Von der Steinzeit zum Weltraumzeitalter: Der Aufbruch ins Unbekannte ist eine menschliche Grunderfahrung – und Teil jeder Familiengeschichte. Der Weg zu neuen Horizonten erfordert Mut. Wohin gehen? Was mitnehmen?Das Germanische Nationalmuseum stellt in dieser Ausstellung beispielhaft Menschen vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen auf den Weg gemacht haben, darunter die Kinderbuchautorin Judith Kerr sowie die Künstler Frank Auerbach und Gerhard Richter.
Die Ausstellung präsentiert Objekte aus der eigenen und aus internationalen Sammlungen, die Geschichten der Migration erzählen. Sie alle zeigen: (Auch) Kunst und Kultur sind ohne Migration undenkbar. Vom Aufbruch über den Weg bis zur Ankunft erkundet die Ausstellung Etappen der Migration, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert. Sie endet mit dem Weg ins All zwischen Science und Fiktion.
AufbruchWarum zu neuen Horizonten aufbrechen? Die Gründe für Migration sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Längst nicht immer gibt die Flucht vor Krieg oder Naturkatastrophen den Ausschlag. Oft sind es alltägliche Anlässe, wie Jobwechsel, Partnerschaft und Familie, oder der Wunsch nach Freiheit und Selbstverwirklichung. Bei aller Ungewissheit, birgt jeder Aufbruch auch die Hoffnung auf ein besseres Leben.
WegeBis heute sind die tatsächlichen Wege zu neuen Horizonten mit Wagnissen und Gefahren verbunden. In Epen und Erzählungen werden sie von Generation zu Generation weitergegeben. Die biblische Geschichte des Durchzugs durchs Rote Meer tröstet heute Flüchtlinge auf Lesbos, wie das in Moria entstandene Gemälde „Modern Moses“ eindrücklich belegt. Der irrfahrende Odysseus im frühen 20. Jahrhundert regte James Joyce und Nikos Kazantzakis zu ihren Werken an.
AnkunftMigrationserfahrungen prägen die Identitäten der Angekommenen und ihrer nachfolgenden Generationen und sorgen für sozialen Wandel in den Ankunftsgesellschaften: Jüdische Kinder, die sich vor den Nationalsozialisten nach London retteten, waren dort mit Krieg, Verlust und nicht zuletzt mit einer neuen Sprache konfrontiert. Deutsche Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg bauten sich in der Bundesrepublik eine neue Existenz auf. Türkischstämmige Menschen kamen als Gastarbeiter*innen in Deutschland an und wurden zu einem integralen Teil der Gesellschaft. Sie alle treibt die Frage um: Wann bin ich wirklich angekommen?
ZukunftDas wahre Zeitalter der Migration hat gerade erst begonnen: Der Klimawandel zwingt bereits jetzt vielerorts Menschen dazu, ihre Heimatregionen zu verlassen. Die Prognosen des Climate Archive lassen erahnen, dass sich diese Entwicklung in Zukunft verstärken wird. Zumindest in der Vorstellung siedeln die Menschen der Zukunft allerdings nicht mehr nur auf der Erde. Welche neuen Horizonte die Menschheit im All anstrebt, wird in einer Gegenüberstellung von Wissenschaft und Fiktion gezeigt. Die Ausstellung fragt auch, wie das Zusammenleben in der nahen Zukunft auch hier, auf unserem Heimatplaneten gelingen kann.