Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums seiner Er- öffnung – das Haus öffnete am 21. September 2001 erstmals die Museumstüren – präsentiert das Leopold Museum im Herbst 2011 zwei wich- tige Ausstellungen: Zum einen wird mit der…
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums seiner Er- öffnung – das Haus öffnete am 21. September 2001 erstmals die Museumstüren – präsentiert das Leopold Museum im Herbst 2011 zwei wich- tige Ausstellungen: Zum einen wird mit der…
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums seiner Er- öffnung – das Haus öffnete am 21. September 2001 erstmals die Museumstüren – präsentiert das Leopold Museum im Herbst 2011 zwei wich- tige Ausstellungen: Zum einen wird mit der Schau zur Sammlung Leopold II – Dank der Unterstüt- zung der Familie Leopold – erstmals ein umfas- sender Einblick in die Erwerbungen Prof. Rudolf Leopolds im Bereich der Kunst nach 1945 und der zeitgenössischen Kunst gezeigt. Der Großteil dieser Werke wurde nach der Gründung der Stiftung im Jahr 1994 erworben. Der andere Schwerpunkt widmet sich der Neuaufstellung der Werke von Egon Schiele (1890-1918). Das Leopold Museum besitzt die weltgrößte Schiele Sammlung und bemüht sich seit seiner Gründung um deren Präsentation in Form der ständigen Sammlung und Sonderausstellungen im Leopold Museum und im Ausland, zuletzt u.a. in Oslo, Athen, Mailand und Basel.
Großausstellung und Sammlungsneupräsentation: »Egon Schiele: Melancholie und Provokation«
Ab 22. September 2011 ist die Großausstellung »Egon Schiele: Melancholie und Provokation«. zu sehen. Ziel der Schau ist eine wegweisende Neu- präsentation der Meisterwerke von Egon Schiele aus der Sammlung Leopold. Prof. Dr. Rudolf Leo- pold (1925-2010) und seine Frau Dr. Elisabeth Leopold hatten in wenigen Jahrzehnten die be- deutendste Sammlung der österreichischen Klassischen Moderne zusammengetragen und vor allem die wichtigste Sammlung an Kunst- werken Schieles. Das Werden der Sammlung Leopold ist mit Rudolf Leopolds Kampf um die weltweite Anerkennung Egon Schieles und der österreichischen Kunst eng verknüpft. Dem Stif- ter und Gründer des Leopold Museum, Rudolf Leopold und seiner Frau Elisabeth sowie dem Künstler selbst ist diese Ausstellung gleicherma- ßen gewidmet.
Sensibles Genie und Provokateur
Egon Schiele ist ein Künstler der Extreme. Die Meisterwerke des genialen Malers und Zeichners provozieren heute noch ebenso wie zu Lebzeiten des Künstlers. 1918 im Alter von nur 28 Jahren verstorben, birgt seine Kunst doch bereits eine bemerkenswerte Reife und stille Weisheit in sich. Mit unglaublicher Einfühlsamkeit schildert der sensible Künstler die tiefsten Empfindungen des Menschen, Liebe, Angst und Melancholie. Eine große Traurigkeit und Wehmut liegt über vielen Bildern. Doch die Mittel des Ausdrucks sind mo- dern, aggressiv, provokant und schonungslos.
Wie ein Alter Meister
Die unverwechselbare künstlerische Handschrift Schieles war für Rudolf Leopold jener der Alten Meister ebenbürtig. Das Leopold Museum, das die größte Sammlung an Wer- ken des ungemein produktiven Künstlers besitzt, kann wie wohl kein anderes Museum Wesen und Genie des Künstlers anhand von Hauptwerken Schieles erklären. In einer bisher nicht gezeigten Dichte und Intensität widmet sich die Ausstellung im Leopold Museum dem Leben und Wirken von Egon Schiele.
Hunderte Werke: Gemälde, Zeichnungen, Briefe und Gegenstände aus persönlichem Besitz
Das Schaffen des neben Gustav Klimt bedeutendsten österreichischen Künstlers, wird durch die Bestände des Museums und mit Unterstützung durch Leihgaben eindrucks- voll vor Augen geführt. Mehr als 200 Gemälde und Arbeiten auf Papier lassen Schieles Weg zu einem der wichtigsten europäischen Expressionisten erlebbar werden. Aber auch Schieles ereignisreiches Leben wird durch eine Vielzahl von Briefen und anderen Gegenständen aus dem persönlichen Besitz des Künstlers in besonders authentischer Weise nachvollziehbar. Schieles Wirken von seinen Anfängen in Tulln und Klosterneu- burg bis zu den wichtigsten Stationen in Wien, Krumau und Neulengbach wird ebenso näher beleuchtet wie seine zahlreichen Reisen, die ihn auch nach Deutschland und Italien führten. Das gesellschaftliche Umfeld, die familiären Beziehungen, die regen Kontakte mit Künstlerfreunden, Sammlern und Mäzenen werden in der Ausstellung an Hand einer vielfältigen und anschaulichen Dokumentation vermittelt.
