Cornelia Gurlitt (1890 – 1919), Tochter des Dresdner Kunsthistorikers Cornelius Gurlitt und Schwester des Kunsthistorikers Hildebrand Gurlitt, „Hitlers Kunsthändler“, war eine ebenso talentierte wie ambitionierte Grafikerin des deutschen Expressionismus. Den Aufstieg ihres Bruders in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Kunstbürokratie sollte die junge Zeichnerin, die an der Ostfront in Wilna (heute Vilnius) als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg stationiert war, nicht mehr erleben. Im Jahr 1919 beging sie mit 29 Jahren Selbstmord.„Mit jeder, die ich verließ starb ein Stück meiner Seele“, heißt es in Paul Fechters Liebesroman „Die Gärten des Lebens“ zwanzig Jahre nach Cornelia Gurlitts Suizid. War es eine tragische Liebe zu dem ebenfalls in Wilna stationierten Kunstkritiker und Schriftsteller, welche die Künstlerin so früh in den Tod trieb?
In Anton Koligs (1886 – 1950) offizieller Biografie bleibt Cornelia Gurlitt, die er 1913 in Paris oder Dresden, wo sich der Maler aufhielt, kennenlernte, bislang unsichtbar. Sein „Erstes Selbstbildnis“ aus dem Jahr 1915 schenkte er der treuen Freundin und ihr widmete er eines seiner expressiven Hauptwerke, Klage“. Viel ist über die Beziehung zwischen den beiden Künstler*innen, die eine Seelenverwandtschaft verband, nicht bekannt. Als Dank und Andenken an Cornelia nimmt Kolig 1919 das Gemälde „Frau mit Fächer“ in Angriff, das er lebenslang an seiner Seite bewahren sollte.
Lang verborgene Arbeiten von Cornelia Gurlitt, deren Œuvre noch nie in diesem Umfang in Österreich gezeigt wurde und frühe Werke von Anton Kolig werden erstmals in einen Dialog gerückt.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern, dem Vilna Gaon Museum of Jewish History, Vilnius und privaten Leihgebern.