André Thomkins, Knopfei, 1958/77 © 2013, ProLitteris, Zürich André Thomkins, Knopfei, 1958/77 © 2013, ProLitteris, Zürich - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumLI

Wer: kunstmuseumLI

Was: Ausstellung

Wann: 24.05.2013 - 15.09.2013

André Thomkins (*1930 in Luzern, †1985 in Berlin) war einer der innovativsten und vielseitigsten Künstler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere in den 1960er-Jahren trat er mit kreativen künstlerischen Experimenten hervor, wobei, die Anfänge dieser Praxis bis in die Mitte der 1950er-Jahre zurückreichen. Ende der 1960er-Jahre setzte die öffentliche Rezeption…
André Thomkins (*1930 in Luzern, †1985 in Berlin) war einer der innovativsten und vielseitigsten Künstler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere in den 1960er-Jahren trat er mit kreativen künstlerischen Experimenten hervor, wobei, die Anfänge dieser Praxis bis in die Mitte der 1950er-Jahre zurückreichen. Ende der 1960er-Jahre setzte die öffentliche Rezeption seines Werkes ein, die sich in ersten Einzelausstellungen in Museen seit Beginn der 1970er-Jahre niederschlug. Der Blick auf sein Werk führte dabei von seinen innovativen und spielerisch experimentellen Werken weg und hin zu Thomkins als Zeichner. Seither wurden die eher traditionellen Aspekte seines zeichnerischen Werkes in den Vordergrund gestellt, geschätzt und wahrgenommen. Thomkins’ experimentelle künstlerische Praxis stand fortan im Hintergrund.

In den vergangenen Jahren erfolgte im Kontext neuer künstlerischer Strategien, insbesondere durch seine Werkgruppe der Lackskins, eine Wiederentdeckung des zweifachen documenta- Teilnehmers (5/1972 und 6/1977).

Alltägliche Materialien wie Gummi, Illustriertenfotos und -papier, Lebensmittel und Fundstücke prägen sein Werk ebenso wie tradierte künstlerische Mittel und Techniken. Aus Experimenten mit diesen unterschiedlichen Materialien entstanden seine humorvoll-fantastischen Werke von gedanklicher Tiefe und spielerisch-assoziativer Qualität – thematisch verschlungen und überraschend.

Das Kunstmuseum Liechtenstein arbeitet seit 2002 den umfassenden Nachlass des Künstlers systematisch auf. Das mit etwa 6700 Werken ausserordentlich umfangreiche Konvolut beinhaltet Arbeiten aus allen Schaffens- und Lebensphasen und erlaubt einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise von Thomkins. Diese umfassende Retrospektive stellt sein Werk neu vor.

André Thomkins. Eternal Network zeigt die grosse Bedeutung des Experimentators Thomkins und setzt seine technischen und formalen Neuentwicklungen in ein gleichwertiges Verhältnis zu dem ungleich bekannteren zeichnerischen Werk. Hierzu gehören nicht nur die bildkünstlerischen Werkgruppen, sondern gleichermassen die wortkünstlerischen Arbeiten und seine musikalischen Versuche. Auch werden erstmals zwei wichtige Werke, die in und für Aktionen entstanden sind, zusammengeführt. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung zahlreiche Arbeiten aus dem Nachlass, die bislang kaum oder noch nie zu sehen waren. Erstmals wird es so mit dieser Ausstellung möglich, das Werk von André Thomkins in seiner ganzen Breite und Vielfalt zu erfahren.

Die reich bebilderte Publikation bietet zudem neue Anregungen für die künftige Rezeption des Künstlers. Die Rolle der Beschäftigung mit den Ideen Marcel Duchamps, die Bedeutung, die Thomkins für den Begriff und die Entwicklung des „Labyr“ hat, sowie die Verschränkung von bild- und wortkünstlerischen Verfahren werden hier erstmals ausführlich in den Textbeiträgen diskutiert.

Die Ausstellung ist eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Dagmar Streckel und Friedemann Malsch. Die Werkschau wird anschliessend in der Kunsthalle Düsseldorf und im Bruseum – Neue Galerie Graz zu sehen.

Katalog zur AusstellungAndré Thomkins. Eternal Network Zur Ausstellung erscheint im Kerber Verlag ein Katalog mit Beiträgen von W. Dörstel, E. Gomringer, G. Jansen, S. Kunz, F. Malsch, B. Räderscheidt, D. Streckel sowie mit einem Gespräch zwischen F. Malsch und H. Molderings. 408 Seiten, mit Farbabbildungen aller ausgestellten Werke.

BegleitprogrammKunst 60 plus Kunst 60 plus ist ein Angebot für Menschen ab 60 Jahren, die Lust und Muse haben, die aktuellen Ausstellungen und Sammlungspräsentationen im Kunstmuseum kennenzulernen: gemeinsam über Kunst sprechen, Fragen stellen, Antworten suchen, sich austauschen, Wissenswertes erfahren, mit Unbekanntem vertraut werden und Neuland betreten.

