Zur Eröffnung: Schöne Aussichten! Für die Eröffnung des 21er Haus wurden Künstler eingeladen, Fragen zur gesellschaftlichen und institutionellen Bedeutung des Museums zu stellen und das neue Haus und seine Geschichte zu thematisieren. Jedes einzelne künstlerische Werk nähert sich dem Haus dabei auf individuelle Art und Weise und verwandelt es in ein freies Experimentierfeld, auf dem sich die unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen begegnen und überlagern können. Die Ansätze der Künstler sind dabei breit gefächert: Marcus Geigers Parodie auf staatstragende Repräsentationssymbole lässt Fahnen und rote Teppiche aus ihrem gewohnten Format geraten. Franz West setzt in den von Sonnenlicht durchfluteten Räumen des 21er Haus auf das Mondlicht und dessen besondere Qualitäten. Im Sound-Piece von Florian Hecker erwächst aus einer künstlerischen Kooperation eine Sound-Voice-Chimäre mit halluzinatorischer Wirkung. Während Oswald Oberhuber mit seinem Museum im Museum einen anderen, häufig vergessenen Blick auf die österreichische Kunst eröffnet, thematisiert Christian Philipp Müller in seiner Arbeit Family of Austrians Klischees, die auf Österreich projiziert werden.
Daneben findet sich eine Installation von Peter Kogler zu den Künstlerporträts, die das alternative Museumsprojekt museum in progress seit den 1990er-Jahren produziert. Mit seiner Neonskulptur Struttura al neon per la IX Triennale di Milano öffnet Lucio Fontana den Raum für die vierte Dimension der Architektur, und Sophie Thorsen recherchiert die Geschichte von Spielplastiken, die in den 1950er-Jahren für Wiener Kinderspielplätze konzipiert wurden und als Referenz für eine erweiterte Kunstgeschichtsschreibung dienen. Einen Stock tiefer im Foyer präsentiert Andrea Fraser eine überdreht-hysterische Museumsführung, in der die hochkulturelle Verankerung der Institution Museum persifliert und hinterfragt wird.
Lois Weinberger setzt der gängigen Präsentation im „White Cube“ seinen Wild Cube entgegen, während einige Meter weiter im Museumsshop Heimo Zobernig die Ökonomiesysteme von Kunst und Mode verquickt und mit seinem SALE-T-Shirt die Rolle des Künstlers als Marke thematisiert. Parallel laufen im Kino alte Wochenschauen, die die Geschichte des Hauses vermitteln, sowie eine poetische Illumination des Gebäudes durch Feuerwerke von Sasha Pirker und ein Film von Pierre Huyghe über Potenziale und surreale Geschichten, die sich in einem leer stehenden Museum entfalten könnten. Als Österreich-Premiere wird der Film Hypercrisis von Josef Dabernig aufgeführt, in dem in einem ehemaligen Erholungsheim für sowjetische Filmemacher die Schaffens- und Konzentrationskrisen der letzten verbliebenen Künstler ausagiert werden.
Der Titel Schöne Aussichten! verweist dabei in doppelter Hinsicht auf das neue Museum: Sowohl die Übersetzung des Worts „Belvedere“ als auch die transparente Architektur des 21er Haus, die in alle Richtungen Aussichten eröffnet, finden sich darin wieder.