Nach der Ausstellung „Eine Ohrfeige dem öffentlichen Geschmack. Der Kubofuturismus und der Aufbruch der Moderne in Russland" setzt das Museum Ludwig seine Projektreihe zur russischen Avantgarde fort mit einer kabinettartigen Ausstellung seiner Malewitsch Sammlung. Diese ist eine der international größten des Künstlers und wird nun zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder gezeigt. Die rund 50 grafischen Arbeiten, vier Gemälde und eine Skulptur aus allen Schaffensperi-oden ermöglichen einen Einblick in die Entwicklung des Künstlers von der gegenständlichen Kunst über die Abstraktion und wieder zurück zur Gegenständlichkeit. Die vier Gemälde Malewitschs aus der Sammlung Ludwig wurden im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung kunsttechnologisch untersucht. Zehn suprematistische Gemälde von Künstlern aus Malewitschs Umfeld von Ekaterina Bugrowa, Iwan Kljun, Nina Kogan, Ljubow Popowa, Kliment Redko, Nicolai Suetin und Ilja Tschaschnik ergänzen die Ausstellung und belegen Malewitschs Einfluss auf seine Zeitgenossen.Der Begriff Suprematismus steht sowohl für die abstrakten Kompositionen aus reinen Flächenformen als auch für Malewitschs Theorie der reinen Gegenstandslosigkeit in der Kunst; er meint damit „das die Schranken von allem bisher in der Kunst geschaffenen Überschreitende".
Den Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Präsentation der beiden Gemälde aus der suprematistischen Werkphase Malewitschs „Supremus Nr. 38" von 1916 und „Suprematistische Komposition" von 1915. Dieses wurde für die Ausstellung umfangreich restauriert und beide Gemälde wurden kunsttechnologisch untersucht. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung umfassend dokumentiert.
Aufgrund der Resultate der durchgeführten Untersuchungen (UV, Infrarot, Röntgen) und ausgehend von der Objektgeschichte (Ausstellungen, Besitzerwechsel, frühere Restaurierungsmaßnahmen) werden sowohl der heutige Erhaltungszustand, als auch der Entstehungsprozess der beiden Gemälde sichtbar gemacht. Das Publikum lernt durch Detailaufnahmen bestimmte maltechnische Merkmale wie z.B. Oberflächenstrukturen und Pinselführung kennen - aber auch, welchen Einfluss Restaurierungsmaßnahmen auf das Erscheinungsbild der Gemälde haben können. Im Rahmen der Vorbereitung der Ausstellung sind auch zahlreiche Zeichnungen und Papierarbeiten Malewitschs restauriert worden.
Wie die Gemälde in der Sammlung, stammen auch die Zeichnungen Malewitschs aus allen Schaffensperioden, von seinen gegenständlichen Anfängen um 1903 über seine berühmte Erfindung und Ausarbeitung des (abstrakten) Suprematismus bis hin zu seiner Rückkehr zur Gegenständlichkeit. Diese Wende in seinem Spätwerk ist erst seit kurzem zum kunsthistorischen Forschungsgegenstand geworden. Die umfassende Sammlung Ludwig eignet sich hervorragend sowohl zur Erforschung der Abstraktion als auch der Gegenständlichkeit. Das Publikum kann die Entwicklungen in Malewitschs Werk verfolgen und nachvollziehen. Die Gegenüberstellung seiner frühen gegenständlichen Arbeiten mit den späteren ermöglicht einen einzigartigen Vergleich.
Ein Katalog, der die vollständigen Ergebnisse der kunsttechnologi-schen Untersuchungen aller vier Gemälde Malewitschs aus der Sammlung Ludwig dokumentiert und weitere wissenschaftliche Texte zu Malewitsch enthält, erscheint im Frühjahr 2010 mit Unterstützung der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museum Ludwig e.V.
Mit über 800 Werken betreut das Museum Ludwig eine der weltweit größten Sammlungen der Russischen Avantgarde. Im Mai 2009 ist eine sechsteilige Ausstellungsreihe gestartet (bis 2012), die die Schwerpunkte dieser Sammlung unter neuen Blickwinkeln untersucht. Die Reihe ist verbunden mit intensiver Forschung zu Technik, Bilderrahmen und Datierung. Die Ausstellungsreihe wird kuratiert von Katia Baudin, stellvertretende Direktorin des Museum Ludwig in Zusammenarbeit mit Emily Joyce Evans, wissenschaftliche Volontärin. Petra Mandt hat die kunsttechnologischen Untersuchungen durch-geführt und ihre Dokumentation erarbeitet.
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung am 4. Februar von 19 bis 22 Uhr laden die Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und Museums Ludwig und das Museum Ludwig zum „Russischen Roulette" ein: es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Führungen, Kurzvor-trägen und kulinarischen Überraschungen.
Am 30. März um 19 Uhr hält der Schweizer Grafiker Ruedi Baur einen Vortrag. Er will Rodtschenkos Haltungen der Pluridisziplinarität, der Kultur der Zusammenarbeit, der Integration der Schrift im Bild, Perspektivwechsel mit Hilfe der assoziativen Bildmontage mit unserer Gegenwart und seinen eigenen Arbeiten verbinden. Am 18. Juni 2010 ein internationales Symposium „Malewitsch unter dem Mikroskop" statt.