Dienstag, 4. Juni 2013, 14–16 UhrDienstag, 3. September 2013, 14–16 Uhr mit Barbara Redmann Ohne Anmeldung. Kosten: Museumseintritt, (CHF 8.– oder Jahreskarte CHF 40.–)

Donnerstag, 6. Juni 2013, 20 UhrFilmclub im Kunstmuseum Shadows von John Cassavetes, USA, 1959, 87’, E/d Lelia lebt mit ihren Brüdern Hugh und Ben in einer kleinen Wohnung in New York, Nähe Times Square. Die drei stammen aus einer Mischlingsfamilie: die 20-jährige Lelia und Ben sind weisshäutig, Hugh ist schwarz. Ben träumt von einer Zukunft als Jazztrompeter, Hugh davon, ein grosser Sänger zu werden; einstweilen müssen sie sich jedoch mit schäbigen Engagements abfinden. Eines Tages lernt Lelia bei einer Vernissage Tony kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Tony ahnt nichts von ihrer Herkunft. Dann begegnet er Lelias Bruder Hugh. Technisch wie inhaltlich stellte die Produktion eine Revolution der damaligen Filmbranche dar. Schatten leistete sowohl für die Entstehung des Independent- oder Experimentalfilms als auch für die Entwicklung des Blaxploitation-Kinos einen entscheidenden Beitrag. Noch nie zuvor hatte sich ein (weisser) Regisseur derart offen mit den Problemen und dem Alltag der schwarzen Bevölkerung in der modernen amerikanischen Gesellschaft beschäftigt.

Samstag, 8. Juni 2013, 14–17 UhrKunstsamstag Workshop mit Natalie Thomkins André Thomkins war meisterhaft darin, eine Struktur, einen Rapport zu bauen und in die entstandenen Formen fantasievoll Figuren, Landschaften und Architekturen zu interpretieren. Die Technik erlaubt auf spielerische Art groteske Situationen herzustellen, die sich «von selbst» ergeben und nicht geplant werden können. Erleben Sie, welche überraschenden Bildfindungen bei Ihnen entstehen, wenn Sie sich in das Netz des Rapports verstricken. Natalie Thomkins hat von ihrem Vater gelernt, wie er einen Rapport aufbaute und freut sich, im Rahmen dieses Workshops mit Ihnen auf die Reise zu gehen. Natalie Thomkins (* 1961 in Essen) studierte an der Hochschule der Künste, Berlin. Die Künstlerin war unter anderem von 1987 bis 1995 als Bühnenbildnerin für Solotanzstücke von Hannele Järvinen tätig. Heute lebt und arbeitet sie in Umbrien, Italien.

Sonntag, 23. Juni 2013, 11 UhrKonzert Hommage à André Thomkins Sterling Betancourt und Musiker

Improvisationen auf Original-Xylophon von André Thomkins und Steel Drums aus der Karibik

André Thomkins machte 1979 eine längere Reise, die ihn über Südamerika bis nach Afrika führte. Sein besonderes Interesse galt der Strassenmusik in ihren unterschiedlichen Formen, besonders dann, wenn die Instrumente aus Schrottteilen kunstvoll gefertigt wurden. Auch Thomkins baute Musikinstrumente aus nicht mehr verwendeten Materialen: Xylophone aus Brennhölzern. Sterling Betancourt brachte zusammen mit Ralph Bowen und David Henry diese Brennholz- Xylophone schon einige Male zum Klingen. Im Kunstmuseum werden Betancourt und Musiker aus der Schweiz auf einem dieser Xylophone aus der Sammlung spielen: André Thomkins’ Brennholzmusik.Sterling Betancourt (* 1930 in Trinidad) ist ein Wegbereiter und erfolgreicher Musiker sowie Instrumentenbauer der Steel Pan. Seit 1945 baut er aus alten Ölfässern seine Instrumente. 1951 wurde er mit der Gruppe TASPO zum Festival of Britain eingeladen. Betancourt bleibt in London und baut weitere Gruppen der Steel-Drum-Bewegung auf. Bis heute unterrichtet er und gibt weltweit Konzerte.

In Kooperation mit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft. Samstag, 20. Juli 2013Aktion für mehrere Gitarren Neue Aktion mit Christian Jendreiko Nach seinem erfolgreichen Projekt Schöne Zeiten im vergangenen Jahr kommt der Düsseldorfer Künstler Christian Jendreiko mit einer neuen Musikaktion ins Kunstmuseum Liechtenstein. Auf Einladung des Museums und des poolbar Festivals in Feldkirch verfasst er eine Neue Aktion. Die Aktion wird das gesamte Kunstmuseum über einen ganzen Tag hinweg in eine soziale Skulptur versetzen. Beteiligt sein werden bis zu 9 MusikerInnen, KünstlerInnen und FreundInnen aus Liechtenstein, Feldkirch, Wien und Nürnberg.

