„Nacktheit kann ein Weg sein umfassender verstanden zu werden“ (Rosalind Solomon) Ausgestreckt auf einem Sofa träumt ein junger unbekleideter Mann. Wie aufgebockt auf dem Rücken eines Pferdes ein nackter Reiter. Ein Märtyrer seiner Kleidung beraubt. Eine Frau döst hüllenlos unter einem Lampenschirm vor sich hin. – Aktbilder aus 20 Jahren. Zeichnungen die Geschichten erzählen, auf das wesentliche reduzierte Leinwandbilder, spielerische Fotografien. Zeigen und verbergen.Michael ZieglerDer 1960 in Wels geborene und seit 30 Jahren in Innsbruck lebende Künstler Michael Ziegler ist mit seiner neuen Ausstellung nicht das erste Mal in der Galerie Rhomberg zu sehen. Doch wo im Sommer 2022 noch vorwiegend Landschaftsbilder und Stillleben von Blumen & Schnee an den Galeriewänden hingen können die Besucher:innen dieses Mal Akte in verschiedenen Medien, Zeichnung, Fotografie und Malerei bestaunen.
Nicht nur bei diesen Arbeiten, sondern allgemein beschränkt sich Ziegler nicht auf ein künstlerisches Medium und so umfasst sein Oeuvre Zeichnungen, Fotografien und Malereien auf Leinwand oder Papier, die jedoch inhaltlich miteinander verbunden sind und somit korrespondieren. Zieglers Arbeiten dieser Ausstellung bewegen sich weg vom klassischen Aktbild. Das Feld wird erweitert in viele andere Sphären und ist somit eine Eröffnung des eng gefassten Begriffes des Aktes. Die Aktdarstellungen beschränken sich nicht allein auf das Körperliche, sondern eröffnen neue Dimensionen. Die Art der Darstellung und die Positionierung der im Bild Dargestellten geben Einblicke in andere, auch psychologische Aspekte.
Trotz dieser Verbundenheit unterscheiden sich die einzelnen Medien voneinander. Der Kontrast zwischen den Zeichnungen, welche eher erzählerisch sind und den Malereien, die auf einzelne Menschen reduziert sind, ist groß. In den Malereien geht um den Menschen als Ganzheit, die Figuren werden in den Mittelpunkt des Bildes gesetzt. Die Personen scheinen androgyn, die Brustwarzen werden als geschlechtloses Zeichen betont und strahlen rot aus den sonst in kühler, bläulicher Farbe gehaltenen Bildern mit pastosem Farbauftrag.
Die Zeichnungen werfen verschiedene Blickwinkel auf die Möglichkeiten der Aktdarstellung. Gestalterisch liegt bei der Zeichnung der Schwerpunkt auf der Linie – es wird wenig schattiert oder mit Tönen im Bild gearbeitet – die autonome, zarte Linie spricht für sich und schafft dadurch Kontrast und Klarheit.
Die Fotografien bringen neben diesem Kontrast durch eine helle Belichtung und teilweise bunte Farben eine gewisse Leichtigkeit in das Zusammenspiel der Medien. Michael Ziegler überzeugt in dieser Ausstellung erneut durch eine passende Vereinigung von verschiedenen Medien und Stilen, die jedoch im Thema zusammenhängend sind und somit sowohl einzeln, als auch als Ausstellungskonzeption beeindruckend sind.