.
Die Ausstellungsreihe in Rheinsberg begann mit Jim Dine im Jahr 2000 und wurde u. a. mit Rolf Szymanski, Alfonso Hüppi, Karin Sander, Dorothee von Windheim, Hanns Schimansky, Dieter Appelt, Thomas Florschuetz und zuletzt mit Richard Deacon fortgesetzt.
Nanne Meyer wurde 1953 in Hamburg geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin. Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ihre Arbeiten umfassen Zeichnungen, Collagen und Künstlerbücher. Nanne Meyer waren Einzelausstellungen u. a. in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München, in der Kunsthalle Bremen, in der Hamburger Kunsthalle, im Museum Goch, im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, und im Max Liebermann Haus in Berlin gewidmet. Ein DAAD-Stipendium führte sie an die Saint Martin's School of Art in London (1982/83). Neben einem Stipendium der Villa Massimo in Rom (1986/87) erhielt sie 2013 den Künstlerinnenpreis NRW für Zeichnung (Hauptpreis) sowie 2014 den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin. Von 1994 bis 2016 lehrte sie als Professorin für Zeichnen und Illustration an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Kürzlich war Nanne Meyer mit der Ausstellung „überAll – von Punkthelligkeiten und Turbulenzmustern“ (Januar-Mai 2022) im Horst-Janssen Museum in Oldenburg zu sehen.
In Kooperation mit dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum Schloss Rheinsberg