„Mein Ausgangspunkt ist der Instrumentalist, der Spieler, der Mensch. Was er denkt, was er fühlt, was er erlebt, was er daraus macht, wenn er zum Instrument greift und welches Bild er dadurch von sich abgibt. […] Im Grunde handelt es sich bei den Aktionen um Lebensentwürfe, die wir an einem oder an zwei Tagen gemeinsam ausprobieren.“ Christian Jendreiko

Veranstaltungsbeginn und weitere Angaben werden auf der Website www.kunstmuseum.li veröffentlicht. Im Anschluss findet die Aktion eine Fortsetzung beim poolbar Festival in Feldkirch. In Kooperation mit dem poolbar Festival Feldkirch (www.poolbar.at).

Donnerstag, 22. August 2013, 20 UhrFilmclub im Kunstmuseum Le beau Serge von Claude Chabrol, FR, 1958, 96’, F/d Noch vor A bout de souffle und Les quatre cents coups – und danach oft unverdienterweise zu deren Gunsten übergangen – markiert dieser erste Film Claude Chabrols die Geburtsstunde der Nouvelle Vague. Mit dem Nachfolger Les Cousins bildet Le beau Serge (der deutsche Titel lautet Die Enttäuschten) ein Diptychon, in dem Chabrol die Geschichte von Landmaus und Stadtmaus ironisch variiert. Ein tuberkulöser Theologiestudent kehrt nach mehr als einem Jahrzehnt in seine ländliche Heimatstadt zurück. Das Leben in der Provinz hat sich nicht viel verändert, aber die Menschen. Enttäuscht muss er feststellen, dass sein Jugendfreund und Vorbild nicht ein viel versprechender Architekt, sondern ein unglücklich verheirateter Trinker geworden ist. Die Theorien der Cahiers du cinéma werden erstmals in die Praxis der Mise-en-scène (in Szene setzen) überführt: Thematisch stark vom verehrten Alfred Hitchcock geprägt, macht der Film bereits eine ganz spezielle Distanz sichtbar – ciné-Chabrol.

Donnerstag, 29. August 2013, 18 UhrVortrag André Thomkins: Freunde + Freunde von Stephan Kunz André Thomkins ist ein grosser «Meister im kleinen Format», ein Bild- und Wortkünstler mit Beziehungen in die unterschiedlichsten Bereiche künstlerischer Tätigkeiten. Wegen seiner stilistischen Vielfalt scheint er ein kaum fassbarer Einzelgänger zu sein. Durch einen kontinuierlich wachsenden Freundeskreis geriet er ab Ende der 1950er-Jahre mitten in eine künstlerische Aufbruchszeit im Rheinland und im Ruhrgebiet, wo er sich als stiller und zurückhaltender, aber doch als stetiger Motor und Anreger an vielen Aktivitäten beteiligte und diese in seiner eigenen Arbeit reflektierte. Der Vortrag geht den vielfältigen Beziehungen dieses Schaffens nach und verortet es in der Kunst seiner Zeit. Stephan Kunz (* 1962), Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Zürich und Berlin. 1988–2011 Kurator am Aargauer Kunsthaus Aarau, seit 2011 Direktor des Bündner Kunstmuseums Chur. Lebt in Chur. In Kooperation mit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft.

Eine StundeJeweils am ersten Sonntag im Monat widmen wir uns eine Stunde lang grundlegenden Fragen der Kunstgeschichte. Anhand von ausgewählten Kunstwerken beleuchten wir kunsthistorische Aspekte, untersuchen Entwicklungen, tauchen in Themenstellungen ein und erkunden, was uns die Kunst für unsere persönliche Erfahrungswelt mitgeben kann. Ein ausgewähltes Thema bildet den Schwerpunkt für den jeweiligen Sonntag. Jeder Termin ist einzeln besuchbar.

Sonntag, 2. Juni 2013, 11 UhrAndré Thomkins. Mit Vielseitigkeit in die 1950er-Jahre Sonntag, 1. September 2013, 11 Uhr André Thomkins. Netzwerke: Heutzutage ist nichts ausgeschlossen für denjenigen, der seine Wahl nicht getroffen hat

Tags: André Thomkins, Dadaismus, Liechtenstein, Surrealismus, Vaduz, Werke

Öffentliche FührungenDonnerstag, 13. Juni 2013, 18 UhrDonnerstag, 22. August 2013, 18 UhrDonnerstag, 12. September 2013, 18 UhrTake Away KurzführungenDonnerstag, 27. Juni 2013, 12.30 UhrDonnerstag, 29. August 2013, 12.30 Uhr