Zum KünstlerGeboren am 13. August 1898 in Mainz als Sohn des erfolgreichen Musikverlegers Ludwig Strecker, wuchs Paul Strecker in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach dem Schulabschluss besuchte er ab 1918 die die private Malschule Heymann und Knirr in München und wechselte dort dann 1920 an die Akademie der Bildenden Künste. Bereits während seines Studiums knüpfte er Kontakte zur internationalen Kunstszene. Die einflussreichen Kunsthändler Alfred Flechtheim, Paul Cassirer und Karl Buchholz förderten früh das junge Talent. Auf ihre Empfehlung hin begab sich Strecker 1924 nach Paris, wo er bis 1944 blieb und damit den größten Abschnitt seiner Schaffenszeit verbrachte.
Inmitten der lebendigen Pariser Kunstszene der 1920er Jahre ließ er sich von der künstlerischen und intellektuellen Atmosphäre der Stadt durchdringen. Er knüpfte Kontakte zu Künstlern, Kritikern und Galeristen und hielt Begegnungen und Inspirationen in seinen Tagebüchern fest. Das wachsende soziale und künstlerische Umfeld führte bei Strecker zu einer rasanten Weiterentwicklung seines künstlerischen Stils. Zugleich kollaborierte er mit Beginn des Nationalsozialismus mit dem Deutschen Propagandaministerium und unterstützte damit die kulturpolitischen Außeninteressen Deutschlands. 1944 zog Strecker nach Berlin und entfaltete in den wenigen Jahren vor seinem Tod im Jahr 1950 eine intensive künstlerische Tätigkeit als Maler, Bühnenbildner und Autor. Zudem wurde er 1946 von Karl Hofer an der Hochschule für Bildende Künste als »Lehrer für Malen und Zeichnen« angestellt. Parallel fertigte er zahlreiche Bühnenbilder für das Berliner Theater und die Deutsche Oper.
Die Bildwelten Paul Streckers zwischen 1944 und 1950Paul Streckers eigentümlicher Stil vollzieht in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine faszinierende Wendung. Zeigte sich der Künstler in seinen Pariser Jahren noch stark vom französischen Expressionismus geprägt, so scheinen die Grenzen zwischen Bildenden und Darstellenden Künsten zunehmend zu verschwimmen. Magier, Artisten und Schauspieler verleihen den diffusen Licht- und Raumgebilden in Streckers Gemälden den Anschein von Aufführungen. Zugleich weckt das Ausblenden von sichtbaren Interaktionen zwischen Bühne und Publikum einen befremdlichen Eindruck von Isolation und Disjunktion. Streckers irritierende Darbietungen erscheinen daher als entrückte und zutiefst verunsichernde Körper- und Beziehungskonstellationen. Im Kontext der Nachkriegsgeschichte lassen sich seine Werke zweifellos als Zeugnisse einer aufgespaltenen Kultur und Gesellschaft lesen, zeigen sie doch gleichermaßen Entfremdung und Ringen um künstlerische Identität.
Kurator: David Ludwig, Wissenschaftlicher Volontär im Kunsthaus Dahlem
Mittwoch–Montag: 11:00–17:00 Uhr.Dienstag geschlossen.
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