Italienische Porträtminiaturen sind wenig bekannt in Museen und bei Privatsammlern marginal vertreten. Die Ausstellung Di passaggio im Kunst Museum Winterthur hebt nun die Qualität dieser Werke hervor. Erstmals ergänzen und bereichern dabei externe Leihgaben die Winterthurer Bestände.Miniaturmalerinnen und -maler machten sich oft als Handelsreisende verdient, sie waren auf der Durchreise – Di passaggio. Ihre Porträtbildnisse waren luxuriöse Preziosen, die einen geliebten Menschen während dessen Abwesenheit ersetzten. Sie dienten als Erinnerungsstücke, Präsentationsobjekte oder Statussymbole. Sie sind bildhaftes Zeichen verwandtschaftlicher Verbindungen der europäischen Aristokratie.
Die italienischen Bildnismaler von Weltruf – Rosalba Carriera, Ignazio Pito Vittorio Campana, Domenico Bossi und Ferdinando Quaglia – machten ausserhalb ihrer Heimat Karriere. Italien selbst war zur Zeit des Klassizismus in zahlreiche Republiken und kleine Herzogtümer zersplittert. So verweilten etliche Miniaturisten in den damaligen Kunstzentren London und Paris oder reisten von einem Fürstenhof zum nächsten. Ihre Porträtbildnisse, nach klar definiertem Stil der jeweiligen Station, verdeutlichen die opulente Inszenierung der gehobenen Gesellschaft in kostbaren Roben aus Seide und Spitze, sorgfältig frisiert und mit perfekt abgestimmten Accessoires.
Diejenigen Miniaturisten, welche in der Heimat verblieben – Francesco Emanuele Scotto, Francesco Paolo Sacco, Bianca Festa – verfolgten, in der Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern, einen eher klassisch-nüchternen, bisweilen artifiziell anmuten Porträt-Stil.
Die Ausstellung Di passaggio präsentiert eine konzise Auswahl von Miniaturen italienischer Künstler des Klassizismus aus dem reichen Fundus der Miniaturensammlung, ergänzt durch ausgewählte Leihgaben. Sie zeigt sowohl die stilistischen Einflüsse des jeweiligen Entstehungsortes als auch die internationale Vernetzung der führenden Miniaturisten.