Der Gropius Bau freut sich, Wu Tsangs großformatige Installation Of Whales (2022) im frei zugänglichen Lichthof des Gropius Bau zu präsentieren.Die Arbeit ist das Ergebnis von Tsangs multidisziplinärer Forschung zu Herman Melvilles Roman Moby Dick (1851) und wurde zuerst auf der 59. Biennale di Venezia (2022) gezeigt. Of Whales entwirft surreale Meeresumgebungen, die in Echtzeit von Extended-Reality-Technologien erzeugt und von einem 16-Kanal-Soundtrack aus Blas- und Streichinstrumenten begleitet werden. Die Klanglandschaft erfüllt den gesamten Lichthof und lädt Besucher*innen dazu ein, über Verwandtschaftlichkeit mit Wasserlebewesen und Verhältnisse des natürlichen Wandels nachzudenken.
Wu Tsang hat 2018 als erste Artist in Residence ein Studio im Gropius Bau bezogen. In der Ausstellung There is no nonviolent way to look at somebody (2019–2020) stellte sie durch Dokumentarfilme, Fotografien, Skulpturen und Choreografien Politiken der Migration und Vertreibung in den Mittelpunkt der Bildproduktion. Die Verbindung zwischen Raum, Politik und Körpern ist seither zentrales Element der Programmgestaltung des Gropius Bau.
Of Whales ist Teil einer filmischen Trilogie, zu der auch Tsangs 75-minütige Adaption (Moby Dick; or, The Whale, 2022) des Romans gehört, in der die Erzählung der obsessiven Suche nach dem gleichnamigen weißen Wal neu verhandelt wird. Heute kann Melvilles Moby Dick im Zusammenhang mit der Forschung zur transatlantischen Versklavung, der subversiven Geschichte der Seefahrt und artenübergreifenden Beziehungen gelesen werden.
Of Whales verschiebt die Blickrichtung, indem es die Geschichte von unterhalb der Meeresoberfläche imaginiert. Die Arbeit taucht tief in den ozeanischen Kosmos aus Melvilles Erzählung ein und entfaltet durch musikalische Kollaborationen und Echtzeittechnologien eine poetische Meditation über die Perspektive des Wals. Tsangs Installation spiegelt die spiralförmige Erzählstruktur von Moby Dick in einer zyklischen Bewegung des Wals zwischen Meeresuniversum und Oberfläche.
Die Rufe und Gesänge der Meerestiere und die sich ständig verändernden Unterwasserszenen verweisen dabei auf eine Welt jenseits des Anthropozentrischen – so wie auch die Klangfrequenzen der Wale jenseits der Grenzen menschlicher Wahrnehmung liegen.