Diethard Leopold: Schiele als entscheidender Impuls für Aufbau der Sammlung Leopold
Kurator Diethard Leopold: »Egon Schiele war für den Sammler Prof. Dr. Rudolf Leopold der zentra- le Künstler, um den herum sich die Sammlung Leopold aufbaute, auf den sie in Teilen hinwies und von dessen Werk die entscheidenden Im- pulse für den Sammlungsaufbau kamen. Daher ist neben der Präsentation »Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Leopold II« die Neuauf- stellung von Schieles Werk zentrales Vorhaben des Jubiläums.«
Heutige Bedeutung von Schieles Werk
»Schiele wird dabei nicht nur im historischen Kontext gezeigt«, erläutert Diethard Leopold, mit Dokumenten, historischen Photographien, Zeugnissen von Zeitgenossen etc. »Der Künstler soll aus dem Schatzkästchen einer rein historischen Betrachtungs- weise befreit werden«, sagt Leopold. Was bedeutet Schieles Werk heute? Welche Im- pulse kommen von Schieles Werk auf heutige KünstlerInnen? Wie wirkt Schieles Werk vordergründig oder unterschwellig auf die Gegenwart? Diesen und anderen Fragen wird nachgegangen. Anhand dieser Leitfragen soll Schieles Werk untersucht werden, wobei der Fokus auf den Werken der Sammlung Leopold liegt. Leihgaben aus österrei- chischen Museen, unter anderem der Albertina und dem Belvedere sowie aus Privat- sammlungen, ermöglichen einen erweiterten Blick über den eigenen Bestand hinaus.
Dialog Schieles mit Gegenwartskunst »Work in progress« mit zeitgenössischen KünstlerInnen
»Work in progress« mit zeitgenössischen KünstlerInnen KünstlerInnen werden mit zeitgenössischen Positionen in Dialog gebracht und dazu animiert, ihre Ideen und Vorstellungen zu einem »lebendigen Schiele« zu präsentieren. Die Auswahl der KünstlerInnen und zeitgenössischen Positionen ist aktuell im Gan- ge und soll ein »work in progress« bis hin zur Ausstellung darstellen bzw. auch einen Dialog während der Ausstellung ermöglichen, im Sinne eines Museums, in dem ein lebendiger Kunstdiskurs stattfindet und möglich ist.
Neupräsentation als Dialog: Wagnis ohne Angst vorm Scheitern
»Eine solche Neupräsentation des Schieleschen Oeuvres erscheint nicht nur faszinie- rend und gleichzeitig geboten, sondern ist selbstverständlich ein Wagnis, das in ein- zelnen Dialog-Teilen auch durchaus scheitern kann, wie jedes künstlerische Projekt«, erklärt Diethard Leopold. Das Projekt wird genügend Ansatzflächen bieten, um an ihm in der Zukunft kontinuierlich weiterzuarbeiten. Für Leopold bedeutet diese Vorgangs- weise ein lebendiges Museum.
Melancholie und Provokation: Thema der Ausstellung und Schlagworte aktueller Themen
Unter dem Titel »Melancholie und Provokation« wird das Werk von Egon Schiele unter ein gerade heute brandaktuelles Thema gestellt: Provokati- on als Ausweg aus oder als Flucht vor der depres- siven Verfassung der herrschenden Wirklichkeit. Im letzteren Fall wäre Melancholie vielleicht das, was der gegenwärtige Diskurs »Abwesen« (Byung-Chul Han) nennt. Das Leopold Museum beleuchtet einerseits den historischen Kontext des Schieleschen Oeuvres in den letzten Lebens- jahren des Künstlers, einer scheinbar geschlos- senen, in Wahrheit jedoch brüchigen Wirklich- keit: die letzten Jahre der k. u. k. Monarchie. In diesem zeitlichen Umfeld war Schiele neben dem Komponisten Arnold Schönberg und den Künstlern Richard Gerstl und Oskar Kokoschka so etwas wie ein »accident in pa- radise« (Ona B). Andererseits aktualisieren wir diese künstlerische Provokation, indem KünstlerInnen und KuratorInnen dazu aufgefordert werden, »ihren« Schiele, d. h. die gegenwärtig noch immer lebendige Provokation, die zugleich Melancholie ist, zu prä- sentieren.
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